Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
bedingen
(mhd. ) seit dem 17. Jahrhundert gelegentlich auch starke Flexion (geblieben in ↑ "ausbedingen"); zunächst wie einfaches dingen"S181" rechtssprachlich: (sich) etwas bedingenfür eine Vorleistung erhalten‹ oder ›als Gegenleistung vereinbaren‹: ich habe eine gute Reisekutsche für drei Monate, den Tag zu einer Guinee bedungen (Bode), leicht (ist) was du bedingen möchtest zu erfüllen (Goethe), weil für die Waren dieser übermäß'gen Zoll bedungen hatte (Platen); reflexiv bei A075 Johann Wolfgang von Goethe: Jedem Worte klingt / Der Ursprung nach wo es sich her bedingt (Faust II,7095); in neuerer, zunächst ⇓ "S168" philosophischer Sprache ›zur Folge habender Menschenwille bedingt Geschichte.bedingtvon Vorausetzungen abhängig, eingeschränkt‹, auch in nicht-rechtlichem Sinn: bedingte Zustimmung, bedingtes Lob; adverbial er weiß so glatt und so bedingt zu sprechen, daß sein Lob erst recht zu Tadel wird (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 2310); Gegensatz zu "absolut"; häufiger
unbedingt (unbedinget 1414; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), v. a. im nicht-rechtlichen Sinn, philosophisch im Sinne von ›absolut‹: unbedingte willkührlichkeit(F.Schlegel; L059 DWb), unbedingte bedingtheit (Hegel; L059 DWb); weiter verallgemeinert »zum kraftwort gelehrter, gebildeter und besonders halbgebildeter kreise« (L059 DWb), negiert kein unbedingter vorzug (Freytag; L059 DWb), adverbial: gehört das denn unbedingt zur sache?(G.Hauptmann; L059 DWb), als bestätigende Antwort: unbedingt ! ganz unbedingt, Herr Dreisziger (G.Hauptmann; L059 DWb).
Bedingung (1506; L239 PBB(H) 1976,216)
1 (veraltet) im rechtlichen Sinn »Vertrag« (L004 Johann Christoph Adelung);
2 zunächst philosophisch im Sinne von ›Voraussetzung‹, z. B. bei I.Kant: die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung… sind… Bedingungen der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung (Kritik der reinen Vernunft, zitiert nach L138 HWbPh), so allgemein in der Formel unter der Bedingung (L004 Johann Christoph Adelung);
3 verallgemeinert im Sinne von ›Umstand‹, häufig im Plural es gehört zu den traurigsten bedingungen (Goethe; L059 DWb). Daneben bis ins 18. Jahrhundert Beding aus älterem Bedinge, formelhaft mit dem Beding, auch Bedingnis (A075 Johann Wolfgang von Goethe Faust I,1432).
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