Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Bauer
1 ⇓ "S087" Mask. , seit dem 17. Jahrhundert (L105 Georg Henisch) auch Neutr. , ahd. bur ›Wohnung‹, mittelhochdeutsch wie heute speziell ›Vogelkäfig‹; zu "bauen"; L305 Christoph Ernst Steinbach und L004 Johann Christoph Adelung buchen Gebauer.2 ⇓ "S087" ahd. giburo schwaches Mask. neben gibur starkes Mask. , heute schwach flektierend. Zusammensetzung aus ge- und bur ›Wohnung‹, also ursprünglich ›die zusammen Wohnenden‹, daneben ›Nachbar‹, dafür üblicher nachgebur. Die präfixlose mittelhochdeutsche Form bur(e) setzt sich seit dem 15. Jahrhundert durch. Als Berufs- und Standesbezeichnung ist Bauer jünger, im hohen Mittelalter dann dem Adel, Klerus und Bürger gegenübergestellt. Der Städter verbindet mit Bauerden ackerbautreibenden Dorfbewohner; innerhalb der Dorfgemeinde hatte Bauerjedoch eine engere Bedeutung, z. B. ›Inhaber eines größeren Hofes‹ (norddt.); als Berufsbezeichnung seit dem 19. Jahrhundert meist "Landwirt" (vgl. L320 Trübner). Politisch aufgewertet in Arbeiter- und Bauernstaat (DDR; ↑ "Arbeiter"), Bauernverband. Früh als ⇓ "S191" Schimpfwort; übertragen für die Schachfigur (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dafür mhd. vende. Häufiger Familienname. Vgl. R.Wenskus u. a.(Hgg. ), Wort und Begriff »Bauer«., 1975; L086 GG1,407ff.
Bauernfänger ›Betrüger, der seine Opfer unter Unerfahrenen sucht‹, in ⇓ "S034" Berliner Gaunersprache um 1850 (L264 Daniel Sanders), im Titel bei A150 Franz Kafka: Entlarvung eines Bauernfängers.
Bauernhof »im Gegensatz eines Meierhofes [↑ "Meier"] und adeligen Hofes« (L004 Johann Christoph Adelung);
Bauernkrieg historisch, »ein erbärmlich auffruhr der bawren / deren allenthalben ob erschlagen vnd gericht wurden im Jahr 1525« (L105 Georg Henisch 1616);
Bauernschlauheit wie Bauwren schalckheit (L105 Georg Henisch) »niedere Schlauheit, wie sie der Bauer bethätigt« (L109 Moriz Heyne), denn in »fast allen Menschen mußte der Bauer seine Feinde sehen, und so wurde er verschlagen« (L320 Trübner), dafür heute eher
Bauernschläue.
bäurisch ⇓ "S235" »wild / vngeschickt / vngelehrt / vnhofflich … grob angesicht« (L105 Georg Henisch); ursprünglich wie
bäuerlich, ⇓ "S235" das in der Wertung neutral blieb.
Bauernfänger ›Betrüger, der seine Opfer unter Unerfahrenen sucht‹, in ⇓ "S034" Berliner Gaunersprache um 1850 (L264 Daniel Sanders), im Titel bei A150 Franz Kafka: Entlarvung eines Bauernfängers.
Bauernhof »im Gegensatz eines Meierhofes [↑ "Meier"] und adeligen Hofes« (L004 Johann Christoph Adelung);
Bauernkrieg historisch, »ein erbärmlich auffruhr der bawren / deren allenthalben ob erschlagen vnd gericht wurden im Jahr 1525« (L105 Georg Henisch 1616);
Bauernschlauheit wie Bauwren schalckheit (L105 Georg Henisch) »niedere Schlauheit, wie sie der Bauer bethätigt« (L109 Moriz Heyne), denn in »fast allen Menschen mußte der Bauer seine Feinde sehen, und so wurde er verschlagen« (L320 Trübner), dafür heute eher
Bauernschläue.
bäurisch ⇓ "S235" »wild / vngeschickt / vngelehrt / vnhofflich … grob angesicht« (L105 Georg Henisch); ursprünglich wie
bäuerlich, ⇓ "S235" das in der Wertung neutral blieb.