Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
aus
als Adverb gemeingermanisch mit indogermanischen Entsprechungen.1 Wie "auf" ist es ursprünglich nur Adverb (Zu der im Althochdeutschen beginnenden präpositionalen Funktion s. unten [2]). In wenigen Resten entspricht es einem mhd. uze, welches die ursprüngliche Bezeichnung der Ruhelage ist, später durch uzen ("außen")zurückgedrängt, nämlich in "ausbleiben", "ausstehen"(1) und "auslassen"(2), ferner in oberdt. draus = "draußen".Sonst entspricht es ahd. / mhd. uz(got., altnord., altsächs., altengl. ut, neuengl. out) und ist Richtungsbezeichnung.
1.1 In der ursprünglichen Bedeutung ist es wie "ab", "an" usw. aus seiner früheren Verwendung z. T. durch die Verbindungen "heraus", "hinaus" verdrängt (s. d. und ↑ "her" [1]). So sagt man z. B. imperativisch heraus, hinaus (damit), wo mittelhochdeutsch einfaches uzgenügte. Desgleichen er soll, (muß, will usw.) hinaus (heraus), er ist hinaus, zur Tür hinaus u. dgl. Vielfach erscheinen heraus, hinaus in enger Verbindung mit Verben, häufig mit diesen zusammengeschrieben, wo im Mittelhochdeutschen meist auch nur einfaches uzverwendet wird: "hinausgehen", hinauswerfen usw. Es kommen dabei manche Spezialisierungen und Modifizierungen der ursprünglichen Bedeutung in Betracht sowie eigenartige Bedeutungsentwicklungen der Zusammensetzungen. Weiter ⇑ "heraus", "hinaus".
1.2 Doch gibt es auch zahlreiche unfeste Zusammensetzungen mit aus. Intransitiva: ausfahren, "ausgehen", "austreten", "aussteigen", "auswandern", ausfliegen, auskriechen, ausschlüpfen, "ausrücken", "ausreiten", ausfließen, ausströmen, "ausbrechen", "ausreißen", "ausschlagen", ausscheiden, ausblicken, "ausschauen" u. a.; mit dem Sinne ›aus dem Weg‹, ›aus der Richtung‹ ausbiegen, ausgleiten, ausglitschen, ausrutschen, "ausschreiten"(1.1), "ausweichen"; eine Ruhelage bezeichnet ausin ausliegen, "ausstehen"(2), bei denen nicht wie in ausbleiben mhd. uzezugrunde liegt, die sich vielmehr daraus erklären, daß "liegen" und "stehen" ursprünglich den Eintritt des Zustandes bezeichnen. Neben transitiven Verben kann aus die Richtung vom Subjekt weg bezeichnen (↑ 2"ein"); vgl. ausatmen, ausblasen, "aushauchen", ausspeien, ausspucken, "ausstrahlen", ausströmen, "aussagen", "aussprechen", "ausplaudern", ausschwatzen, "ausrufen", "ausschreien", "ausgeben", aushändigen, "ausliefern", aus(be)zahlen, ausschicken, aussenden, aushängen, ausstecken, "auslegen", "ausstellen", "ausbieten". Es kann damit aber auch die Richtung von einem anderen Gegenstand her gemeint sein, vgl. "ausbrechen", aushacken, aushauen, "ausschlagen", ausschneiden, "ausreißen", ausraufen, ausrupfen, ausgraben, ausjäten, ausreuten, "ausrotten", "ausdrücken" (↑ "drücken"), auskeltern, auspressen, aussaugen, "austreiben", "ausheben", ausscheiden, "auskramen", ausräumen, "ausladen", "auspacken", ausquartieren, "ausspannen" (ein Pferd), "ausbitten", "auswirken", auslocken; aus(er)wählen, aus(er)lesen, ausklauben; aussuchen, ausersehen, "ausmustern", aussondern, "auszeichnen", ausspähen, ausspüren, ausstöbern, auskundschaften, ausspionieren, "ausfinden". Der Gegenstand, der den Ausgangspunkt bildet, wird, wo er ausgedrückt wird, meistens mit aus angeknüpft, doch erscheint daneben der Dativ, aber fast ausschließlich, wo es sich um lebende Wesen handelt, denen ein Interesse an dem Vorgang zukommt, vgl. jmdm. einen Zahn "ausbrechen", "ausreißen", "ausschlagen", jmdm. Tränen auspressen. Bei manchen Verben kann sowohl die Richtung von dem Subjekt weg