Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
binden
gemeingermanisch, ahd. bintan, mhd. binden;1 ›zusammenfügen‹.
1.1 Objekt kann der Gegenstand sein, an dem das Binden unmittelbar vorgenommen wird: ein Tuch um den Kopf, um den Hals binden und so überhaupt bei Verbindung mit um.
1.2 Häufiger ist es ein Gegenstand, der vermittelst eines anderen befestigt wird: etwas an oder auf etwas binden, Luther sagt auch da nahmen sie den Leichnam und banden ihn in leinene Tücher, ferner und band zween Zentner Silbers in zween Beutel; allgemein das Haar (in Flechten), Blumen (in einen Kranz) binden; ferner das Haar in die Höhe binden u. dgl.; übertragen
⊚⊚ jmdm. etwas auf die Nase binden (↑ "Nase"), jmdm. etwas auf die Seele binden ›einschärfen‹; zuweilen (öfters bei Goethe) kurz gebunden wie sonst kurz angebunden. Speziell jmdn. binden ›fesseln‹; übertragen mir sind die Hände gebunden ›ich kann nicht handeln, wie ich will‹.
1.3 Auch das Resultat des Bindens kann als Objekt stehen: einen Strauß, einen Kranz, eine Schleife, einen Besen, Garben binden; fachsprachlich ein Buch, ein Faß binden, wobei jetzt ein eigentliches Binden gar nicht mehr stattfindet; dazu Buchbinder, Faßbinder, statt des letzteren ursprünglich (9. Jahrhundert) einfaches Binder; in der Küche ›mit Mehl eindicken‹ eine Soße binden (vgl. L320 Trübner).
2 Mit Verallgemeinerung der Bedeutung,
2.1 wobei nicht nur eine Person, sondern auch das Bindemittel zum Subjekt gemacht werden kann: Leim, Mörtel bindet; physikalisch Wärme wird gebunden (Gegensatz "frei"), Töne werden gebunden (Ligatur); Wörter werden durch den Reim miteinander gebunden, daher gebundene Rede (L308 Kaspar Stieler) ›Poesie‹ als Gegensatz zur ungebundenen ›Prosa‹;
⊚ an die Scholle gebunden sein;
2.2 sich binden ›sich verpflichten‹, geflügeltes Wort Drum prüfe, wer sich ewig bindet, / Ob sich das Herz zum Herzen findet (A222 Friedrich Schiller, Glocke); sich durch einen Eid, ein Versprechen binden, aber auch ein Eid, ein Versprechen bindet jmdn. , eine bindende Zusage; sich an etwas binden ›sich an etwas halten‹, an eine Regel, Vorschrift, an eine bestimmte Zeit; an etwas gebunden sein ›genötigt sein, sich an etwas zu halten‹. Dazu manche bildliche Verwendungen, vgl. von der Gewalt, die alle Wesen bindet (Goethe), heilge Ordnung, die das Gleiche frei und leicht und freudig bindet (Schiller), in erster Jugend, da sich kaum die Seele an Vater, Mutter und Geschwister band (Goethe) – Gegensatz zu binden ist "lösen", der Gegensatz kann aber noch genauer durch eine Zusammensetzung von binden selbst mit Präfixen, die eine Lösung, Trennung ausdrücken, bezeichnet werden: ⇑ "abbinden", "aufbinden", "entbinden", "unterbinden" (ähnlich bei "knüpfen", "schnüren", "schließen", "decken", "hüllen" u. a.). Weiter ⇑ "anbinden", "einbinden", "verbinden", "vorbinden".
Bindeglied »zur Verbindung dienendes Glied« die Konjunktionen sind die Bindeglieder der Sätze (L264 Daniel Sanders);
Bindestrich ⇓ "S189" für lat. signum connectionis, 1735 Bindestrichlein (L360 ZDW15,37), älter Bindezeichen;
Bindewort Verdeutschung von "Konjunktion" L308 Kaspar Stieler 1691, dann durch Gottsched verbreitet: Kein Und, kein Bindewörtchen darf außenbleiben (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,91,23);
Bindfaden ohne e, weil es nicht mehr in so enger Beziehung zu bindensteht (Synonyme ⇑ "Kordel", 1"Schnur", 1"Spagat", "Strick", "Strippe", L171 Paul Kretschmer 120; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 73),
⊚ es regnet Bindfäden ›langanhaltend‹.
Binde ahd. binta, mhd. binde; ⇓ "S132" medizinisch er sol nicht verbunden… noch mit binden zugebunden werden(A180 Martin Luther, Hesekiel 30,21), den Arm in der Binde tragen; kurz für ›Damenbinde‹; die Binde vor den Augen als Symbol der Gerechtigkeit (vgl. L004 Johann Christoph Adelung): winkend mit der / von den wortgroßen Augen / genommenen Binde (A035 Paul Celan, In eins); umgangssprachlich
⊚ ein Glas hinter die Binde gießen/ kippen »einen schluck nehmen« (L059 DWb) zu Halsbinde ›Krawatte‹, dafür bairisch auch (Selbst-)Binder (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 85).
Bindung mhd. bindunge; konkret »Handlung des Bindens«, speziell Bindung der Schneeschuhe [›Skier‹] (L320 Trübner); übertragen zum Ausdruck einer inneren Beziehung, Heyratsbindung (L308 Kaspar Stieler), da wir beide einsame und schwierige Menschen sind… blieb trotz allem eine Bindung zwischen uns bestehen (Hesse; L337 WdG). ⇑ "Gebinde", 1"Band", "anbändeln", "unbändig", "bändigen", "Bund".
