Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
bieder
ahd. biderbi, mhd. bíderbe (altertümelnd biederb Tieck), ⇓ "S242" Zusammensetzung aus bi- (↑ {{link}}be{{/link}}-) und derbe (verwandt mit "dürfen"),1 ursprünglich ›zweckdienlich, brauchbar‹,
2 dann von Personen ›wacker, tüchtig‹; besonders im 17. Jahrhundert selten, in den Wörterbüchern von L200 Josua Maaler 1561 bis L004 Johann Christoph Adelung 1793 entweder fehlend oder als veraltet bezeichnet. ⇓ "S148" Lessing empfiehlt 1759 im Zuge seiner Beschäftigung mit Logau das Wort (von ihm in Galotti 1,4 gebraucht), das dann durch die Dichter des Hainbundes und des Sturm und Drang wiederbelebt wird (L178 Werner Kuhberg) im Sinne von ›brav, ehrlich, rechtschaffen‹; vgl. Kindleben 1781 (L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 2,63): »Dieses Wort… fängt aber jetzt an, wieder Mode und von vielen guten Schriftstellern gebraucht zu werden«; Campe bemerkt gegen Adelung, »daß es lächerlich sein würde, es zu den veralteten zu zählen«.
3 Heute zumeist abwertend ›spießbürgerlich‹ (vgl. bereits L092 GoeWb). ↑ "anbiedern".
Biedermann mhd. biderman, im Gegensatz zu bieder frühneuhochdeutsch und auch später allgemein gebräuchlich geblieben,
1Ehrenmann‹ er hat gehandelt als ein byderman(J.Agricola (Hg.), Dreyhundert Gemeiner Sprichwörter, 1529); Ein Biedermann, ein Biedermann diß war ein alter Titel (Logau; L320 Trübner), auch Familienname.
2 Seit dem 19. Jahrhundert ›Spießbürger‹.
Biedermeier"S055" geht zurück auf Biedermaier, 1853 von A.Kußmaul und L.Eichrodt für ihre Gedichtparodien auf F.S.Sauter geschaffenes Pseudonym (L096 GRM20,401ff.), danach auch wie Biedermann gebraucht (L320 Trübner). ⇓ "S032" Um 1900 ist Biedermeier Neutrum zur ⇓ "S061" Stil- und Epochenbezeichnung geworden für Möbel, Malerei und Literatur der Zeit 1815–1848 (vgl. L139 HWbRhet); freier: Nur einmal sagte die Bebe, daß sie einen Babydoll geschenkt bekommen habe, rosa Biedermeier (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 287).
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