Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ankommen
1 Intransitiv1.1 Mit deutlicher Hervorhebung der Erreichung eines Zielpunktes: er war von so viel Menschen umringt, daß ich nicht ankommen konnte; er ist bei der Post angekommen (›hat eine Stelle gefunden‹).
1.2 Daran anschließend mit adverbialer Bestimmung: da kam ich schön (übel usw.) an (Goethe), inzwischen auch mit unpersönlichem Subjekt ›Anklang finden‹ (ohne Adverb) der Film kommt an.
1.3 Im 18. Jahrhundert sehr üblich ist eine Sache kommt auf etwas an (›bedingt es oder wird davon bedingt‹), vgl. tausend wichtige Sachen, auf die meine ganze Ruhe ankömmt (Rabener); kömmt doch Neusers Rechtfertigung hierauf gar nicht an (Lessing); wenn er die Wirkung derselben auf die Billigkeit seiner Kritiker ankommen ließ (›davon abhängig sein ließ‹) (Schiller). Aus der persönlichen Konstruktion hat sich die jetzt übliche unpersönliche entwickelt: es kommt auf ihn, den Versuch, den Erfolg an usw.; mit Gradbestimmungen es kommt etwas, viel, wenig, nichts darauf an; mit Dativ Es kommt mir (viel) darauf an; etwas anders es darauf ankommen lassen: er läßt es darauf ankommenriskiert es‹ (L308 Kaspar Stieler).
1.4 Nicht mehr üblich ist ein ankommen in Aufforderungen, bei denen der Sprechende als Ziel gedacht wird: kommt an! Was gebt Ihr mir? so tret' ich meine Stelle Euch ab (Lessing); ebenso komm an, kommt an als herausfordernder Zuruf bei Schiller, Hebbel und häufig bei Grillparzer.
1.5 Am häufigsten ist ankommenden Zielpunkt eines Weges erreichen‹, vgl. "anlangen"; dazu ↑ "Ankunft". Zu kommen gehört an auch ursprünglich in angegangen, angefahren, angeflogen kommen usw.
2 Mit einem von anabhängigen Akkusativ (ahd. anaqueman).
2.1 Mit lebenden Wesen als Subjekt frühneuhochdeutsch: und erwürgeten alles … was sie sonst ankamen (A180 Martin Luther, 2.Makkabäer 10,17); jüngere Ersetzung des Akkusativ durch den Dativ Keiner [kein Hund] kömmt ihm an (Hagedorn); für heute ist dir wenig anzukommen (›beizukommen‹) (Platen); wie er dem schweigsamen Knechte ankommen sollte (Storm); jünger mit gegen (1868 Raabe; L060 2DWb), dann meist negiert: Gegen das System… kommen wir noch nicht an(P.A276 Peter Weiss, Ästhetik I,129), vgl. ↑ "ankönnen".
2.2 Mit Zustandsbezeichnungen als Subjekt auch noch in der neueren Sprache: kam ihn ein solch Reißen im Leibe an(Luther); da kam mich Furcht und Zittern an (Luther); wenn ihn die Lust zu wandern ankommt (Wieland); was kömmt sie an? (Schiller); auch hier wird im 18. Jahrhundert der Dativ bevorzugt, vgl. wenn Ihnen die Lust ankäme (Wieland); was kömmt ihm an? (Lessing).; gegen Abend wird mir das Verlangen ankommen (Goethe); mir kommt ein eigen Grauen an(Schiller); daß seinen Zuhörern Schrecken und Entsetzen ankam (Moritz); fast kommt mir ein Lachen an(Grillparzer). Mit Adverb: es kommt mich schwer, leicht, hart, sauer an, vgl. daß sie der Sieg sauer genug ankam(Opitz); eine Sache, die ihn aus Mangel der Gewohnheit sehr hart ankam (Wieland); auch hier daneben wieder der Dativ: das kommt mir sauer an (Gellert); es ist mir schwer angekommen(Schiller) Zu ankommen(1.5)
Ankömmling 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, konnotiert mit ›fremd, unerfahrender Fremdling, der Ankömmling, der Neueingeführte in unserm Hause (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Clavigo 11,57,19); aus der häufigen Verbindung der neue Ankömmling ergibt sich die Zusammenrückung Neuankömmling.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: ankommen