als auch die von einem anderen Gegenstande verstanden werden, und es entspringen daher verschiedene Verwendungsweisen, vgl. einen Pfeil vs. jmdm. ein Auge "ausschießen"; Speichel vs. jmdm. einen Zahn "auswerfen", ein Geschrei vs. dem Faß den Boden "ausstoßen"; "ausreden"(1.2) vs. "ausreden"(1.3). Neben einigen Verben bezeichnet ausnicht bloß, daß ein Gegenstand aus dem Innern entfernt, sondern auch, daß er abgehalten wird, hinein zu kommen, vgl. "ausschließen", "aussperren" u.dgl. Die Vorstellung eines Tilgens des beseitigten Gegenstandes liegt zugrunde in ausbeizen, ausbleichen, auskratzen, ausradieren, ausreiben (↑ "reiben"), auswetzen.Daran schließen sich dann an auslöschen, ausblasen (ein Licht), ausgießen (ein Feuer mit Wasser), "ausmachen" (ein Licht), "austun", austilgen und intransitiv "ausgehen" (das Feuer geht aus); bei diesen ist an gar keinen Gegenstand mehr gedacht, aus dem etwas beseitigt wird. Eine Anzahl von Verben haben die Eigentümlichkeit, daß nicht bloß der herausgenommene, der beseitigte Gegenstand als Objekt stehen kann, sondern auch metonymisch derjenige, aus dem etwas herausgenommen, von dem etwas beseitigt wird, vgl. austrinken (den Wein, das Glas), aussaufen, ausschlürfen, ausessen (die Suppe, die Schüssel), "ausfressen", auslecken, aussaugen (einem das Blut, ein Land), "auszehren" (das Mark, den Leib), ausschöpfen, ausgießen, "ausschütten", "ausladen" (Korn, einen Wagen), "ausnehmen" (Eier, ein Nest), ausbraten (Fett, Fleisch), auskochen, ausbürsten (Staub, einen Rock), ausfegen (Staub, ein Zimmer), "auskehren", auskämmen, ausklopfen, "auswischen", auswaschen (Schmutz, Kleider) ausdreschen, "austreten", (Saft, Beeren), ausschneiden (Äste, einen Baum, ein Stück Leinwand, ein Hemd), "ausschreiben" (einen Satz, ein Buch), auskaufen (einen Warenvorrat, einen Laden), "ausholen"(1). Neben manchen Wörtern steht nur ein Akkusativ der zweiten Art, entsprechend dem neben dem einfachen Verb üblichen Objekt vgl. ausplündern, auswringen (Wäsche; ↑ "wringen"), ausschütteln, ausnutzen, "ausfragen", aushöhlen, ausleeren, auslüften, "ausmisten"; austrocknen, ausdörren, denen sich die intransitiven austrocknen, ausdorren entsprechend zur Seite stellen; bei ausrauben steht die zweite Art in Widerspruch mit dem beim einfachen Verb üblichen Objekt. Intransitiva können durch Zusammensetzung mit austransitiv werden: ausbluten (sein Leben), ausschwitzen, ausseufzen, ausschluchzen, ausweinen (seinen Schmerz u.dgl.), "ausschlafen" (einen Rausch); sich einen Zahn "ausfallen", sich die Augen "ausgucken", ausweinen u.dgl.; ein Zimmer ausräuchern; etwas ausklingeln (unter Anwendung der Klingel ausrufen), ähnlich "ausposaunen", austrompeten, austrommeln; ähnlich "ausspielen", auswürfeln u. a. Auf einen Zustand bezüglich ist ausin "ausarten", "aushelfen", "ausruhen" intransitiv und reflexiv (eigentlich ›aus dem Zustand der Anstrengung heraus‹). Die eigentümliche Verwendung in "auslachen", ausschelten, ausschimpfen, "auspfeifen", "auszischen" u.dgl., die zum Teil auch erst durch die Zusammensetzung transitiv geworden sind, erklärt sich wohl so, daß sie ursprünglich ein Hinauslachen, durch Lachen hinaustreiben usw. bezeichnen. Ein Weiternachaußentreiben der Teile eines Gegenstandes bezeichnet aus in "ausbauchen", ausbeulen, ausbreiten, ausweiten, "ausdehnen", ausrecken, "ausspannen" (ein Seil), ausstrecken, ausspreizen, ausspringen, "aussprengen", ausstreuen, aussäen. In Zusammenhang damit steht wohl auch die Verwendung in "ausgreifen", "ausschreiten".
