Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
anstellen
mittelhochdeutsch/ frühneuhochdeutsch besonders ›aufschieben‹ (heute hintanstellen); auch konkret eine Leiter u.dgl. anstellen, dann jmdn. anstellen zu einer Beschäftigung, ursprünglich mit räumlicher Vorstellung ›ihm seine Stelle dabei anweisen‹, dazu"Anstellung" (frühnhd.). Andererseits etwas anstellen, ungewöhnlich bei Schiller wie "herstellen": diese beiden Beziehungen aber stellen wir an; heute gewöhnlich ›ausführen‹; allgemein üblich ist es nur in bestimmten Verbindungen wie eine Beobachtung, Betrachtung, Untersuchung, einen Vergleich, Erkundigungen, Nachforschungen anstellen, während anderes wie einen Prozeß, eine Klage, einen Ball, eine Gesellschaft, eine Jagd, einen Spaziergang, eine Reise anstellen wieder außer Gebrauch gekommen ist: unsere jungen Leute hatten einen Ball auf dem Lande angestellt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,25,15) (↑ "veranstalten"). Allgemein ist ferner etwas Schlimmes, Unerwartetes usw. anstellen; was hast du angestellt? (schon 17. Jahrhundert). Reflexiv sich anstellensich betragen‹ (frühnhd.): Wie stellst du dich an? (L092 GoeWb), heute auch ›sich übertrieben gebärdenStell dich nicht so an! bzw. ›so tun als ob‹: Sie stellt sich nur an; dazu Anstellerei (Schottel; L060 2DWb). Mit den technischen Geräten aufgekommen ›in Betrieb setzendas Radio usw. anstellen. anstelliggut verwendbar, geschickt‹, Ende des 18. Jahrhunderts mit Empfehlung Lavaters (1776) aus dem ⇓ "S195" Schweizerischen aufgenommen (L360 ZDW10,223f.); zugleich
Anstelligkeit 1776 Lavater(»Ein Schweizerwort«), 1781 Goethe (L092 GoeWb); eine gewisse natürliche Anstelligkeit überraschend schnell für meine Ungelerntheit aufkommen wird(Th.A183 Thomas Mann, Krull 158).
AnstellungEinsetzung in ein Amt‹ (frühnhd.) bzw. ⇓ "S030" metonymisch ›Amt, Stelle‹ (L092 GoeWb). ⇑ "Angestellter", "Anstalt".
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