1.1 Objekt kann der Gegenstand sein, an dem das Binden unmittelbar vorgenommen wird: ein Tuch um den Kopf, um den Hals binden und so überhaupt bei Verbindung mit um.
1.2 Häufiger ist es ein Gegenstand, der vermittelst eines anderen befestigt wird: etwas an oder auf etwas binden, Luther sagt auch da nahmen sie den Leichnam und banden ihn in leinene Tücher, ferner und band zween Zentner Silbers in zween Beutel; allgemein das Haar (in Flechten), Blumen (in einen Kranz) binden; ferner das Haar in die Höhe binden u. dgl.; übertragen
⊚⊚ jmdm. etwas auf die Nase binden (↑ "Nase"), jmdm. etwas auf die Seele binden ›einschärfen‹; zuweilen (öfters bei Goethe) kurz gebunden wie sonst kurz angebunden. Speziell jmdn. binden ›fesseln‹; übertragen mir sind die Hände gebunden ›ich kann nicht handeln, wie ich will‹.
1.3 Auch das Resultat des Bindens kann als Objekt stehen: einen Strauß, einen Kranz, eine Schleife, einen Besen, Garben binden; fachsprachlich ein Buch, ein Faß binden, wobei jetzt ein eigentliches Binden gar nicht mehr stattfindet; dazu Buchbinder, Faßbinder, statt des letzteren ursprünglich (9. Jahrhundert) einfaches Binder; in der Küche ›mit Mehl eindicken‹ eine Soße binden (vgl. L320 Trübner).
2 Mit Verallgemeinerung der Bedeutung,
2.1 wobei nicht nur eine Person, sondern auch das Bindemittel zum Subjekt gemacht werden kann: Leim, Mörtel bindet; physikalisch Wärme wird gebunden (Gegensatz "frei"), Töne werden gebunden (Ligatur); Wörter werden durch den Reim miteinander gebunden, daher gebundene Rede (L308 Kaspar Stieler) ›Poesie‹ als Gegensatz zur ungebundenen ›Prosa‹;
⊚ an die Scholle gebunden sein;
2.2 sich binden ›sich verpflichten‹, geflügeltes Wort Drum prüfe, wer sich ewig bindet, / Ob sich das Herz zum Herzen findet (A222 Friedrich Schiller, Glocke); sich durch einen Eid, ein Versprechen binden, aber auch ein Eid, ein Versprechen bindet jmdn. , eine bindende Zusage; sich an etwas binden ›sich an etwas halten‹, an eine Regel, Vorschrift, an eine bestimmte Zeit; an etwas gebunden sein ›genötigt sein, sich an etwas zu halten‹. Dazu manche bildliche Verwendungen, vgl. von der Gewalt, die alle Wesen bindet (Goethe), heilge Ordnung, die das Gleiche frei und leicht und freudig bindet (Schiller), in erster Jugend, da sich kaum die Seele an Vater, Mutter und Geschwister band (Goethe) – Gegensatz zu binden ist "lösen", der Gegensatz kann aber noch genauer durch eine Zusammensetzung von binden selbst mit Präfixen, die eine Lösung, Trennung ausdrücken, bezeichnet werden: ⇑ "abbinden", "aufbinden", "entbinden", "unterbinden" (ähnlich bei "knüpfen", "schnüren", "schließen", "decken", "hüllen" u. a.). Weiter ⇑ "anbinden", "einbinden", "verbinden", "vorbinden".
Bindeglied »zur Verbindung dienendes Glied« die Konjunktionen sind die Bindeglieder der Sätze (L264 Daniel Sanders);
Bindestrich ⇓ "S189" für lat. signum connectionis, 1735 Bindestrichlein (L360 ZDW15,37), älter Bindezeichen;
Bindewort Verdeutschung von "Konjunktion" L308 Kaspar Stieler 1691, dann durch Gottsched verbreitet: Kein Und, kein Bindewörtchen darf außenbleiben (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,91,23);
Bindfaden ohne e, weil es nicht mehr in so enger Beziehung zu bindensteht (Synonyme ⇑ "Kordel", 1"Schnur", 1"Spagat", "Strick", "Strippe", L171 Paul Kretschmer 120; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 73),
⊚ es regnet Bindfäden ›langanhaltend‹.
Binde ahd. binta, mhd. binde; ⇓ "S132" medizinisch er sol nicht verbunden… noch mit binden zugebunden werden(A180 Martin Luther, Hesekiel 30,21), den Arm in der Binde tragen; kurz für ›Damenbinde‹; die Binde vor den Augen als Symbol der Gerechtigkeit (vgl. L004 Johann Christoph Adelung): winkend mit der / von den wortgroßen Augen / genommenen Binde (A035 Paul Celan, In eins); umgangssprachlich
⊚ ein Glas hinter die Binde gießen/ kippen »einen schluck nehmen« (L059 DWb) zu Halsbinde ›Krawatte‹, dafür bairisch auch (Selbst-)Binder (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 85).
Bindung mhd. bindunge; konkret »Handlung des Bindens«, speziell Bindung der Schneeschuhe [›Skier‹] (L320 Trübner); übertragen zum Ausdruck einer inneren Beziehung, Heyratsbindung (L308 Kaspar Stieler), da wir beide einsame und schwierige Menschen sind… blieb trotz allem eine Bindung zwischen uns bestehen (Hesse; L337 WdG). ⇑ "Gebinde", 1"Band", "anbändeln", "unbändig", "bändigen", "Bund".