Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ausschweifen
(15. Jahrhundert; L039 Lorenz Diefenbach/ L039 Ernst Wülcker)1 intransitiv ›vom Lager abschweifen‹ in frühneuhochdeutscher ⇓ "S202" Soldatensprache; früher übertragen wie "abschweifen": es ist schwer, in einer Materie, die von so weitem Umfange ist, nicht auszuschweifen (I.Kant); diese Sitten, mögen sie auch von strenger Moral ausschweifen (Herder); Verhältnissen zu entfliehen, die mir zur Folter waren, schweifte mein Herz in eine Idealwelt aus (Schiller). Es wird dann beschränkt auf das Überschreiten des rechten Maßes, recht üblich nur im Partizipialadjektiv ausschweifend ›maßlos‹ ausschweifende Wünsche u.dgl.; im 18. Jahrhundert auch adverbial wie sehr: daß die Mädchen die Mannspersonen ausschweifend selten sprechen (Klopstock). Spätestens im 18. Jahrhundert wird ausschweifen speziell auf sinnliche Zügellosigkeiten bezogen; auch in diesem Sinn ist ausschweifend am üblichsten.
2 Transitiv ›bogenförmig gestalten‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741) meist nur im Partizip Prät. ausgeschweift. Dazu
Ausschweifung (L037 Petrus Dasypodius 1531), auch dieses früher häufig wie "Abschweifung", "Exkurs", vgl. des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten (Lessing); keine Ausschweifung, keine Digression(Schiller). Synonym veraltet Ausschweif: man erlaube mir einen kleinen Ausschweif (Lessing), öfters bei Jean Paul.
(15. Jahrhundert; L039 Lorenz Diefenbach/ L039 Ernst Wülcker)1 intransitiv ›vom Lager abschweifen‹ in frühneuhochdeutscher ⇓ "S202" Soldatensprache; früher übertragen wie "abschweifen": es ist schwer, in einer Materie, die von so weitem Umfange ist, nicht auszuschweifen (I.Kant); diese Sitten, mögen sie auch von strenger Moral ausschweifen (Herder); Verhältnissen zu entfliehen, die mir zur Folter waren, schweifte mein Herz in eine Idealwelt aus (Schiller). Es wird dann beschränkt auf das Überschreiten des rechten Maßes, recht üblich nur im Partizipialadjektiv ausschweifend ›maßlos‹ ausschweifende Wünsche u.dgl.; im 18. Jahrhundert auch adverbial wie sehr: daß die Mädchen die Mannspersonen ausschweifend selten sprechen (Klopstock). Spätestens im 18. Jahrhundert wird ausschweifen speziell auf sinnliche Zügellosigkeiten bezogen; auch in diesem Sinn ist ausschweifend am üblichsten.
2 Transitiv ›bogenförmig gestalten‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741) meist nur im Partizip Prät. ausgeschweift. Dazu
Ausschweifung (L037 Petrus Dasypodius 1531), auch dieses früher häufig wie "Abschweifung", "Exkurs", vgl. des Abts du Bos Ausschweifung von den theatralischen Vorstellungen der Alten (Lessing); keine Ausschweifung, keine Digression(Schiller). Synonym veraltet Ausschweif: man erlaube mir einen kleinen Ausschweif (Lessing), öfters bei Jean Paul.