Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
bevor
ahd. bifora, mhd. bevor; ↑ "be-", "zuvor".1 Wie "vor" war es zunächst Ortsadverb; die lokale Bedeutung liegt zugrunde jmdm. bevorstehen, ursprünglich ›vor jmdm. stehen‹, daher ›zu erwarten sein, in Aussicht stehen‹; danach gebraucht G.A.Bürger bevor bleiben, und Goethe behaltet dem Freund größere Gunst noch bevor (ähnlich auch mehrmals bei H. v.Kleist), ferner das Unheil, in dem wir staken und noch größeres bevor sahen.
2 Zeitlich ›vorher‹ mittelhochdeutsch und noch im 18. Jahrhundert, teilweise wohl archaisierend, vgl. du mußt bevor mit deinem Vater darüber rechten (Klinger) (und so öfters bei diesem), nicht bevor laß sinken die Sonn' (Voß), ein festes Schloß wars hie bevor (Wieland).
3 Zeitliches bevor, das ursprünglich zum regierenden Satz gehörte, wurde seit dem 16. Jahrhundert zu dem abhängigem Satz gezogen und ist so zur Konjunktion geworden (vgl. "daß"), synonym mit ehe (↑ "eher"): ich war zufrieden, bevor er kam. Nur so ist es jetzt allgemein üblich.
4 Auch für Rangverhältnisse wurde es früher gebraucht: daß ein schlechter Kopf es dem besten bevor tun könnte (Leibniz), was hat ein Fürst bevor, das einem Schäfer fehlet (Haller).
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