Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
anbringen
(ahd. )1an einen Ort, den man sich zum Ziel nimmt, bringen‹, ursprünglich wohl aus der Kriegssprache (Sturmleitern anbringen), dann in mannigfacher Verwendung. Ein Fenster in einer Wand, ein Beet in einem Garten, eine Verzierung anbringen usw.; eine Rede, ein Zitat, eine Situation in einem Schauspiel anbringen; etwas ist gut oder schlecht angebracht; adjektivisch angebrachtin der Situation passend‹ – unangebracht.
2 ursprünglich ⇓ "S010" kanzleisprachlich ›einer Behörde melden, vortragen‹ (substantiviert das Anbringen noch A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,384,19; wie heute "Anliegen"); so sagt man auch eine Bitte, eine Werbung anbringen; anbringen früher auch ›böswillig hinterbringenverhaßter Anbringer (Lessing). Die Erreichung der Absicht tritt in den Vordergrund in eine Ware anbringen (an den Käufer), ein Mädchen anbringen (zur Heirat), heute in diesen Fällen an den Mann bringen; einem eine Wunde anbringen (Lessing, Wieland) (jetzt "beibringen"); einen Rock nicht anbringen können(an den eigenen Leib). Frühneuhochdeutsch auch ›antreiben‹, vgl. die Elefanten … anzubringen und zu erzürnen (Luther).
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