Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ausnehmen
(ahd. )1.1 ›herausnehmen‹ Eier (aus dem Nest), Eingeweide ausnehmen; mit Vertauschung des Objekts ein Nest, einen Fisch ausnehmen;
1.2 (frühnhd.) veraltet Waren ausnehmen ›entnehmen, auswählen‹: die ausgenommenen Stoffe (Rabener); die die kostbaren Shawls und Spitzen beim Kaufmann Humbert ausgenommen habe (Tieck);
1.3 frühneuhochdeutsch auch ›(Soldaten) ausheben‹, so noch Goethe mit Ausnehmung (L092 GoeWb);
1.4 jung übertragen aus (1.1) umgangssprachlich ›ausplündern‹ (B.Brecht; L337 WdG), z. B. beim Kartenspiel.
2.1 Übertragen ›abheben, auszeichnen‹ (schon mhd. ) wie dies den ganzen Zuschnitt ihrer Literatur von der unsrigen vortrefflich ausnimmt (Herder); häufiger reflexiv: daß sich die Moral weder in den einen, noch in den andern bei ihnen ausnimmt(›gegen das Übrige abhebt‹) (Lessing); Züge, durch welche sich die Athener vor allen andern griechischen Völkern ausnahmen (Wieland); eine zwote [Auflage], die sich von der ersten an Pünktlichkeit des Druckes ausnimmt (Schiller) (vgl. noch L360 ZDW10,83f.); (2.1) erhalten in ausnehmend (s.unten), sonst abgeschwächt zu
2.2 reflexiv ›sich darstellen, wirken‹ wie schön in dieser Sprache das bürgerliche Mädchen sich ausnimmt (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 1,4); eine etwas dicke Fußsohle, welche sich in der Ferne … beinahe wie ein Pferdehuf ausnehmen möchte!(A082 Christian Dietrich Grabbe, Scherz 1,4).
3 Am gewöhnlichsten ›ausschließen‹ nach lat. excipere, mittelhochdeutsch beginnend; dazu das Partizipialadjektiv
ausgenommen seit dem 14. Jahrhundert absolut, ursprünglich mit dem Akkusativ, vgl. Diese Leute … sollen ja das Land nicht sehen … Ausgenomen Caleb den son Jephunne(A180 Martin Luther, 4.Mose 32,12); alle Menschen haben ihre Fehler, dich allein vielleicht ausgenommen (Wieland); an anderen Stellen läßt sich der Kasus nicht deutlich erkennen, indem Nominativ und Akkusativ gleich lauten, vgl. niemand, der es sagen könne, ausgenommen die Götter (Luther); von solchen Fällen aus ist man dazu gelangt, den Kasus nicht von ausgenommen abhängen zu lassen, sondern nach der Kongruenz zu bestimmen; vorangestellter Nominativ wie in er kannte die Stadt, ein Vorort ausgenommen heute eher selten; allgemein üblich ist an allen Tagen, ausgenommen am Freitag u.dgl.; konjunktional: wir fahren, ausgenommen es regnet.
Ausnahme (17. Jahrhundert) zu ausnehmen (3) statt älterem Ausnehmung; Ausnahmen bestätigen die Regel nach lat. exceptio confirmat regulam (dieses 15. Jahrhundert; vgl. L320 Trübner); dazu ausnahmsweise, ausnahmslos, Ausnahmefall (L059 DWb1854 noch ausnahmlos, Ausnahmsfall), Ausnahmezustand (dazu L086 GG1,343ff.) usw.; in Zusammensetzungen wie Ausnahmeathlet auch Bezug zu ausnehmen (2.1).
ausnehmend zu ausnehmen (2.1) im 18. Jahrhundert verselbständigt ›hervorragend‹ eine Menge wirklich ausnehmender Künstler (Haller; L360 ZDW10,84); ⇓ "S229" [die Gedichte] haben mir ausnehmend gefallen (A082 Christian Dietrich Grabbe, Scherz 2,2); doch auch neutral ›ungewöhnlich‹, besonders adverbial.
