Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
anstrengen
mhd. Bildung zu "Strang"; ursprünglich wohl1(Pferde) anspannen‹, vgl. noch Zugleich strengete auch der Kutscher die Pferde wieder an (1773 Hermes; L320 Trübner); frühneuhochdeutsch auch ›binden, fesseln‹, ›(sexuell) nötigen‹;
2 besonders ⇓ "S181" rechtssprachlich ›belangen, zu etwas zwingen‹, vgl. das Gesinde zur Arbeit anstrengen (L305 Christoph Ernst Steinbach); sie auf Verlangen ihrer Gläubiger zur Zahlung anstrengen (1778 Möser; L320 Trübner); aus dem juristischen Kontext eine Klage, einen Prozeß (gegen jmdn. ) anstrengen mit Objektwechsel (17. Jahrhundert).
3 Die heute übliche Bedeutung transitiv ›stark beanspruchen, ermüden‹ und reflexiv ›sich sehr bemühen‹ bahnt sich im 16. Jahrhundert an (fehlt der Luther-Bibel), ist aber erst im 18. Jahrhundert entfaltet: Alle seine Kräfte, Seinen Verstand, Sich zu etwas anstrengen (L003 Johann Christoph Adelung 1774); entsprechend das Partizipialadjektiv
anstrengendstrapaziös, ermüdend‹ und
Anstrengung (oft Goethe); Durch eine Anstrengung, die sich bisher auf der Erde nicht wiederholt hat, habe ich die Durchschnittsbildung eines Europäers erreicht (A146 Franz Kafka, Bericht Akademie; Erzählungen 146).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: anstrengen