Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Affekt
(1520 Luther; L081 FWb) < lat. affectus, zunächst allgemein ›Gemütsbewegung‹ Affekt … derer seind viererley / lieb / haß / hoffnung / forcht (L105 Georg Henisch 1616), auch enger ›Verlangen, Neigung‹, vgl. bei Sperander nach Affecten gehen ›nach Sympathie verfahren (vom Richter)‹; im 17. Jahrhundert besonders durch Descartes (›Les Passions de l'Ame‹, 1649; hier sechs ursprüngliche Affekte: Bewunderung, Liebe, Haß, Begehren, Freude, Traurigkeit) und Spinoza (›Ethica‹, 1677) erforscht, besonders seit dem 18. Jahrhundert Ästhetisierung auch der unangenehmen Affekte (Furcht, Schrecken, Mitleid; vgl. L009 Ästhetische Grundbegriffe 1,41ff.), ferner Affekt als impulsive Regung von der habituellen "Leidenschaft" unterschieden (I.Kant), seitdem auch etwas im Affekt tun; juristisch Totschlag im Affekt, … triebhafter Charakter (A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 526); Begriff der ⇓ "S180" Psychologie: Vorstellungen Besetzungen … sind, während die Affekte und Gefühle Abfuhrvorgängen entsprechen(1915 S.A063 Sigmund Freud III,137). Zur Begriffsgeschichte L138 HWbPh 1,89ff. Vgl. "Emotion", "Gefühl", "Leidenschaft", "Passion", "Pathos".Affektenlehre 1924 Dilthey mit Bezug auf antike Ansätze zur Charakterologie (L082 2FWb), jetzt gewöhnlich Terminus der Rhetorik, bezogen v. a. auf die Barockzeit (L139 HWbRhet).
affektiert ⇓ "S075" von einem inzwischen veralteten Verb affektieren ›erkünsteln, vortäuschen‹, also ›gekünstelt, unnatürlich‹ (1626; L060 2DWb): affectirte Complimenten, affectirtes Wesen (L297 Sperander). Veraltet Affektion ›Neigung, Gunst‹ mit affektioniert »geneigt/ gewogen/ günstig« (L297 Sperander).
(1520 Luther; L081 FWb) < lat. affectus, zunächst allgemein ›Gemütsbewegung‹ Affekt … derer seind viererley / lieb / haß / hoffnung / forcht (L105 Georg Henisch 1616), auch enger ›Verlangen, Neigung‹, vgl. bei Sperander nach Affecten gehen ›nach Sympathie verfahren (vom Richter)‹; im 17. Jahrhundert besonders durch Descartes (›Les Passions de l'Ame‹, 1649; hier sechs ursprüngliche Affekte: Bewunderung, Liebe, Haß, Begehren, Freude, Traurigkeit) und Spinoza (›Ethica‹, 1677) erforscht, besonders seit dem 18. Jahrhundert Ästhetisierung auch der unangenehmen Affekte (Furcht, Schrecken, Mitleid; vgl. L009 Ästhetische Grundbegriffe 1,41ff.), ferner Affekt als impulsive Regung von der habituellen "Leidenschaft" unterschieden (I.Kant), seitdem auch etwas im Affekt tun; juristisch Totschlag im Affekt, … triebhafter Charakter (A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 526); Begriff der ⇓ "S180" Psychologie: Vorstellungen Besetzungen … sind, während die Affekte und Gefühle Abfuhrvorgängen entsprechen(1915 S.A063 Sigmund Freud III,137). Zur Begriffsgeschichte L138 HWbPh 1,89ff. Vgl. "Emotion", "Gefühl", "Leidenschaft", "Passion", "Pathos".Affektenlehre 1924 Dilthey mit Bezug auf antike Ansätze zur Charakterologie (L082 2FWb), jetzt gewöhnlich Terminus der Rhetorik, bezogen v. a. auf die Barockzeit (L139 HWbRhet).
affektiert ⇓ "S075" von einem inzwischen veralteten Verb affektieren ›erkünsteln, vortäuschen‹, also ›gekünstelt, unnatürlich‹ (1626; L060 2DWb): affectirte Complimenten, affectirtes Wesen (L297 Sperander). Veraltet Affektion ›Neigung, Gunst‹ mit affektioniert »geneigt/ gewogen/ günstig« (L297 Sperander).