Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Akademie
⇓ "S082" Griech.-lat. academia, seit dem 15. Jahrhundert in Italien zur Bezeichnung gelehrter Gesellschaften verwendet, wird seit Anfang des 16. Jahrhunderts auf deutsche Universitäten bezogen (1511 Wittenberg, 1520 Leipzig); manche Neugründungen tragen es im Namen (z. B. 1576 Academia Julia Helmstedt).1 In deutschen Texten oft in lateinischer Form, ist Akademie (1568 Academy; L081 FWb) ›Universität‹ noch im ganzen 18. Jahrhundert sehr üblich neben aufkommendem ↑ "Universität".
2 Seit Ende des 17. Jahrhunderts auch für andere Ausbildungsinstitutionen, Ritterakademie, Bergakademie, Forstakademie, Kunstakademie, Militärakademie.
3.1 Unter französischem Einfluß (Académie française in Paris 1635) besonders im 18. Jahrhundert ›gelehrte Gesellschaft‹ (1744 Akademie der Wissenschaften in Berlin, davor Societät),
3.2 im 19./ 20. Jahrhundert v. a. ›zentrale Einrichtung für die (Förderung von) Forschung‹ Akademie der Wissenschaften mit Sitz gewöhnlich an Universitätsorten, vgl. auch Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt. Vgl. O.Immisch: Academia (1924); P.E.Knabe, L400 ASNS214,245ff.
Akademiker (L003 Johann Christoph Adelung 1774 »hat wenig Beyfall gefunden«) aus der lat. Form Academicus,
1 im 18./ 19. Jahrhundert ›Mitglied einer Akademie‹,
2 daher, wie noch lange daneben Academicus, ⇓ "S211" besonders ›Student‹ der Professor muß um seines Vortheils willen schon dem Akademiker zuvorkommend begegnen (1792 C.G.S.Heun, Vertraute Briefe T.1,42),
3 über ›ehemaliger Student‹ seit ca. 1900 ›akademisch Gebildeter (mit Universitätsabschluß)‹ Akademikerberufe; angesichts verbreiteter Arbeitslosigkeit kommt jüngst das ⇓ "S192" Schlagwort Akademikerschwemme auf (vgl. Lehrerschwemme).
akademisch (17. Jahrhundert, sporadisch früher; L060 2DWb)
1 bis heute meist entsprechend Akademie(1) ›auf die Universität bezogen‹ akademische Jugend (1636), Freiheit (1668), Lehrer, Grade, akademisches Viertel ›c(um) t(empore)‹ (1869; L060 2DWb),
2.1 seit ca. 1700 ›wissenschaftlich, gelehrt‹,
2.2 unter Einfluß von engl. academic im späteren 19. Jahrhundert auch gekippt zu ›praxisfremd, lebensfremd‹ rein akademische Frage (1879 Bebel; L060 2DWb).
2 Seit Ende des 17. Jahrhunderts auch für andere Ausbildungsinstitutionen, Ritterakademie, Bergakademie, Forstakademie, Kunstakademie, Militärakademie.
3.1 Unter französischem Einfluß (Académie française in Paris 1635) besonders im 18. Jahrhundert ›gelehrte Gesellschaft‹ (1744 Akademie der Wissenschaften in Berlin, davor Societät),
3.2 im 19./ 20. Jahrhundert v. a. ›zentrale Einrichtung für die (Förderung von) Forschung‹ Akademie der Wissenschaften mit Sitz gewöhnlich an Universitätsorten, vgl. auch Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt. Vgl. O.Immisch: Academia (1924); P.E.Knabe, L400 ASNS214,245ff.
Akademiker (L003 Johann Christoph Adelung 1774 »hat wenig Beyfall gefunden«) aus der lat. Form Academicus,
1 im 18./ 19. Jahrhundert ›Mitglied einer Akademie‹,
2 daher, wie noch lange daneben Academicus, ⇓ "S211" besonders ›Student‹ der Professor muß um seines Vortheils willen schon dem Akademiker zuvorkommend begegnen (1792 C.G.S.Heun, Vertraute Briefe T.1,42),
3 über ›ehemaliger Student‹ seit ca. 1900 ›akademisch Gebildeter (mit Universitätsabschluß)‹ Akademikerberufe; angesichts verbreiteter Arbeitslosigkeit kommt jüngst das ⇓ "S192" Schlagwort Akademikerschwemme auf (vgl. Lehrerschwemme).
akademisch (17. Jahrhundert, sporadisch früher; L060 2DWb)
1 bis heute meist entsprechend Akademie(1) ›auf die Universität bezogen‹ akademische Jugend (1636), Freiheit (1668), Lehrer, Grade, akademisches Viertel ›c(um) t(empore)‹ (1869; L060 2DWb),
2.1 seit ca. 1700 ›wissenschaftlich, gelehrt‹,
2.2 unter Einfluß von engl. academic im späteren 19. Jahrhundert auch gekippt zu ›praxisfremd, lebensfremd‹ rein akademische Frage (1879 Bebel; L060 2DWb).