1.3 Selbständiger erscheint ausin Verbindung mit 2"ein": ein- und ausgehen (mhd. uz und in gan); weder aus noch ein wissen ›völlig ratlos sein‹ (Klopstock; L059 DWb); Tal aus, Tal ein (Goethe); allgemein auf die Zeit übertragen jahraus, jahrein usw. Ferner in Verbindung mit von: von Berlin aus, von Hause aus, vom Fenster aus (kann man ihn sehenu.dgl.), von Grund aus, von mir aus ›meinetwegen‹. Verblaßt in auf etwas "aussein"( "ausgehen"), früher zuweilen auch über etwas aus sein, vgl. Jungfer Jenkins war darüber aus, Magen und Gewissen zu erleichtern (Bode); darüber bin ich auch wirklich aus (Lessing); geradeaus.Vgl. noch "durchaus", obenaus, "überaus", "voraus".
1.4 Vielfach erscheint aus zu der Bedeutung ›zu Ende‹, ›vollständig‹ entwickelt. Den Ausgangspunkt hierfür werden wir in der Verwendung von ausessen, austrinken, ausgießen u. a. zu suchen haben, bei denen sich an die Vorstellung des Herausnehmens die der Vollständigkeit angeschlossen hat. Auch Verben wie auslöschen u.dgl. können in Betracht kommen. So wird aushäufig in Verbindung mit 2"sein" verwendet: die Predigt, das Konzert ist aus; es ist aus mit uns; vgl. dazu "Garaus". Viele übertragene Zusammensetzungen. Die Vorstellung des Zuendegehens, Aufhörens einer Tätigkeit, eines Zustandes tritt hervor bei Intransitiva wie ausglühen, ausklingen, ausschwingen. Insbesondere kann man fast von jedem beliebigen Intransitiv das Perfekt (Plusquamperfekt), falls dieses mit habenumschrieben wird, so mit aus zusammengesetzt verwenden, vgl. er hat ausgelebt, ausgetobt, ausgeredet, ausgeweint, ausgeklagt, ausgelitten, ausstudiert. Andere Verben enthalten die Vorstellung, daß ein Vorgang bis zu dem gehörigen Abschluß gelangt. Von Intransitiva gehören hierher ausheilen, ausreifen, "ausdauern", "ausharren", "aushalten", "auslangen", "ausreichen", "ausschlafen".Zahlreich sind die Transitiva, vgl. "ausarbeiten", "ausführen", "ausbilden", ausgestalten, "ausbauen", ausfeilen, "ausmalen", "ausprägen", ausflicken, ausfüllen, ausbessern, ausglätten, "ausgleichen", aussöhnen, auskühlen, "auslesen", "auskosten", ausmessen, ausrechnen, "ausprobieren", aushauen, ausprügeln, auspeitschen, "ausrichten".Zweifelhaft ist, ob ausrüsten hierher gehört, da es vielleicht ursprünglich ›zum Auszug rüsten‹ war. Intransitiva, die durch die Zusammensetzung transitiv geworden sind: ausdenken, aussinnen, ausgrübeln, "ausklügeln", "auslaufen"(2), aussuchen (ich suchte den ganzen Wald aus Wieland); "ausdauern", auswähren (den deinen [Lebenslauf] auszuwähren Haller), "aushalten" (nicht zu transitivem "halten"), "ausstehen"(2). Auch ein reflexives Objekt nehmen manche Intransitiva in der Zusammensetzung zu sich: sich "ausarbeiten", "auslaufen", ausweinen; desgleichen Transitiva ein solches, das ganz anderer Art als das neben dem einfachen Wort stehende Objekt ist, vgl. sich "ausgeben", "ausschreiben"(2). Hierher zu stellen wird noch eine eigentümliche Gruppe sein, bei der der danebenstehende Akkusativ auch z. T. erst durch die Zusammensetzung möglich wird: auspichen (ein Faß), auspolstern (einen Stuhl), austapezieren, "auskleiden" (ein Zimmer), ausgießen (Fugen mit Zement), "auslegen" (ein Kästchen mit Elfenbein), "ausschlagen"(1).
