Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
biegen
ahd. biogan, mhd. biegen, gemeingermanisch, verwandt mit ⇑ "Bogen", "Bügel", "Bucht", "bücken";1 obwohl ursprünglich intransitiv, wird es seit Beginn meist transitiv gebraucht: Bieg einen alten Stamm, versuchs, und er wird brechen (Weiße; L004 Johann Christoph Adelung), nicht immer mit klarer Unterscheidung von ↑ "beugen", das Kausativbildung zu biegen ist: unter eines Joches Eisenschwere bog er… ihren starren Sinn (Schiller); früher öfter das Recht biegen (Maaler, Wieland, Schiller) statt beugen;
2 reflexiv wer biegen sich nicht kann, bleibt wann er fället, liegen (Logau; L059 DWb), drückt auch das unwillkürliche Geraten in einen Zustand aus: sich biegen und krumb werden (L200 Josua Maaler), Wie können noch sich deine speicher biegen? (Goeckingk; L059 DWb); für sich biegen findet sich öfters beugen bei Droste-Hülshoff;
3 intransitiv ›eine Biegung machen‹ zum Ausdruck einer Richtungsveränderung: Wie der wind wehet/ so biegen die baume(L105 Georg Henisch), von Wegen, Gehenden, Fahrenden um die Ecke biegen (vgl. L264 Daniel Sanders); hierfür früher gelegentlich beugen, vgl. als er um die Ecke beugte (Bode), beugt er um jenen Felsen (Kotzebue), auch abbeugen statt abbiegen: bald hinter D. beugt der Weg links ab(Tieck);
auf Biegen oder Brechenmit aller Gewalt‹: was dan nicht Biegen will, musz Brechen (Weckherlin; L059 DWb).
Biegung (L037 Petrus Dasypodius);
biegsam (L308 Kaspar Stieler 1691) übertragen ›beeinflußbarkönnt ich glauben, herrscher, du lieszest der biegsamen sanftmut meine dich teuschen (Klopstock; L059 DWb);
verbiegen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) »durch Biegen entstellen, unbrauchbar machen« (L004 Johann Christoph Adelung).
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