Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ansetzen
(ahd. )1 selten und jetzt veraltet mit persönlichem Objekt ›ansiedeln‹: Kolonisten anzusetzen (auch sich ansetzen) (Möser); die in der Stadt angesetzten kalvinischen Tuchmacher (Nicolai); in einer Stadt vom zweiten Range einen geschickten Schneidermeister anzusetzen (Iffland); tief im Walde hatte ein alter Ritter sich angesetzt (Musäus); desgleichen ›anstellen‹: daß man im Begriff war, in dieser elenden Pfarre mir einen Gehilfen anzusetzen (Hermes); Leibeigene, die beim Jagdwesen angesetzt sind(Lichtenberg); ein obrigkeitlich angesetzter Gewissensrat (Möser).
2 Gewöhnlich zu "setzen"(2): eine Leiter, das Messer, die Axt, einen Becher, eine Trompete (an den Mund), einen Topf (ans Feuer), den Pinsel, die Feder (zum Schreiben), Blutegel ansetzen; mit der Vorstellung des Befestigens: Knöpfe, einen Flicken, einen Flügel, ein abgehauenes Ohr ansetzen.
3 Auch für Vorgänge in der Natur steht ansetzen, die also in Analogie zu einer menschlichen Tätigkeit aufgefaßt werden: Bäume setzen in jedem Jahre neue Ringe an; Obstbäume setzen Blüten, Früchte an, wofür auch unter Weglassung des Objekts setzen an gesagt wird; ein Mensch oder ein Tier setzt Fett an; ein Fluß setzt Sand an; Eisen setzt Rost an; reflexiv Rost, Feuchtigkeit setzt sich an.
4 Der Bezug auf einen bestimmten Gegenstand, an den etwas gesetzt wird, ist geschwunden in Branntwein, Essig (zum Destillieren), eine Bowle ansetzen.
5 Abstrakt (mhd. ) ›festsetzen‹, ›anberaumen‹: einen niedrigen Preis ansetzen; jemand in der Steuer hoch ansetzen; eine Sitzung, eine Versammlung, einen Termin ansetzen.
6 Mit präpositionalem Anschluß: zum Lauf, zum Sprung ansetzen, danach auch zum Sprechen, Schreiben usw. ansetzen. Ungewöhnlich mit einem Akkusativ des Inhalts: den schönen Lauf, den ihr Sohn gerade zum Geheimenrath und Gesandten ansetzte (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther; 19,106,24). ↑ "Ansatz".
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