Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Aristokratie
1432 in ⇓ "S082" griech.-lat. Form aristocratia, seit dem 17. Jahrhundert Aristokratie (L082 2FWb). ⇓ "S175" In staatstheoretischem Kontext Bezeichnung einer Regierungsform (im 18. Jahrhundert meist neben "Monarchie" und "Demokratie" genannt; vgl. "Absolutismus", "Feudalismus"), in gesellschaftstheoretischem Kontext ⇓ "S113" Bezeichnung eines Standes (↑ "Adel", lat. nobilitas). Im Zuge der Französischen Revolution erhielt das Wort verschiedentlich stark negative Akzente, vgl. G.Forster 1797 (L086 GG1,28 A.124): Aristokratie, Herrschaft der Besten [so die wörtliche Bedeutung der griechischen Zusammensetzung bei Aristoteles], wäre die wünschenswerteste Regierungsform … Allein das verhaßt gewordene Wort bedeutet jetzt den stets betrogenen Völkern gerade das Gegenteil: Herrschaft der Ärgsten (Kakistokratie). Entsprechend erging es den Wörternaristokratisch (1585; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) und
Aristokrat (1774 Schubart; L081 FWb), vgl. schon 1783 in Schlözers ›Stats-Anzeigen‹ (L086 GG1,27): unsere hochmütigen Aristokraten; die aristokratischen Auswürflinge. Für Wieland 1792 und L033 Joachim Heinrich Campe 1813 sind Aristokrat und "Demokrat" »Schimpfwörter« gegnerischer Parteien (vgl. L181 Otto Ladendorf). Der negative Akzent wurde auf zahlreiche Zusammensetzungen übertragen, vgl. Geistesaristokratismus (1819), Geistes-Aristokratie und Geistesaristokraten bei Börne (vgl. L181 Otto Ladendorf 99); Geldaristokraten (1838; L086 GG1,39); bei Riehl z. B. Geldaristokratie, Beamtenaristokratie,, Gelehrtenaristokratie (L086 GG1,45); bei A.Holz Sozialaristokraten als Dramentitel.
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