1.5 Viele Zusammensetzungen geht aus in den verschiedenen Bedeutungen mit substantivischen Tätigkeits- und Zustandsbezeichnungen ein, vgl. "Ausbau", "Ausbruch", "Ausgang", "Ausgabe", "Auslage" usw. Nur wenige anderweitige Zusammensetzungen: "Ausweg", "Ausland".
2 Als Präposition ist ausan Stelle des got. us, ahd. ar (⇑ "ur-", "er"-) getreten, mit dem es zunächst verknüpft wurde (got. ut us ›hinaus aus‹). Im ursprünglichen Sinne: aus dem Haus gehen, aus der Hand geben, aus dem Glas trinken, aus dem Weg schaffenusw.; jetzt ungewöhnlich aus der Stelle weichen (Goethe); aus einer Gesellschaft, einer Verbindung austreten; jmdn. aus einer Schar auswählen; der Wind kommt aus Norden; jmdn. nicht aus den Augen lassen(vgl. im Auge behalten); auch zuweilen mit einer Zustandsbezeichnung: aus tiefer Not schrei' ich zu dir (Luther). Der Charakter einer Richtungsbezeichnung ist verdunkelt, wo das Resultat einer früheren Bewegung angegeben wird: er ist schon aus dem Bett; ich war seitdem nicht aus dem Hause; so besonders in er ist (stammt) aus Frankreich, Paris, guter Familie, sogar er ist aus dem Elsaß gebürtig(Goethe); ferner in eine Stelle aus einer Rede, einem Drama usw., einer aus dem Volke u.dgl.; frühneuhochdeutsch auch viel, etliche aus ihnen usw., noch bei Lessing: dasjenige Kupfer, welches mir aus denen, die ich vor mir gehabt hatte, am lebhaftesten in der Einbildung geblieben war(jetzt von oder unter); übertragen eine Uhr aus der Zeit Ludwigs XIV.usw.; man sagt sogar jmdn. aus der Physik (heraus-) prüfen, im 18. Jahrhundert mit jmdm. aus einer Sache sprechen (Wieland, Jean Paul). Auf Unsinnliches übertragen: aus dem Herzen kommen arge Gedanken; dieser Einfall stammt nicht aus seinem Kopf (Gehirn); der Hochmut spricht aus ihm; er geht nicht aus sich heraus; das ist mir aus der Seele gesprochen; sich etwas aus dem Sinn schlagenusw. Insbesondere werden alle möglichen Zustände als etwas gefaßt, aus dem man herauskommt, vgl. aus der Art schlagen, aus dem Spiel lassen; aus der Mode kommen; aus einer Gefahr, Angst, Verlegenheitusw. Ferner wird der Stoff, aus dem etwas gefertigt wird, durch ausangeknüpft: aus Tuch Kleider machen, aus Garn Zeug weben, aus Holz schnitzen, bestehen aus. Daran schließt sich ausneben werden und machen: er wird aus einem Kind zum Mann; er hat einen tüchtigen Arzt aus ihm gemacht; ich weiß nicht, was ich daraus machen soll (bloß auf die Vorstellung bezogen); ich mache mir nichts (wenig) daraus; daraus wird nichts. In bezug auf Schlußfolgerungen wird aus gebraucht: aus seinen Worten ist zu entnehmen(heute meist Dativ seinen Worten..); daraus ist zu ersehen; daraus werde ich nicht klug; ich schließe, folgere daraus; ich weiß es, spreche, urteile aus Erfahrung. Der Grund wird durch aus angegeben: aus diesem Grund, aus eigener Kraft (Macht), freiem Antrieb, freien Stücken, Not, Mangel, Neigung, Liebe, Furcht usw., bei Luther auch aus Rat. Zu Bedeutungsgruppen der Verben mit aus- vgl. F.Hundsnurscher, Das System der Partikelverben mit AUS in der Gegenwartssprache (1968), bes. 53ff.; W.Henzen, Die Bezeichnungen von Richtung und Gegenrichtung im Deutschen (1969), besonders 152ff.
