Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Apparat
< lat. apparatus(zu apparare ›zubereiten‹),1 als ›Kommentar, Lesartenverzeichnis‹ im Rechtswesen mittelniederdeutsch schon im 14. Jahrhundert (W.L244 Wolfgang Pfeifer);
2 im 15. Jahrhundert hochdeutsch bei Niclas von Wyle ›(häusliches) Zubehör, Ausstattung‹ (L215 Paul Möller); über ›Gerätesammlung‹ (Goethe 1810 den hiesigen Vorrath eines chemischen Apparats; L092 GoeWb);
3 im 18. Jahrhundert zur heutigen Hauptbedeutung ›einzelnes Instrument technischer Art‹: Das Innerste des Menschen steuert der Apparat, der Bio-Computer (B.A254 Botho Strauß, Paare 198); häufig kurz für Radioapparat bzw. Fernsehapparat;
4 seit Mitte des 19. Jahrhunderts ›funktionelle Gesamtheit von Personen‹: Der ganze Apparat wird gelenkt durch eine Bürokratie, die selbst Apparat ist, nämlich der zum Apparat gewordene Mensch, von dem die im Apparat Arbeitenden abhängen (1932 A302 Karl Jaspers, Geistige Situation 47); dem dämonischen politischen Apparat unsre geringfügige Realität entgegenzustellen (P.A276 Peter Weiss, Ästhetik I,123), Staatsapparat, Beamtenapparat, Polizeiapparat, Parteiapparat; daher wohl unter dem Aspekt des Riesenhaften umgangssprachlich Wendungen wie ein Apparat von Kürbis, von Frau usw.
Apparatschik"S144" nach 1945 < ⇓ "S186" russ., negativ konnotiert (daher im Ost-Duden, L337 WdG, L137 HWbweggelassen): gelangt eine größere Zahl von eigentlichen Parteifunktionären (Apparatschiks, Propaganda-Experten usw.) … ins Parlament (1962 A098 Jürgen Habermas, Strukturwandel 243).
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