Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
atzen
spätahd. az(z)en, ⇓ "S107" Kausativum zu ezzan (wie "beizen" zu "beißen" usw.), ›zu essen geben, füttern‹, bis um 1700 auf Tiere und Menschen gleichermaßen bezogen (rechtssprachlich Atzgeld L004 Johann Christoph Adelung), ⇓ "S029" dann ⇓ "S100" jägersprachlich besonders auf Beizvögel beschränkt, wie auchAtzung (mhd. ); beides bisweilen noch heute scherzhaft, besonders jugendbewegt, für "essen" bzw. "Verpflegung". Eine andere Kausativbildung zu ezzan›essen‹ ist ahd. ezzen > mhd. etzen >
ätzen
1 lange synonym mit atzen (s. oben), vgl. das sie mich etze vnd mache fur mir ein Essen (A180 Martin Luther, 2. Samuel 13,5); Ich habe … die junge Brut der Revolution mit den zerstückten Leibern der Aristokraten geätzt (A029 Georg Büchner, Danton 44); noch Rilke da kam ihn der Engel ätzen Mit einer Speise (L320 Trübner).
2 Heute nur noch als ⇓ "S132" medizinisches und ⇓ "S220" chemisch-technisches Fachwort (so seit dem 15. Jahrhundert). Man sollte als Objekt dazu die Säuren erwarten, die zum Ätzen verwendet werden (vgl. die Bedeutung von atzen ); statt dessen steht der damit behandelte Gegenstand im Akkusativ. Das Ätzmittel kann sogar als Subjekt stehen: das ätzende Sublimat seines Spottes (Jean Paul). Objekt kann auch das Resultat des Ätzens sein, daher im Passiv Subjekt: ein schreckliches Gesetz, mit Blut in unsre Brust geätzt (Schiller).
ätzend häufig übertragen: soll unerhörte Qual dich ätzend peinigen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 16,448,11); Mann … von so scharfer, man möchte sagen: ätzender Häßlichkeit (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 523); ⇓ "S105" jugendsprachlich »Verdammungswort« (L106 Helmut Henne, Jugend 153 und öfter), jedoch gelegentlich bzw. regional ins Positive gekehrt, vgl. Das Haus sei echt toll… , das Schwimmbad total ätzend (A156 Walter Kempowski, Hundstage 138, und öfter). ⇓ "S101"
spätahd. az(z)en, ⇓ "S107" Kausativum zu ezzan (wie "beizen" zu "beißen" usw.), ›zu essen geben, füttern‹, bis um 1700 auf Tiere und Menschen gleichermaßen bezogen (rechtssprachlich Atzgeld L004 Johann Christoph Adelung), ⇓ "S029" dann ⇓ "S100" jägersprachlich besonders auf Beizvögel beschränkt, wie auchAtzung (mhd. ); beides bisweilen noch heute scherzhaft, besonders jugendbewegt, für "essen" bzw. "Verpflegung". Eine andere Kausativbildung zu ezzan›essen‹ ist ahd. ezzen > mhd. etzen >
ätzen
1 lange synonym mit atzen (s. oben), vgl. das sie mich etze vnd mache fur mir ein Essen (A180 Martin Luther, 2. Samuel 13,5); Ich habe … die junge Brut der Revolution mit den zerstückten Leibern der Aristokraten geätzt (A029 Georg Büchner, Danton 44); noch Rilke da kam ihn der Engel ätzen Mit einer Speise (L320 Trübner).
2 Heute nur noch als ⇓ "S132" medizinisches und ⇓ "S220" chemisch-technisches Fachwort (so seit dem 15. Jahrhundert). Man sollte als Objekt dazu die Säuren erwarten, die zum Ätzen verwendet werden (vgl. die Bedeutung von atzen ); statt dessen steht der damit behandelte Gegenstand im Akkusativ. Das Ätzmittel kann sogar als Subjekt stehen: das ätzende Sublimat seines Spottes (Jean Paul). Objekt kann auch das Resultat des Ätzens sein, daher im Passiv Subjekt: ein schreckliches Gesetz, mit Blut in unsre Brust geätzt (Schiller).
ätzend häufig übertragen: soll unerhörte Qual dich ätzend peinigen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 16,448,11); Mann … von so scharfer, man möchte sagen: ätzender Häßlichkeit (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 523); ⇓ "S105" jugendsprachlich »Verdammungswort« (L106 Helmut Henne, Jugend 153 und öfter), jedoch gelegentlich bzw. regional ins Positive gekehrt, vgl. Das Haus sei echt toll… , das Schwimmbad total ätzend (A156 Walter Kempowski, Hundstage 138, und öfter). ⇓ "S101"