Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
aussprechen
(ahd. )1 kann sich seit dem Spätmittelhochdeutschen entweder bloß auf das Lautliche beziehen: er kann kein sch aussprechen; Ein Bekannter … konnte »Parerga und Paralipomena« aussprechen, daß es wie die größte Sauerei klang (A.A228 Arno Schmidt, Brand's Haide 35),
2 oder es bezieht sich auf den Sinn, ist dann Gegensatz zu ›bei sich behaltenDu sprichst ein großes Wort gelassen aus(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 1,3). Ungewöhnlich das Königreich Italien ward ausgesprochen (›proklamiert‹) (Goethe); ↑ "unaussprechlich".
3 Reflexiv entweder mit gleichem Subjekt wie transitiv aussprechen: er hat sich darüber nicht ausgesprochen; sich mit jmdm. aussprecheneine Verstimmung klären‹; oder mit dem Gegenstand als Subjekt, der eigentlich als Objekt zu aussprechen zu verstehen ist: Ganz ungebunden spricht des Herzens Fülle / Sich kaum noch aus (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 2,16); anders die Not sprach sich geschwind aus (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,332,15), wo aus auf die Verbreitung geht, nicht auf einmaliges Aussprechen. Partizipialadjektiv
ausgesprochen (⇓ "S024" Lehnbedeutung nach franz. prononcé) ›deutlich erklärt‹, ›entschieden‹ (L092 GoeWb) ein ausgesprochener Widerwille usw.
Aussprache frühneuhochdeutsch zu aussprechen(2),
1 veraltet rechtssprachlich uzsprache des rechten (L190 Lexer),
2"S208" (1642; L360 ZDW 15,28) zu aussprechen(1), anfangs neben synonymem "Ausrede"(2): die Frantzösische Lieder … und die Außsprach recht zu lernen (A091 Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, Simplizissimus 298,1), vgl. Th.Siebs, Deutsche Aussprache 191969 (ältere Bezeichnungen im Titel: Bühnenaussprache, "Hochsprache");
3 inzwischen auch zu aussprechen(3) ›Unterredung‹. Davon anfangs nicht klar getrennt
Ausspruch (1470; L039 Lorenz Diefenbach/ L039 Ernst Wülcker), noch Logau wie Aussprache(2).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: aussprechen