Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ansprechen
(ahd. )1 mit von an abhängigem Akkusativ, zunächst allgemein wie "anreden". Spezialisierungen:
1.1 jmdn. (um etwas) ansprechenbitten‹; dafür zuweilen mit anderer Konstruktion etwas ansprechen, vgl. Lavatern, dessen Gastfreundschaft ich wieder ansprach (Goethe);
1.2 in der älteren ⇓ "S181" Rechtssprache jmdn. ansprecheneine gerichtliche Forderung gegen ihn erheben‹ oder etwas ansprechenetwas gerichtlich als Eigentum fordern‹ (wofür heute "beanspruchen" und "Anspruch" erheben), vgl. noch ohne nur die Idee einer Entschädigung anzusprechen (Holtei). Von diesem Gebrauch her wohl auch: die Tage und Stunden bisher waren sehr lebhaft angesprochen (›in Anspruch genommen‹) (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Briefe 49,78,16);
1.3 jmdn. / etwas für/ als ansprechenansehen als, erklären für‹ gebraucht Goethe »häufiger nach 1810« (L092 GoeWb): man konnte ihn für das hübscheste Mitglied der ganzen Gesellschaft ansprechen; alle [Gestalten] mußte man, wo nicht für edel, doch für gut ansprechen; diese Gänge sprechen wir als gleichzeitig mit der Gebirgsmasse an;
1.4beeindrucken, (angenehm) berühren‹: einen Saal, der sie ernsthaft ansprach (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wanderjahre I 10; 24,175,10); gewöhnlich ohne nähere Bestimmung von einem angenehmen Eindruck. Bei A075 Johann Wolfgang von Goethe seit 1774, bisweilen mit Kommentar, vgl. Brief vom 11.5.20 an Zelter: [das Lied hat] mich und andere besonders angesprochen (wie sie es heißen); Dieses Bild spricht uns am wenigsten an, wie man in der Conversationssprache zu sagen pflegt (49.1,401,14). Auch ohne Akkusativ, wenn angenommen wird, daß der Eindruck auf jedermann der gleiche ist, wozu adjektivisch ansprechend (Goethe).
2 Intransitiv,
2.1 nicht allgemein üblich wie "vorsprechen": sprach selten bei ihr an (Wieland); bei uns wird sie einmal ansprechen (W.Alexis); alle Fuhrleute haben da angesprochen(Gutzkow); in des Dichters Pfarrgarten einzutreten und bei ihm selber anzusprechen (Storm);
2.2 ein Musikinstrument spricht leicht/ schwer anist leicht/ schwer zum Tönen zu bringen‹. ⇑ "Ansprache", "Anspruch".
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