Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
bekennen
ahd. bikennen,1 bis ins 16. Jahrhundert ›kennen‹, ›erkennen‹, erhalten in dem adjektivisch gebrauchten Partizip ↑ "bekannt"; seit dem Mittelhochdeutschen und noch im 19. Jahrhundert (L264 Daniel Sanders) ⇓ "S181" rechtssprachlich
2bekannt machen, aussagen‹, mit auf: so wollen wir auf dich bekennen, daß wir einen jungen Gesellen allein bei dir gefunden haben (Luther), und bekannte auf den Schreiber(Goethe); verallgemeinert zu heute üblichem
3von sich aussagen, gestehenDer Verbrecher will noch nicht bekennen (L004 Johann Christoph Adelung), dazu
Farbe bekennen (L004 Johann Christoph Adelung) ↑ "Farbe", floskelhaft zu meiner Schande muß ich bekennen; vor allem reflexiv, mit Adjektiv: sich schuldig bekennen, da kein schuld ist (Geiler von Keisersberg; L059 DWb), mit zu: sich zu einem Verbrechen, einem Kind (L059 DWb), einer Kunst bekennen (L004 Johann Christoph Adelung), heute auch mit als: sich als einen Freund bekennen (L337 WdG); in religiöser Bedeutung, bei Luther noch allgemeiner Gott, Jesum Christum, seinen Namen bekennen (vgl. L059 DWb), spezieller einen Glauben, sich zu einer Religion bekennen (L004 Johann Christoph Adelung); während des Nationalsozialismus die Widerstandsbewegung der Bekennenden Kirche.
Bekenner (14. Jahrhundert) an die religiöse Bedeutung von bekennen anschließend, dann auch weltlich: menschenverachtung fängt immer mit dem bekenner derselben selbst an (Klinger; L059 DWb), dazu Bekennergeist, Bekennermut, Bekennerbrief: verschluckter Frust in Bekennerbriefen am Schwarzen Brettgezeichnet mit vollem Namen (1989 Der Spiegel, Nr. 41, 22).
Bekenntnis mhd. bekentnisse, jetzt Neutr. , bei Luther auch Fem. : er hat euch gedrungen zu der herrlichen offentlichen bekenntnis Christi (Luther; L059 DWb), dazu "Glaubensbekenntnis" (späteres 16. Jahrhundert; L059 DWb), in weltlichem Sinn z. B. das glaubensbekenntnis meiner vernunft (Schiller; L059 DWb); allgemeiner ›Geständnis‹: Ein Bekenntnis thun, ablegen (L004 Johann Christoph Adelung), Bekenntnisse einer schönen Seele (A075 Johann Wolfgang von Goethe Lehrjahre), in politischem Sinn: Das Abzeichen sei ein Bekenntnis und die Verfassung der Republik versichere die Freiheit des Bekenntnisses (A142 Uwe Johnson, Babendererde 142).
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