Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Autorität
spätmhd. auctoriteit (L190 Lexer, Nachträge) < lat. au(c)toritas(zu auctor ↑ "Autor"), geläufig seit dem 16. Jahrhundert, wie im Lateinischen sowohl1mit Macht und Einfluß verbundenes Ansehen‹: im Zelte des Patriarchen allein Ansehen, Vorbild, Autorität herrschte (A121 Johann Gottfried Herder 5,482) als auch
2"S030" (metonymisch) ›Person von Ansehen‹, mit Plural: die auctoriteten der alten (1530 Paracelsus; L081 FWb). Der Begriff spielte in der Antike eine Rolle z. B. in der Dialektik (Beweis ex auctoritate); in Patristik und Scholastik stand das Verhältnis von Autorität und Vernunft (ratio) zur Debatte; in neuerer Philosophie (Bacon usw.) tritt Autorität als Erkenntnisgrund gegenüber Vernunft und Erfahrung zurück; seit der Aufklärung ist Autorität meist Gegenstand der Kritik bzw. konservativer Wertbegriff (vgl. L138 HWbPh 1,724ff.; L086 GG 1,382ff.): wie kein Heerwesen ohne Disziplin, so kein Schulwesen ohne Autorität (A060 Theodor Fontane, Treibel; 4,352). Zu Autorität(2)
Autoritätsglaube ,
autoritätsgläubig (L266 Daniel Sanders, FWb 1871), vgl. "Köhlerglaube".
autoritativauf Autorität(1) beruhend‹ gängig seit dem 19. Jahrhundert (L266 Daniel Sanders, FWb 1871), nach lat. autoritativus bzw. engl. authoritative.
autoritärauf Gewalt beruhend, diktatorischIch kenne nichts Autoritäreres als eine Revolution (1872 F.Engels; L138 HWbPh I,731), nach franz. autoritaire (1863); ⇓ "S192" Kampfwort besonders seit der Studentenbewegung der 1960er Jahre, zusammen mit dem v. a. in der Pädagogik gebräuchlichen ⇓ "S192" Programmwort
antiautoritär : A.S.Neill, Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung am Beispiel Summerhill (Titel 21969); vgl. H.Schilling, »antiautoritär«Analyse eines Schlagwortes, L217 MuSpra 82,143ff.
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