Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
angehen
ahd. anagan. 1 intransitiv gegen (wider) etwas angehensich feindlich gegen etwas wendenZweifel und Einwürfe, mit welchen die Vernunft gegen die Religion angehet(Lessing); wenn Männer von Verstande wider die, von welchen sie übertroffen werden, so angehn (Klopstock). Seltener Gebrauch: so gar steil gehts an (Schiller) (vgl. bergan). Frühneuhochdeutsch ein neuer Fürst usw. geht an (›beginnt‹), dazu das Partizipialadjektiv angehend (18. Jahrhundert): ein angehender Fürst, Künstler usw.; die Schlacht, das Konzert usw. geht an (›beginnt‹); ein Feuer geht an, auch wenn das Haus von Feuer angehet (Luther); der Tisch wollte eben angehen (›von den Flammen ergriffen werden‹) (Schiller); hiermit zunächst wohl zu vergleichen das Fleisch ist schon angegangenangefault‹. Frühneuhochdeutsch es geht jmdm. anes gelingt ihm‹, noch bei Wieland welches einem Fremden nicht angegangen wäre; jetzt ohne Dativ das geht nicht (unmöglich, schwerlich, kaum) anist nicht schicklich‹, seltener positiv: in raschen Jahren gehts wohl an (Goethe), dazu angängigakzeptabel‹. Daraus abgeleitet das geht andas ist nicht so erheblich, nicht so schlimm‹, auch damit geht es an;
2 transitiv: jmdn. angehenangreifen‹ (veraltet). Allgemein jmdn. um etwas angehenersuchen‹ (frühnhd.); etwas angehenunternehmen, beginnen‹ früher ausgedehnter: den Zweikampf anzugehen (Hagedorn); Das schwerste Abenteu'r der Tugend anzugehn (A279 Christoph Martin Wieland Oberon 6,22); sie mögen es angehen, wie sie wollen (Wieland); wie war das anzugehen? (Mörike); heute mehr umgangssprachlich eine Sache falsch/ richtig angehen. Die Bedeutung ›angreifen‹ abgeschwächt zu ›überkommen, treffenUnd gieng in ouch des not an(Gottfried von Straßburg; L320 Trübner), vgl. noch Betrachtungen, die ihn im Taumel der Gesellschaft nicht hatten angehen dürfen (Schiller); vereinzelt auch mit Dativ: der Scudery ging ein Grausen an (E.T.A.Hoffmann). Daraus heutiges das geht mich anbetrifft mich, ist meine Sache‹, mich geht es nichts an; was mich angeht; frühneuhochdeutsch und noch im 18. Jahrhundert auch mit Dativ: was gehen dem Christen dieses Mannes Hypothesen an? (Lessing); was geht dem Volke der Pelide an?(H. v.Kleist).
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