Aus ⇓ "S205" sportsprachlich ›Fläche außerhalb des Spielfeldes‹ Anfang des 20. Jahrhunderts nach engl. out; ›Ausscheiden eines einzelnen Sportlers oder einer Mannschaft‹: Die Niederlage bedeutet das Aus; dann übertragen (L099 3GWb).
1.1 In der ursprünglichen Bedeutung ist es wie "ab", "an" usw. aus seiner früheren Verwendung z. T. durch die Verbindungen "heraus", "hinaus" verdrängt (s. d. und ↑ "her" [1]). So sagt man z. B. imperativisch heraus, hinaus (damit), wo mittelhochdeutsch einfaches uzgenügte. Desgleichen er soll, (muß, will usw.) hinaus (heraus), er ist hinaus, zur Tür hinaus u. dgl. Vielfach erscheinen heraus, hinaus in enger Verbindung mit Verben, häufig mit diesen zusammengeschrieben, wo im Mittelhochdeutschen meist auch nur einfaches uzverwendet wird: "hinausgehen", hinauswerfen usw. Es kommen dabei manche Spezialisierungen und Modifizierungen der ursprünglichen Bedeutung in Betracht sowie eigenartige Bedeutungsentwicklungen der Zusammensetzungen. Weiter ⇑ "heraus", "hinaus".
1.2 Doch gibt es auch zahlreiche unfeste Zusammensetzungen mit aus. Intransitiva: ausfahren, "ausgehen", "austreten", "aussteigen", "auswandern", ausfliegen, auskriechen, ausschlüpfen, "ausrücken", "ausreiten", ausfließen, ausströmen, "ausbrechen", "ausreißen", "ausschlagen", ausscheiden, ausblicken, "ausschauen" u. a.; mit dem Sinne ›aus dem Weg‹, ›aus der Richtung‹ ausbiegen, ausgleiten, ausglitschen, ausrutschen, "ausschreiten"(1.1), "ausweichen"; eine Ruhelage bezeichnet ausin ausliegen, "ausstehen"(2), bei denen nicht wie in ausbleiben mhd. uzezugrunde liegt, die sich vielmehr daraus erklären, daß "liegen" und "stehen" ursprünglich den Eintritt des Zustandes bezeichnen. Neben transitiven Verben kann aus die Richtung vom Subjekt weg bezeichnen (↑ 2"ein"); vgl. ausatmen, ausblasen, "aushauchen", ausspeien, ausspucken, "ausstrahlen", ausströmen, "aussagen", "aussprechen", "ausplaudern", ausschwatzen, "ausrufen", "ausschreien", "ausgeben", aushändigen, "ausliefern", aus(be)zahlen, ausschicken, aussenden, aushängen, ausstecken, "auslegen", "ausstellen", "ausbieten". Es kann damit aber auch die Richtung von einem anderen Gegenstand her gemeint sein, vgl. "ausbrechen", aushacken, aushauen, "ausschlagen", ausschneiden, "ausreißen", ausraufen, ausrupfen, ausgraben, ausjäten, ausreuten, "ausrotten", "ausdrücken" (↑ "drücken"), auskeltern, auspressen, aussaugen, "austreiben", "ausheben", ausscheiden, "auskramen", ausräumen, "ausladen", "auspacken", ausquartieren, "ausspannen" (ein Pferd), "ausbitten", "auswirken", auslocken; aus(er)wählen, aus(er)lesen, ausklauben; aussuchen, ausersehen, "ausmustern", aussondern, "auszeichnen", ausspähen, ausspüren, ausstöbern, auskundschaften, ausspionieren, "ausfinden". Der Gegenstand, der den Ausgangspunkt bildet, wird, wo er ausgedrückt wird, meistens mit aus angeknüpft, doch erscheint daneben der Dativ, aber fast ausschließlich, wo es sich um lebende Wesen handelt, denen ein Interesse an dem Vorgang zukommt, vgl. jmdm. einen Zahn "ausbrechen", "ausreißen", "ausschlagen", jmdm. Tränen auspressen. Bei manchen Verben kann sowohl die Richtung von dem Subjekt weg als auch die von einem anderen Gegenstande verstanden werden, und es entspringen daher verschiedene Verwendungsweisen, vgl. einen Pfeil vs. jmdm. ein Auge "ausschießen"; Speichel vs. jmdm. einen