Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
abtun
(mhd. )1.1 zuerst und bis ins 19. Jahrhundert reflexiv mit Genitiv ›sich entledigen, frei machen‹: so du gebeutst, will ich mich abtun des Fürstendienstes (Musäus),
1.2 konkret ›ablegenden Mantel abzutun (Rilke; L337 WdG), auch übertragen von schlechten Gewohnheiten u.dgl. da ich aber eyn man wart, that ich abe was kindisch war (A180 Martin Luther, 1. Korinther 13,11);
2 schon mhd. , heute schriftsprachlich selten ›tötendie berberstute … wir haben sie abgetan (Hacks; L060 2DWb);
3.1 zunächst (frühnhd.) rechtssprachlich ›(eine Streitsache) zu Ende bringen, beilegen‹, dann seit dem 18. Jahrhundert allgemeiner
3.2erledigen, hinter sich bringen‹: das Schreiben … ein Geschäft … das man einsam und allein abtun muß (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wanderjahre I 6; 24,114,13), häufig Partizipialadjektiv eine abgetane Sache; im 18.Jahrhundert auch etwas mit jmdm. abtun wie heute "abmachen"(2.2): was er mit andern abzuthun hatte (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften I 4; 20,42,6), vgl. auch Mag sies mit Gott abtun und ihrem Herzen (A222 Friedrich Schiller, Stuart 1,1),
3.3 heute sehr üblich ›als unwichtig beiseite schieben‹, vorbereitet durch Verbindungen wie kurz, mit wenigem, leicht abtun (vgl. L092 GoeWb).
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