Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
bekommen
ahd. biqueman (↑ "bequem"), mhd. bekomen; zunächst1 intransitiv bis ins Frühneuhochdeutsche ›gedeihen‹, auf Pflanzen bezogen, daraus allgemein ›zuträglich sein‹. Ohne Bestimmung positiv ein schlückcken… mag euch bekommen (Goethe; L059 DWb), etwas bekommt einem gut/ schlecht; dazu formelhaft
wohl bekomme es! »prosit« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), »Glückwunsch… beim Niesen… Trinken« (L004 Johann Christoph Adelung); frühneuhochdeutsch weiterentwickelt zu
2 transitiv wie "kriegen" und "erhalten", zwischen denen es stilistisch steht, ›in den Besitz gelangen‹, konkret ein Kind bekommen, einen Brief bekommen, übertragen Luft bekommenZeit finden‹, auf Krankheiten bezogen Husten, Schnupfen bekommen, Geld (für etwas) bekommen, daher im Verkaufsgespräch Wieviel/ Was bekommen Sie?, Sie bekommen noch eine Mark (heraus) (L320 Trübner), zu essen, zu trinken bekommen; dazu die Konstruktion mit Partizip Prät. , das sogenannte bekommen-Passiv: etwas geschenkt, ausgezahlt bekommen(vgl. O.Leirbukt, Untersuchungen zum »bekommen«-Passiv im heutigen Deutsch, 1997); elliptisch: damit wir nicht noch einmal 5 Jahr[Festungshaft] bekommen (Gutzkow; L264 Daniel Sanders); auf sprachliche Äußerungen bezogen eine Antwort, militärisch Befehl (L004 Johann Christoph Adelung), einen Verweis bekommen; abstrakt einen Begriff von etwas, Blick für etwas bekommen, Verstand bekommen: Wol dem Menschen / … der Verstand bekompt (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 3,13);
jmdn. in die Hände bekommenfangen‹ (L059 DWb).
bekömmlich (mhd. bekom(en)lihpassend‹) bekommen(1) entsprechend ›gedeihlich‹ (L200 Josua Maaler), übertragen ›zuträglich‹ im 19. Jahrhundert (vgl. L320 Trübner), heute v. a. von Speisen, mit Bekömmlichkeit.
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