Zahn "auswerfen", ein Geschrei vs. dem Faß den Boden "ausstoßen"; "ausreden"(1.2) vs. "ausreden"(1.3). Neben einigen Verben bezeichnet ausnicht bloß, daß ein Gegenstand aus dem Innern entfernt, sondern auch, daß er abgehalten wird, hinein zu kommen, vgl. "ausschließen", "aussperren" u.dgl. Die Vorstellung eines Tilgens des beseitigten Gegenstandes liegt zugrunde in ausbeizen, ausbleichen, auskratzen, ausradieren, ausreiben (↑ "reiben"), auswetzen.Daran schließen sich dann an auslöschen, ausblasen (ein Licht), ausgießen (ein Feuer mit Wasser), "ausmachen" (ein Licht), "austun", austilgen und intransitiv "ausgehen" (das Feuer geht aus); bei diesen ist an gar keinen Gegenstand mehr gedacht, aus dem etwas beseitigt wird. Eine Anzahl von Verben haben die Eigentümlichkeit, daß nicht bloß der herausgenommene, der beseitigte Gegenstand als Objekt stehen kann, sondern auch metonymisch derjenige, aus dem etwas herausgenommen, von dem etwas beseitigt wird, vgl. austrinken (den Wein, das Glas), aussaufen, ausschlürfen, ausessen (die Suppe, die Schüssel), "ausfressen", auslecken, aussaugen (einem das Blut, ein Land), "auszehren" (das Mark, den Leib), ausschöpfen, ausgießen, "ausschütten", "ausladen" (Korn, einen Wagen), "ausnehmen" (Eier, ein Nest), ausbraten (Fett, Fleisch), auskochen, ausbürsten (Staub, einen Rock), ausfegen (Staub, ein Zimmer), "auskehren", auskämmen, ausklopfen, "auswischen", auswaschen (Schmutz, Kleider) ausdreschen, "austreten", (Saft, Beeren), ausschneiden (Äste, einen Baum, ein Stück Leinwand, ein Hemd), "ausschreiben" (einen Satz, ein Buch), auskaufen (einen Warenvorrat, einen Laden), "ausholen"(1). Neben manchen Wörtern steht nur ein Akkusativ der zweiten Art, entsprechend dem neben dem einfachen Verb üblichen Objekt vgl. ausplündern, auswringen (Wäsche; ↑ "wringen"), ausschütteln, ausnutzen, "ausfragen", aushöhlen, ausleeren, auslüften, "ausmisten"; austrocknen, ausdörren, denen sich die intransitiven austrocknen, ausdorren entsprechend zur Seite stellen; bei ausrauben steht die zweite Art in Widerspruch mit dem beim einfachen Verb üblichen Objekt. Intransitiva können durch Zusammensetzung mit austransitiv werden: ausbluten (sein Leben), ausschwitzen, ausseufzen, ausschluchzen, ausweinen (seinen Schmerz u.dgl.), "ausschlafen" (einen Rausch); sich einen Zahn "ausfallen", sich die Augen "ausgucken", ausweinen u.dgl.; ein Zimmer ausräuchern; etwas ausklingeln (unter Anwendung der Klingel ausrufen), ähnlich "ausposaunen", austrompeten, austrommeln; ähnlich "ausspielen", auswürfeln u. a. Auf einen Zustand bezüglich ist ausin "ausarten", "aushelfen", "ausruhen" intransitiv und reflexiv (eigentlich ›aus dem Zustand der Anstrengung heraus‹). Die eigentümliche Verwendung in "auslachen", ausschelten, ausschimpfen, "auspfeifen", "auszischen" u.dgl., die zum Teil auch erst durch die Zusammensetzung transitiv geworden sind, erklärt sich wohl so, daß sie ursprünglich ein Hinauslachen, durch Lachen hinaustreiben usw. bezeichnen. Ein Weiternachaußentreiben der Teile eines Gegenstandes bezeichnet aus in "ausbauchen", ausbeulen, ausbreiten, ausweiten, "ausdehnen", ausrecken, "ausspannen" (ein Seil), ausstrecken, ausspreizen, ausspringen, "aussprengen", ausstreuen, aussäen. In Zusammenhang damit steht wohl auch die Verwendung in "ausgreifen", "ausschreiten".
