Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Bahn
Plural -en, mhd. bane, ursprünglich wohl ›Schlag(-fläche), Waldschlag‹ zu got. banja ›(tödlicher) Schlag‹ wie ↑ "Schneise" zu ↑ "schneiden",1 zunächst »getribner [d. h. geschlagener] Wag« (L200 Josua Maaler), daher Bahn brechen (Luther; L059 DWb) »figürlich, in einem schweren Geschäfte den Anfang machen« (L004 Johann Christoph Adelung), verselbständigt im Partizip bahnbrechendepochemachend‹ (Mitte des 19. Jahrhunderts), literarisch variiert: Wer auf Erden des Teufels General wurde und ihm die Bahn gebombt hat (A296 Carl Zuckmayer, General 617), dazu die feste Verbindung freie Bahn (haben, machen), speziell im Sport Bahn frei! (vgl. L320 Trübner); allgemeiner ›Weg, Straße‹, in zahlreichen Zusammensetzungen: ⇑ "Autobahn", "Eisbahn", "Fahrbahn"; Rollbahn, Rutschbahn, Wildbahn;
2zurückgelegte oder zurückzulegende StreckeVogelflug, Steinflug, tausend / beschriebene Bahnen (A035 Paul Celan, Allerseelen), besonders für den Weg der Gestirne: laßt immerhin den Sternen ihre Bahn! (A131 Friedrich Hölderlin, Der Jüngling an die klugen Rathgeber), zeitlich gedeutet ›Dauer eines Lebens(abschnitts)‹, daher Lebensbahn (A075 Johann Wolfgang von Goethe Bundeslied V,34), ↑ "Laufbahn"; übertragen »Inbegriff der moralischen Handlungen und deren Art und Weise« (L004 Johann Christoph Adelung), so schon bei Luther: das ich auf rechter bane bleibe (L059 DWb), daher
⊚⊚ in der Bahn bleiben (L308 Kaspar Stieler), von der Bahn kommen (L004 Johann Christoph Adelung), auf die schiefe Bahn geraten/ kommen, aus der Bahn geworfen werden »scheint dem Turnierwesen entlehnt zu sein« (L258 Lutz Röhrich), pluralisch Das Leben… läuft in geordneten Bahnen, die nur vom jährlichen Urlaub durchbrochen werden (M.v.d.A092 Max von der Grün, Klassengespräche 80);
3 »die bestimmte Breite eines Zeugs« (L264 Daniel Sanders) aus ⇓ "S151" niederländ. baan (Goethe), daher Bahnenrock (L337 WdG), Zeltbahn (Anfang des 20. Jahrhunderts; L059 DWb);
4"S138""S155" seit den 1830er Jahren aus »Weg für die Lokomotive, den Dampfwagen« (L264 Daniel Sanders) metonymisch ›Eisenbahn‹, dann auch ⇓ "S058" kurz für Straßenbahn (Ende 19. Jahrhundert; L059 DWb), dafür auch ↑ "Elektrische", besonders süddt. ↑ "Trambahn" (auch kurz 2"Tram"), österr. Tramway (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–47), ⇑ "Eisenbahn", "U-Bahn". Mit der Eisenbahn kamen u. a.
Bahndamm der rötlich-braune, kiesbestreute Bahndamm (G.A111 Gerhart Hauptmann, Thiel; 1,238), um 1840
Bahnhof"S138" »der hof mit den betriebsgebäuden einer eisenbahn« (L059 DWb), gebildet analog Posthof, anfangs auch Eisenbahnhof,
⊚⊚ großer Bahnhofaufwendiger Empfang oder Abschied‹, auch ›Aufwand‹ überhaupt, (bloß) Bahnhof (d. h. ›nichts‹) verstehen (um 1917/ 18; vgl. L097 GWb),
Bahnsteig von ⇓ "S071" O.Sarrazin (Köln. Zeitung vom 18.7.1886) als ⇓ "S123" Lehnschöpfung für (franz. ) Perron"S138" ,
Bahnwärter (L059 DWb), auch Schrankenwärter mit Häuschen, jetzt durch die Automation ausgestorbener Beruf, jedoch noch Streckenwärter.
bahnen mhd. banen; ein gebahnter Weg (L105 Georg Henisch), heute besonders übertragen in den Weg bahnen: die Alten haben uns den Weg zu den Wissenschaften gebahnet (L004 Johann Christoph Adelung). ↑ "anbahnen".
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