Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ausrichten
(mhd. ) ist seit dem 19. Jahrhundert gegen früher in der Verwendung sehr eingeschränkt. Allgemein ist noch mit unbestimmtem Objekt etwas, viel, wenig, nichts ausrichtenzuwege bringen‹, ›durchsetzen‹ (zu "richten"[6]). Ferner einen Auftrag, Gruß, eine Empfehlung ausrichten. Älter eine Hochzeit ausrichten (Goethe), ein Mahl ausrichten (Hippel), jetzt auch ein Turnier (im Sport), eine Tagung u.dgl. ausrichten. Luther gebraucht es mit mancherlei Objekten, wo jetzt z. T. "verrichten", z. T. "ausüben", "ausführen" und ähnliche Wörter gebraucht werden: ein Amt, ein Geschäft, einen Befehl, ein Opfer, ein Gelübde, Werke, eine Wohltat ausrichten; sogar seinen Grimm ausrichten, eine Steuer ausrichten; ferner meine Kräfte haben mir dies Vermögen ausgerichtet (›verschafft‹); ihr werdet die Städte Israels nicht ausrichten (consummabitis). Aus späterer Zeit vgl. Ausrichtung dieses Geschäfts (Wieland); der Natur als Ausrichterin ihrer Gesetze (Schiller). Bei Luther auch Geld ausrichtenentrichten‹. Spätmittelhochdeutsch und noch besonders ⇓ "S212" süddeutsch/ österreichisch jmdn. ausrichtenschlechtmachen‹. Vom militärischen ausrichten (die Reihen der Soldaten) wurde das Wort besonders in der ⇓ "S145" Sprache des Nationalsozialismus auf viele andere Gebiete übertragen und häufig angewandt: die Erziehung, die Weltanschauungusw. ausrichten; dazu häufig (die weltanschauliche)Ausrichtung, auch aktivisch Ausrichtung einer Tagung.
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