Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
bieten
ahd. biotan, mhd. bieten; verwandt "Bote", "Büttel", "Gebot". Die älteren Formen beutst, beut statt bietest, bietet, biete waren bis in die 1. Hälfte des 18.Jahrhunderts auch in gewöhnlicher Prosa üblich, später noch poetisch (vgl. die entsprechenden Formen bei "fließen", "gießen", "fliehen", "ziehen").1 (veraltet) ›wissen lassen‹, vgl. »für gericht bieten« (L037 Petrus Dasypodius), bei J. L.L078 Johann Leonhard Frisch (1741) schon als veraltet »laden, citiren«, wie ↑ "entbieten": der König beut der Priesterin Dianens Gruß und Heil (Goethe); biet allen, sie sollen sich bereit halten (Goethe, Götz); den bescheidenen Männern bietet die Königin Elsbeth Gnad und alles Gute (Schiller); auch die Bedeutungen von "Bote" und "verbieten" schließen sich hier an. Daneben, wie heute gewöhnlich,
2darreichen‹, phraseologisch jmdm. die Hand bietenhelfen‹ (L105 Georg Henisch), die Wette biet' ich (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1698), die Stirn bieten: beutst dem wetter die stirn, / gefahren die brust (Goethe; L059 DWb); im Sinne von ›darbieten, anbieten‹ (frühnhd.): man bietet mir schon etwas, ich soll mir ein paar schöne Tage machen, gelebt wird nur einmal (J.A006 Jurek Becker, Lügner 21), so auch etwas geboten bekommen; reflexiv sich etwas bieten (›gefallen‹) lassen müssen: die Poeten müssen sich ganz andere Dinge bieten lassen (Zelter; L320 Trübner); eine Chance bietet sich. ⇑ "anbieten", "aufbieten", "ausbieten", "entbieten", "erbieten", "gebieten", "verbieten".
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: bieten