1.3 Selbständiger erscheint ausin Verbindung mit 2"ein": ein- und ausgehen (mhd. uz und in gan); weder aus noch ein wissen ›völlig ratlos sein‹ (Klopstock; L059 DWb); Tal aus, Tal ein (Goethe); allgemein auf die Zeit übertragen jahraus, jahrein usw. Ferner in Verbindung mit von: von Berlin aus, von Hause aus, vom Fenster aus (kann man ihn sehenu.dgl.), von Grund aus, von mir aus ›meinetwegen‹. Verblaßt in auf etwas "aussein"( "ausgehen"), früher zuweilen auch über etwas aus sein, vgl. Jungfer Jenkins war darüber aus, Magen und Gewissen zu erleichtern (Bode); darüber bin ich auch wirklich aus (Lessing); geradeaus.Vgl. noch "durchaus", obenaus, "überaus", "voraus".
1.4 Vielfach erscheint aus zu der Bedeutung ›zu Ende‹, ›vollständig‹ entwickelt. Den Ausgangspunkt hierfür werden wir in der Verwendung von ausessen, austrinken, ausgießen u. a. zu suchen haben, bei denen sich an die Vorstellung des Herausnehmens die der Vollständigkeit angeschlossen hat. Auch Verben wie auslöschen u.dgl. können in Betracht kommen. So wird aushäufig in Verbindung mit 2"sein" verwendet: die Predigt, das Konzert ist aus; es ist aus mit uns; vgl. dazu "Garaus". Viele übertragene Zusammensetzungen. Die Vorstellung des Zuendegehens, Aufhörens einer Tätigkeit, eines Zustandes tritt hervor bei Intransitiva wie ausglühen, ausklingen, ausschwingen. Insbesondere kann man fast von jedem beliebigen Intransitiv das Perfekt (Plusquamperfekt), falls dieses mit habenumschrieben wird, so mit aus zusammengesetzt verwenden, vgl. er hat ausgelebt, ausgetobt, ausgeredet, ausgeweint, ausgeklagt, ausgelitten, ausstudiert. Andere Verben enthalten die Vorstellung, daß ein Vorgang bis zu dem gehörigen Abschluß gelangt. Von Intransitiva gehören hierher ausheilen, ausreifen, "ausdauern", "ausharren", "aushalten", "auslangen", "ausreichen", "ausschlafen".Zahlreich sind die Transitiva, vgl. "ausarbeiten", "ausführen", "ausbilden", ausgestalten, "ausbauen", ausfeilen, "ausmalen", "ausprägen", ausflicken, ausfüllen, ausbessern, ausglätten, "ausgleichen", aussöhnen, auskühlen, "auslesen", "auskosten", ausmessen, ausrechnen, "ausprobieren", aushauen, ausprügeln, auspeitschen, "ausrichten".Zweifelhaft ist, ob ausrüsten hierher gehört, da es vielleicht ursprünglich ›zum Auszug rüsten‹ war. Intransitiva, die durch die Zusammensetzung transitiv geworden sind: ausdenken, aussinnen, ausgrübeln, "ausklügeln", "auslaufen"(2), aussuchen (ich suchte den ganzen Wald aus Wieland); "ausdauern", auswähren (den deinen [Lebenslauf] auszuwähren Haller), "aushalten" (nicht zu transitivem "halten"), "ausstehen"(2). Auch ein reflexives Objekt nehmen manche Intransitiva in der Zusammensetzung zu sich: sich "ausarbeiten", "auslaufen", ausweinen; desgleichen Transitiva ein solches, das ganz anderer Art als das neben dem einfachen Wort stehende Objekt ist, vgl. sich "ausgeben", "ausschreiben"(2). Hierher zu stellen wird noch eine eigentümliche Gruppe sein, bei der der danebenstehende Akkusativ auch z. T. erst durch die Zusammensetzung möglich wird: auspichen (ein Faß), auspolstern (einen Stuhl), austapezieren, "auskleiden" (ein Zimmer), ausgießen (Fugen mit Zement), "auslegen" (ein Kästchen mit Elfenbein), "ausschlagen"(1).
