Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Blatt
(ahd. ) westgermanisch zu ↑ "blühen";1 für das flache, meist grüne Pflanzenorgan, in der Gesamtheit "Laub",
kein Blatt vor den Mund nehmen (mhd. ; vgl. L190 Lexer) ›deutlich und ohne Scheu sprechen‹ wohl mit Anspielung an das Feigenblatt in der Genesis;
2 im Anschluß an lat. folium schon althochdeutsch ›Bogen von Papier oder Pergament‹ und ›Buchseite‹; "Flugblatt";
⊚⊚ das steht auf einem anderen Blatt »hat damit gar Nichts gemeinsam, ist etwas ganz Andres« (L264 Daniel Sanders); ein unbeschriebenes Blatt: ist eure seele noch ein unbeschriebenes blatt (Iffland; L109 Moriz Heyne);
2.1 seit Anfang des 19. Jahrhunderts speziell ›Zeitung‹, fliegendes Blatt »ein Blatt, z. B. eine Zeitung, welches Nachrichten enthält, die man bald über andere, neue vergißt, welches daher nur einen vorübergehenden Werth hat« (L033 Joachim Heinrich Campe), entsprechend in Zusammensetzungen: "Tageblatt", Nachrichtenblatt, Regierungsblatt, älter ↑ "Intelligenzblatt"; lose Blätter für einzelne Blätter (L320 Trübner), daher Loseblattsammlung (L097 GWb); der Diminutiv pejorativ: Jedenfalls hat ein Blick in das Blättchen genügt, und schon hat man gewußt, woran man war (J.A006 Jurek Becker, Lügner 107); Käseblättchen (↑ "Käseblatt");
2.2 »Blat im spiel« (L105 Georg Henisch), daher gutes, schlechtes Blatt, dazu wohl
das Blatt hat sich gewendet »das auß gluck vngluck wirt« (ebenda), ›ein Umschwung ist eingetreten‹;
3"S027" übertragen zur Bezeichnung dünner, flacher Gegenstände, so für verschiedene Teile des menschlichen Körpers, vgl. Schulterblatt (L105 Georg Henisch), BlattZwerchfell‹, wofür auch Herzblatt (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dazu
jmdm. schießt das Blatter wird aufgeregt (weil eine böse Ahnung in ihm aufsteigt)‹ (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 7. Auftritt); »blech von metall« (L105 Georg Henisch), daher Blattgold (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), Sägeblatt, Blatt eines Messers, einer Sense; weiter Ruderblatt; A180 Martin Luther (z. B. 1.Könige 6,34) für Flügel einer Tür, daher Türblatt;
Blattschuß »schusz auf den bug, die weidgerechte stelle« (L059 DWb 1860), vgl. Schulterblattschuß, wohl auch in Anlehnung an BlattschußZielscheibe‹ (frühnhd.).
blättern mhd. bletern,
1 reflexiv, von Blumen ›in die einzelnen Blätter zerfallen‹, von Teig ›in dünnen Schichten auseinandergehen‹, daher Blätterteig »Blattericht Gebackenes« (L308 Kaspar Stieler), dazu abblättern (17. Jahrhundert), z. B. von der Farbe;
2 in einem Buch blättern, es durchblättern (L308 Kaspar Stieler), verblättern (L105 Georg Henisch).
blättrig (frühnhd.) zu blättern(1): blättriger Kuchen, vierblättriger Klee.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Blatt