Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
bequem
ahd. biquami, mhd. bequæme, zu ↑ "kommen"; zunächst und noch bis Goethe1geeignet, passend zu etwas‹: das Land ist bequem zum Vieh (Luther), darum haben die Apostel das Evangelium mit dem aller bequemsten Namen genennt ein fröliche Botschaft(Melanchthon); im 17. Jahrhundert weiterentwickelt zu
2keine Schwierigkeiten machend‹; ⇓ "S126" Goethe liebt es in bezug auf Personen und deren Benehmen, auch im Sinne von ›angenehm im Verkehr‹, ›geschickt‹: ein gefälliges, bequemes, nur einigermaßen menschliches Betragen; zu Rat und Tat bequemsich leicht bereit finden lassend‹; Charlotte spielte sehr gut Klavier, Eduard nicht ebenso bequem die Flöte (A075 Johann Wolfgang von Goethe Wahlverwandtschaften 20,27,11); vor allem in bezug auf den Sitz von Kleidung (L059 DWb), momentane Befindlichkeit: bequem leben (L004 Johann Christoph Adelung), Machen Sie es sich bequem (ebenda), man kann den weg bequem… zurücklegen (L059 DWb);
3 mit einer Verschiebung des Bezugs jetzt auch von Personen, die das, was nicht bequem ist, scheuen, so schon Wieland bequeme Nymphen (die keine Schwierigkeiten machen), abwertend auch ›faul‹. Gegensatz dazu unbequem, auch für Geistiges: jmdm. unbequeme wahrheiten sagen (L059 DWb).
Bequemlichkeit mhd. bequæmlichkeit, in Bedeutung und Entwicklung bequemfolgend, öfters im Plural: viel gute occasiones und bequemligkeiten (17. Jahrhundert; L059 DWb);
bequemen (L327 Voc.Teut.-Lat. 1482), noch bis ins 19. Jahrhundert ›für etwas geeignet machen‹, ›anpassen‹, danach veraltet sich bequemen: und bequemte sich seinen Feinden (Lessing), daß Demeter sich gefällig einmal auch einem Helden bequemt (Goethe), allgemein sich bequemen mit zuund Infinitiv ›sich wozu herbeilassen‹, zumeist tadelnd er hat sich endlich bequemet (L004 Johann Christoph Adelung); in Verbindung mit einem Dativ anbequemen.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: bequem