Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Ahn
ahd. ano, ursprünglich (siehe "Ahne") wohl ein ⇓ "S109" Lallwort,1Vorfahr‹ (lat. abavus, proavus), auch speziell
2Großvater‹ (lat. avus), mhd. an(e), ene. Seit dem 14. Jahrhundert wird Ahn(2) vor allem durch ↑ "Großvater" abgelöst, daneben synonym Ahnherr, Ältervater u. a.; Ahn(2) lebt als Ähne, Aehni noch mundartlich besonders süddeutsch, schweizerisch, österreichisch. Schriftsprachlich außer Gebrauch geraten (fehlt Luther), wird Ahn(1) im 18. Jahrhundert ⇓ "S148" literarisch neu belebt, u. a. von Lessing, Goethe und Schiller (L178 Werner Kuhberg 35), heute veraltend bzw. gehoben, wie in Ahnengalerie, Ahnentafel, Ahnenkult; im Nationalsozialismus Studiengesellschaft für Geistesgeschichte Deutsches Ahnenerbe (1935), ⇓ "S145" Ahnenpaß.
Urahn (ahd. L087 Glossen urano) bedeutet in älterer Sprache ›Urgroßvater‹ (lat. proavus) und ›Vorfahr‹, seit dem 18. Jahrhundert schriftsprachlich ›früher Vorfahr, Stammvaterder Affe als Urahn des Menschen. Entsprechend
Ahne Fem. , ahd. ana, mhd. ane, ›Großmutter‹, auch ›Vorfahrin‹, ⇓ "S140" mit neuem -in-Suffix Ahnin (Grabbe, Carossa; L060 2DWb); dazu UrahneUrgroßmutterUrahne, Großmutter, Mutter und Kind(G.Schwab, Das Gewitter); zugrunde liegt wohl ein altes Lallwort der Kindersprache (vgl. lat. anus ›alte Frau‹, griech. annís ›Großmutter‹). Synonym neben Ahne, Ahn seit dem 14. Jahrhundert, zunächst besonders süd- und ⇓ "S232" westmitteldeutsch,
Ahnfrau (Drama Die Ahnfrau A084 Franz Grillparzer) und
Ahnherr, letzteres noch bei A075 Johann Wolfgang von Goethe auch ›Großvater‹ (Faust I,2701), doch häufiger schon allgemeiner ›Vorfahr‹ (L092 GoeWb). Vgl. E.E.Müller, Großvater, Enkel, Schwiegersohn, 1979,21ff. Zum Wortfeld ↑ "Verwandtschaft".
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