1.5 Viele Zusammensetzungen geht aus in den verschiedenen Bedeutungen mit substantivischen Tätigkeits- und Zustandsbezeichnungen ein, vgl. "Ausbau", "Ausbruch", "Ausgang", "Ausgabe", "Auslage" usw. Nur wenige anderweitige Zusammensetzungen: "Ausweg", "Ausland".
2 Als Präposition ist ausan Stelle des got. us, ahd. ar (⇑ "ur-", "er"-) getreten, mit dem es zunächst verknüpft wurde (got. ut us ›hinaus aus‹). Im ursprünglichen Sinne: aus dem Haus gehen, aus der Hand geben, aus dem Glas trinken, aus dem Weg schaffenusw.; jetzt ungewöhnlich aus der Stelle weichen (Goethe); aus einer Gesellschaft, einer Verbindung austreten; jmdn. aus einer Schar auswählen; der Wind kommt aus Norden; jmdn. nicht aus den Augen lassen(vgl. im Auge behalten); auch zuweilen mit einer Zustandsbezeichnung: aus tiefer Not schrei' ich zu dir (Luther). Der Charakter einer Richtungsbezeichnung ist verdunkelt, wo das Resultat einer früheren Bewegung angegeben wird: er ist schon aus dem Bett; ich war seitdem nicht aus dem Hause; so besonders in er ist (stammt) aus Frankreich, Paris, guter Familie, sogar er ist aus dem Elsaß gebürtig(Goethe); ferner in eine Stelle aus einer Rede, einem Drama usw., einer aus dem Volke u.dgl.; frühneuhochdeutsch auch viel, etliche aus ihnen usw., noch bei Lessing: dasjenige Kupfer, welches mir aus denen, die ich vor mir gehabt hatte, am lebhaftesten in der Einbildung geblieben war(jetzt von oder unter); übertragen eine Uhr aus der Zeit Ludwigs XIV.usw.; man sagt sogar jmdn. aus der Physik (heraus-) prüfen, im 18. Jahrhundert mit jmdm. aus einer Sache sprechen (Wieland, Jean Paul). Auf Unsinnliches übertragen: aus dem Herzen kommen arge Gedanken; dieser Einfall stammt nicht aus seinem Kopf (Gehirn); der Hochmut spricht aus ihm; er geht nicht aus sich heraus; das ist mir aus der Seele gesprochen; sich etwas aus dem Sinn schlagenusw. Insbesondere werden alle möglichen Zustände als etwas gefaßt, aus dem man herauskommt, vgl. aus der Art schlagen, aus dem Spiel lassen; aus der Mode kommen; aus einer Gefahr, Angst, Verlegenheitusw. Ferner wird der Stoff, aus dem etwas gefertigt wird, durch ausangeknüpft: aus Tuch Kleider machen, aus Garn Zeug weben, aus Holz schnitzen, bestehen aus. Daran schließt sich ausneben werden und machen: er wird aus einem Kind zum Mann; er hat einen tüchtigen Arzt aus ihm gemacht; ich weiß nicht, was ich daraus machen soll (bloß auf die Vorstellung bezogen); ich mache mir nichts (wenig) daraus; daraus wird nichts. In bezug auf Schlußfolgerungen wird aus gebraucht: aus seinen Worten ist zu entnehmen(heute meist Dativ seinen Worten..); daraus ist zu ersehen; daraus werde ich nicht klug; ich schließe, folgere daraus; ich weiß es, spreche, urteile aus Erfahrung. Der Grund wird durch aus angegeben: aus diesem Grund, aus eigener Kraft (Macht), freiem Antrieb, freien Stücken, Not, Mangel, Neigung, Liebe, Furcht usw., bei Luther auch aus Rat. Zu Bedeutungsgruppen der Verben mit aus- vgl. F.Hundsnurscher, Das System der Partikelverben mit AUS in der Gegenwartssprache (1968), bes. 53ff.; W.Henzen, Die Bezeichnungen von Richtung und Gegenrichtung im Deutschen (1969), besonders 152ff.
Aus ⇓ "S205" sportsprachlich ›Fläche außerhalb des Spielfeldes‹ Anfang des 20. Jahrhunderts nach engl. out; ›Ausscheiden eines einzelnen Sportlers oder einer Mannschaft‹: Die Niederlage bedeutet das Aus; dann übertragen (L099 3GWb).