1.2 (frühnhd.) veraltet Waren ausnehmen ›entnehmen, auswählen‹: die ausgenommenen Stoffe (Rabener); die die kostbaren Shawls und Spitzen beim Kaufmann Humbert ausgenommen habe (Tieck);
1.3 frühneuhochdeutsch auch ›(Soldaten) ausheben‹, so noch Goethe mit Ausnehmung (L092 GoeWb);
1.4 jung übertragen aus (1.1) umgangssprachlich ›ausplündern‹ (B.Brecht; L337 WdG), z. B. beim Kartenspiel.
2.1 Übertragen ›abheben, auszeichnen‹ (schon mhd. ) wie dies den ganzen Zuschnitt ihrer Literatur von der unsrigen vortrefflich ausnimmt (Herder); häufiger reflexiv: daß sich die Moral weder in den einen, noch in den andern bei ihnen ausnimmt(›gegen das Übrige abhebt‹) (Lessing); Züge, durch welche sich die Athener vor allen andern griechischen Völkern ausnahmen (Wieland); eine zwote [Auflage], die sich von der ersten an Pünktlichkeit des Druckes ausnimmt (Schiller) (vgl. noch L360 ZDW10,83f.); (2.1) erhalten in ausnehmend (s.unten), sonst abgeschwächt zu
2.2 reflexiv ›sich darstellen, wirken‹ wie schön in dieser Sprache das bürgerliche Mädchen sich ausnimmt (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 1,4); eine etwas dicke Fußsohle, welche sich in der Ferne … beinahe wie ein Pferdehuf ausnehmen möchte!(A082 Christian Dietrich Grabbe, Scherz 1,4).
3 Am gewöhnlichsten ›ausschließen‹ nach lat. excipere, mittelhochdeutsch beginnend; dazu das Partizipialadjektiv
ausgenommen seit dem 14. Jahrhundert absolut, ursprünglich mit dem Akkusativ, vgl. Diese Leute … sollen ja das Land nicht sehen … Ausgenomen Caleb den son Jephunne(A180 Martin Luther, 4.Mose 32,12); alle Menschen haben ihre Fehler, dich allein vielleicht ausgenommen (Wieland); an anderen Stellen läßt sich der Kasus nicht deutlich erkennen, indem Nominativ und Akkusativ gleich lauten, vgl. niemand, der es sagen könne, ausgenommen die Götter (Luther); von solchen Fällen aus ist man dazu gelangt, den Kasus nicht von ausgenommen abhängen zu lassen, sondern nach der Kongruenz zu bestimmen; vorangestellter Nominativ wie in er kannte die Stadt, ein Vorort ausgenommen heute eher selten; allgemein üblich ist an allen Tagen, ausgenommen am Freitag u.dgl.; konjunktional: wir fahren, ausgenommen es regnet.
Ausnahme (17. Jahrhundert) zu ausnehmen (3) statt älterem Ausnehmung; Ausnahmen bestätigen die Regel nach lat. exceptio confirmat regulam (dieses 15. Jahrhundert; vgl. L320 Trübner); dazu ausnahmsweise, ausnahmslos, Ausnahmefall (L059 DWb1854 noch ausnahmlos, Ausnahmsfall), Ausnahmezustand (dazu L086 GG1,343ff.) usw.; in Zusammensetzungen wie Ausnahmeathlet auch Bezug zu ausnehmen (2.1).
ausnehmend zu ausnehmen (2.1) im 18. Jahrhundert verselbständigt ›hervorragend‹ eine Menge wirklich ausnehmender Künstler (Haller; L360 ZDW10,84); ⇓ "S229" [die Gedichte] haben mir ausnehmend gefallen (A082 Christian Dietrich Grabbe, Scherz 2,2); doch auch neutral ›ungewöhnlich‹, besonders adverbial.