Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
belieben
(frühnhd.) ursprünglich ›lieben‹, dann1 intransitiv ›lieb, angenehm sein‹, früher häufig in der Verbindung sich belieben lassen: Kater Doria lasse sich nun die Mäuse belieben (Schiller), die Mächtigsten ließen sich diesen Vorschlag belieben (Wieland); gehoben mit zu und Infinitiv in Höflichkeitsformeln: es beliebt Ihnen zu scherzen, beliebt es Ihnen näherzutreten?, wenn's beliebt, wie es Ihnen beliebt, was beliebt?, noch heute eher ironisch;
2 transitiv zunächst ›angenehm finden‹, woraus sich dann ›sich zu etwas entschließen‹ (bis 19. Jahrhundert) entwickelt hat: man sollte doch eine Ausstellung belieben (Goethe), weshalb der Freund auf einen Spaziergang antrug, welcher denn auch sogleich beliebt wurde (A075 Johann Wolfgang von Goethe Dichtung und Wahrheit 27,355,5); mit zu und Infinitiv: ein Kammerdiener, den Herr Champagne beliebt hat ihm an die Seite zu geben (Schiller); in Höflichkeitsformeln: belieben Sie mich anzuhören, was Sie belieben; zu belieben(1) das Partizipialadjektiv
beliebt (17. Jahrhundert), sich beliebt machen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), eine beliebte Schrift »welche von jedermann gerne gelesen wird« (L004 Johann Christoph Adelung), eine beliebte redensart (L059 DWb); substantivierter Infinitiv
Belieben Neutr. (17. Jahrhundert), ›freies Ermessen, Gutdünken‹: nach (seinem) Belieben, es steht in deinem Belieben, ich stelle es in dein Belieben; früher auch ›Wohlgefallen an etwas‹: Spaß zu machen Belieben trug (Wieland), er fand großes Belieben an Künsten und Wissenschaften (Wieland). Entsprechend
beliebig im 18. Jahrhundert ›angenehm, erwünscht‹: wenn es euch beliebig wäre (Wieland), daß Sie umgehen können, mit wem es Ihnen beliebig ist (Hermes); jetzt nur noch ›ins Belieben gestellt‹, so schon L033 Joachim Heinrich Campe 1807: in beliebiger Menge, auch im Sinne von ›gleichgültig‹: eine beliebig große Zahl (L097 GWb).
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