Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Bau
seit ca. 1800 Plural Bauten(L004 Johann Christoph Adelung; A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,248,17) < mittelniederdt. buweteGebäude‹ (nur in speziellen Verwendungen Plural Baue, s.unten); ahd. / mhd. bu; dem Verb bauenentsprechend1 auf die Handlung bezogen im Bau sein, dazu "Aufbau", "Ausbau", Festungsbau (L033 Joachim Heinrich Campe), Tiefbau (L264 Daniel Sanders), Hochbau (L320 Trübner), kurz für Baustelle: auf dem Bau arbeiten; übertragen bergmannssprachlich ›Abbau, Schürfung‹, dazu ↑ "Raubbau"; bis zum 19. Jahrhundert landwirtschaftlich ›Anbau, Feldbestellung‹, so noch in "Ackerbau", Obstbau, Weinbau usw.; in der Technik Maschinenbau, Schiffsbau, Hochbau, Tiefbau usw.;
2 auf das Ergebnis der Handlung bezogen ›Gebäude‹, in der Wendung einen Bau aufführen, bei L308 Kaspar Stieler vollführen; umgangssprachlich
vom Bau seinFachmann sein‹ (um 1830); für die Behausung von Tieren: Fuchsbau, Dachsbau (der Plural hier Baue), übertragen soldatensprachlich ›Arrest‹ nach umgangssprachlich ›Gefängnis‹ (L004 Johann Christoph Adelung): Es ging um so einen Typ, der aus dem Bau kam und jetzt ein neues Leben anfangen wollte (A208 Ulrich Plenzdorf, Leiden 40);
3Art, wie etwas gebaut ist, Aufbau, Struktur‹, anatomisch der bau des menschlichen körpers(I.Kant; L059 DWb), "Körperbau", in der Poetik Bau eines Gedichts (L059 DWb), Versbau (Herder; L059 DWb), sprachwissenschaftlich der Bau einer Sprache »ihre ursprüngliche Einrichtung« (L005 Johann Christoph Adelung Suppl.1818), Satzbau »in grammatischem sinne die art, wie die sätze gestaltet und gefügt werden« (L059 DWb); ⇓ "S168" philosophisch ↑ "Überbau".
Bauhaus 1919 von W.Gropius in Weimar gegründet: Das Bauhaus will Architekten, Maler und Bildhauer aller Grade je nach ihren Fähigkeiten zu tüchtigen Handwerkern oder selbständig schaffenden Künstlern erziehen (1919 Gropius, Programm; zitiert nach: H.M.Wingler, Das Bauhaus, 31975,40); später – durch Emigration – besonders in der Architektur der USA prägend geworden.
Bauherr (L308 Kaspar Stieler) ›Auftraggeber für die Errichtung eines Gebäudes‹, bis zum 19. Jahrhundert auch Amt eines Ratsherrn, der die Aufsicht über die öffentlichen Gebäude hat (beides L092 GoeWb).
Baukasten Kasten mit Bausteinen als Kinderspielzeug (18. Jahrhundert); übertragen in Baukastensystem, Baukastenprinzip.
bauen ahd. buan, mhd. buwen, gemeingermanisch; Partizip früher stark (Pestalozzi); in der älteren Sprache ›wohnen, angesessen sein‹, transitiv ›bewohnen‹; daneben zunehmend Bezeichnung für die Haupttätigkeit eines Ansiedlers, nach zwei Richtungen hin entwickelt:
1Ackerbau treiben‹ bis ins 19. Jahrhundert, mit zweierlei Objekten: das Land, Feld usw. bauen(heute bebauen) Getreide, Kartoffeln usw. bauen(heute "anbauen"[1]); auf den Bergbau übertragen, ↑ "abbauen"[1];
2 seit dem Mittelhochdeutschen im heute allgemein üblichen Sinn auf das Errichten von Gebäuden bezogen, wofür ursprünglich "zimmern";
⊚⊚ auf jmdn. / etwas bauensich verlassen‹ (L092 GoeWb) In mir habt ihr [Frauen] einen, auf den könnt ihr nicht bauen (B.A024 Bertolt Brecht, Vom armen B. B.), auf Sand gebaut, ↑ "Sand"; auch von Tieren: eine Höhle, ein Nest bauen.
3 Bau(3) entsprechend ein Schiff, einen Wagen, eine Maschine bauen; im Partizip Prät. auch übertragen: eine schön gebaute frau (L059 DWb), ein wohlgebauter Körper;
so wie du gebaut bist (L337 WdG) zum Ausdruck der Zuversicht, daß der Angesprochene es schaffen werde; ein System bauen ("aufbauen"), Luftschlösser bauen, reflexiv wie "gründen": meinen Glauben, der auf die tiefste Wissenschaft sich baut (Schiller); umgangssprachlich abgeblaßt ›machen‹: sein Examen (L181 Otto Ladendorf 1903; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 6,42), Betten, einen Unfall, Mist bauen; Dass wer den Mut / hat, heute noch so'n dumpfen Scheiß zu bauen (1981 Gernhardt, Materialien [Sonett]; A319 Karl Otto Conrady 844). ⇑ "abbauen", "anbauen", "aufbauen", "ausbauen", "erbauen", "vorbauen".
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