Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Biß
ahd. mhd. biz, zu "beißen"; ⇓ "S153" Nomen actionis und ⇓ "S152" Nomen acti; übertragen auf psychische Vorgänge (vgl. L004 Johann Christoph Adelung), dazu ↑ "Gewissensbiß"; ⇓ "S147" neu übertragen ›Schwung, Kraft‹ in Biß haben (L097 GWb);Bissen ahd. bisso, mhd. bisse; Ein Bißen Brot (L308 Kaspar Stieler), Einen Bissen essen »ein wenig essen« (L004 Johann Christoph Adelung); übertragen auf gedanklich schwer zu Verarbeitendes der Bissen, an dem ich am meisten würgte, zu wissen, dass das Leben selber Feindschaft nöthig hat (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 125);
bißchen (16. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ⇓ "S050" Diminutiv zu Biß, also ursprünglich ›soviel man mit einem Mal abbeißt‹, so noch bei L308 Kaspar Stieler mit anderer Diminutiv-Endung spürbar: Komm ein bißlein her; ein bißchenein wenig‹, wegen Verdunkelung der Ableitung bis um 1900 Bischen geschrieben, süddt. a/ ein biss(e)l, bissle, fränk. ein bissi, bißje, schweiz. e(s) bitz(e)li, niederdt. en beten, missingsch en büschen, bitschen; norddeutsch synonym dazu ein wenig (↑ "wenig") und ↑ "etwas" (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–54);
bissig vom 15. bis 19. Jahrhundert auch beißig (↑ "bärbeißig"), früh übertragen ›scharfzüngig‹: umb der bissigen scharpfen warheit willen leiden (1534; L059 DWb), ein bissiger satiriker (Jean Paul; L059 DWb).
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