Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
anfangen
ahd. anafahan›beginnen‹. Zur Formentwicklung ↑ "fangen". Nach Ausweis anderer germanischer Dialekte ursprünglich wohl ⇓ "S181" Rechtswort ›angreifen, in Beschlag nehmen; belangen‹ (vgl. L124 HRGzum Anefangsverfahren), so auch noch frühneuhochdeutsch. Eine schon im Mittelhochdeutschen allgemein übliche Verwendungsweise haben wir in Fällen wie er fing es so an, wie soll ich's anfangen?, etwas richtig, falsch anfangen, wo ↑ "beginnen" nicht passend wäre; hierher auch eine eigentümliche Verwendung bei Lessing: darauf war es auch von mir gar nicht angefangen (wie "abgesehen"). Weiter wird es dann zunächst gebraucht, wo es sich um ein tätiges Angreifen, Unternehmen handelt, vgl. was soll ich (mit ihm) anfangen?; Krieg, eine Arbeit usw. anfangen; er hat angefangen (den Streit); er fängt an zu laufen, wobei die intransitive Verwendung von "fangen" (s. dort) zugrunde liegt. Endlich wird es auch von dem Beginn unwillkürlicher Vorgänge gebraucht: er fängt an zu schwitzen; der Baum fängt an zu blühen; es fängt an zu regnen. Darin wird anfangen nun auch nicht mehr als Zusammensetzung von fangenempfunden. Bemerkenswert ist auch die umgangssprachliche Wortstellung wenn er an zu weinen fängt, wobei an nicht den Akzent trägt. Reflexiv sich anfangen ist noch jetzt norddeutsch üblich; es taucht auch in der Literatur auf: mit diesen vier Perioden fangen sich vier verschiedene Stücke an (Lessing); jetzt fängt sich erst der gute Teil der Abhandlung an (Herder); die Liebe fängt sich beim Auge an (Jean Paul).Anfänger spätmhd. anvaher, frühneuhochdeutsch schon ›Lernender, Neuling‹.
Anfang (ahd. ) A180 Martin Luther (Johannes 1,1) Im Anfang war das Wort, dagegen A075 Johann Wolfgang von Goethe (Faust I,1237) Im Anfang war die Tat; geflügeltes Wort Das ist der Anfang vom Ende (vgl. ⇓ "S074" A239 William Shakespeare, Ein Sommernachtstraum V,1); Plural Anfänge ›erste Versuche, Ansätze‹, vgl. Ch.Wolff, Anfangs=Gründe Aller Mathematischen Wissenschaften (1710). Genitiv
anfangs adverbial ›zu Beginn‹ (anefangs 1478 Niclas von Wyle; A.Götze, Frühneuhochdeutsches Lesebuch, 61976,18); früher auch mit Genitiv als Präposition: anfangs meiner Abfahrt (Wieland); anfangs dieser Vorrede (Jean Paul); Lessing gebraucht anfangs bei Aufzählung verschiedener Punkte: ›zunächst‹, ›erstens‹; südwestdeutsch ist ich werde anfangs müde ›ich fange an, müde zu werden‹; die Mundart hat dafür anfange (Infinitiv mit abgeworfenem n), was J.P.Hebel mehrmals gebraucht.
anfänglich (L327 Voc.Teut.-Lat. 1482) ›zu Beginn vorhanden, ursprünglich‹.
ahd. anafahan›beginnen‹. Zur Formentwicklung ↑ "fangen". Nach Ausweis anderer germanischer Dialekte ursprünglich wohl ⇓ "S181" Rechtswort ›angreifen, in Beschlag nehmen; belangen‹ (vgl. L124 HRGzum Anefangsverfahren), so auch noch frühneuhochdeutsch. Eine schon im Mittelhochdeutschen allgemein übliche Verwendungsweise haben wir in Fällen wie er fing es so an, wie soll ich's anfangen?, etwas richtig, falsch anfangen, wo ↑ "beginnen" nicht passend wäre; hierher auch eine eigentümliche Verwendung bei Lessing: darauf war es auch von mir gar nicht angefangen (wie "abgesehen"). Weiter wird es dann zunächst gebraucht, wo es sich um ein tätiges Angreifen, Unternehmen handelt, vgl. was soll ich (mit ihm) anfangen?; Krieg, eine Arbeit usw. anfangen; er hat angefangen (den Streit); er fängt an zu laufen, wobei die intransitive Verwendung von "fangen" (s. dort) zugrunde liegt. Endlich wird es auch von dem Beginn unwillkürlicher Vorgänge gebraucht: er fängt an zu schwitzen; der Baum fängt an zu blühen; es fängt an zu regnen. Darin wird anfangen nun auch nicht mehr als Zusammensetzung von fangenempfunden. Bemerkenswert ist auch die umgangssprachliche Wortstellung wenn er an zu weinen fängt, wobei an nicht den Akzent trägt. Reflexiv sich anfangen ist noch jetzt norddeutsch üblich; es taucht auch in der Literatur auf: mit diesen vier Perioden fangen sich vier verschiedene Stücke an (Lessing); jetzt fängt sich erst der gute Teil der Abhandlung an (Herder); die Liebe fängt sich beim Auge an (Jean Paul).Anfänger spätmhd. anvaher, frühneuhochdeutsch schon ›Lernender, Neuling‹.
Anfang (ahd. ) A180 Martin Luther (Johannes 1,1) Im Anfang war das Wort, dagegen A075 Johann Wolfgang von Goethe (Faust I,1237) Im Anfang war die Tat; geflügeltes Wort Das ist der Anfang vom Ende (vgl. ⇓ "S074" A239 William Shakespeare, Ein Sommernachtstraum V,1); Plural Anfänge ›erste Versuche, Ansätze‹, vgl. Ch.Wolff, Anfangs=Gründe Aller Mathematischen Wissenschaften (1710). Genitiv
anfangs adverbial ›zu Beginn‹ (anefangs 1478 Niclas von Wyle; A.Götze, Frühneuhochdeutsches Lesebuch, 61976,18); früher auch mit Genitiv als Präposition: anfangs meiner Abfahrt (Wieland); anfangs dieser Vorrede (Jean Paul); Lessing gebraucht anfangs bei Aufzählung verschiedener Punkte: ›zunächst‹, ›erstens‹; südwestdeutsch ist ich werde anfangs müde ›ich fange an, müde zu werden‹; die Mundart hat dafür anfange (Infinitiv mit abgeworfenem n), was J.P.Hebel mehrmals gebraucht.
anfänglich (L327 Voc.Teut.-Lat. 1482) ›zu Beginn vorhanden, ursprünglich‹.