Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
anlaufen
(ahd. )1 intransitiv ›gegen etwas laufen‹ nicht häufig: das Wild läuft an gegen den Schuß oder das Fangeisen: auf einen Löwen anzulaufen (Schiller). Mit dem Nebensinn, daß man sich stößt: sind sie darum angelaufen, daß sie fallen sollten (Luther); sie haben sich gestoßen an den Stein des Anlaufens (Luther); schon an diesen Stellen ist es übertragen gemeint, in neuerer Sprache kaum noch in konkretem Sinn: mit großen Herrn äß' ich wohl keine Kirschen gern; man lauft verdammt oft an (G.A.Bürger); nur gönnte man es dem und jenem, daß er so anlief (W.Alexis); übel, schlimm anlaufen, so noch Th.Mann, G.Hauptmann (L337 WdG), wie ↑ "anecken". Anders der Fluß, die See läuft anschwillt an‹ (um 1500), auch Schulden, Kosten laufen an. Das im 19. Jahrhundert entstandene anlaufen (lassen) von Maschinen neuerdings häufig übertragen: eine Werbeaktion läuft an.
2 Mit von an abhängigem Akkusativ: liefen ihn die Juden in allen Städten an und klagten ihm (Luther); auch von feindlichem Angriff, aber jetzt kaum noch gebraucht. ⇓ "S196" Seemannssprachlich einen Hafen anlaufen, hochdeutsch erstmals 1662 (L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache).
3 Mit Umsprung des Subjekts: Glas, Metall läuft an von feuchtem Niederschlag (16. Jahrhundert) die blau angelaufnen Stahlarbeiten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Farbenlehre 1,195,19). Dazu
Anlauf (ahd. ), früher besonders ›Ansturm, Angriff‹, in der Verbindung im ersten Anlauf zu ›Versuch‹ abgeschwächt; jetzt meist im ⇓ "S205" Sport ›schwungholender Lauf‹ (14. Jahrhundert).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: anlaufen