Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
abbrechen
(ahd. ) zu transitiv und intransitiv "brechen",1.1 ›(durch Brechen) lostrennen, sich loslösen‹, gewöhnlich das zu Entfernende als Objekt: eine Nadelspitze abbrechen; intransitiv: die Spitze bricht ab; auch ›niederreißen, abbauen, entfernen‹, von Gebäuden u.ä. (schon mhd. ): eine Mauer, ein Haus abbrechen (eigentlich zu denken vom Boden, vgl. "abreißen"); redensartlich übertragen
⊚⊚ die Brücken hinter sich abbrechen, die Zelte abbrechen ›einen Ort (endgültig) verlassen‹, einem Angriff/ Vorwurf die Spitze abbrechen ›ihm die eigentliche Wirkung nehmen‹, literarisch variiert bei A. v.Arnim: brecht eures witzes scharfe spitzen ab (L060 2DWb); in reflexiven Redensarten: sich die Zunge abbrechen ›etwas unverständlich aussprechen‹, umgangssprachlich: sich einen abbrechen, brich dir (nur) keinen ab (L060 2DWb: »modern«, seit 1935) ›etwas umständlich oder geziert erledigen‹, wohl nach: sich keinen Zacken aus der Krone brechen (vgl. L259 2Röhrich), darauf variiert: brich dir keine Verzierung ab (L337 WdG) ›vornehm tun, sich zieren‹;
1.2 (veraltet) übertragen: jmdm. etwas abbrechen ›vorenthalten, entziehen‹, so schon mittelhochdeutsch und noch A075 Johann Wolfgang von Goethe (Dichtung und Wahrheit 27,54,9): da man den Sprachübungen … Zeit und Aufmerksamkeit abbrach; frühneuhochdeutsch gewöhnlich mit Dativ, wie heute Abbruch tun, vgl.: wem arbeite ich doch und breche meiner Seele ab (Luther); noch bei Schiller: ihre Meinungen, welche dem Ansehen sowohl, als den Vergnügungen der Fürsten abbrechen;
2.1 ›(unvermittelt) beenden‹ (schon mhd. ), heute v. a. auf den Zeitpunkt bezogen: eine Reise, Schwangerschaft, Verhandlung, ein Gespräch usw. abbrechen;
2.2 intransitiv ›unvermittelt, vorzeitig aufhören‹: disze epistel bricht am ende / alzu vnzeyttig abe (Luther; L041 Philipp Dietz); das Partizip adjektivisch: ein abgebrochener satz (E.T.A.Hoffmann; L060 2DWb), veraltet: kurz abgebrochen (antworten) ›wortkarg, unwillig‹ (A110 Wilhelm Hauff, Lichtenstein, 1,53). Vgl. M.Schlaefer, Sprachwissenschaft 24. ↑ "Abbruch".
(ahd. ) zu transitiv und intransitiv "brechen",1.1 ›(durch Brechen) lostrennen, sich loslösen‹, gewöhnlich das zu Entfernende als Objekt: eine Nadelspitze abbrechen; intransitiv: die Spitze bricht ab; auch ›niederreißen, abbauen, entfernen‹, von Gebäuden u.ä. (schon mhd. ): eine Mauer, ein Haus abbrechen (eigentlich zu denken vom Boden, vgl. "abreißen"); redensartlich übertragen
⊚⊚ die Brücken hinter sich abbrechen, die Zelte abbrechen ›einen Ort (endgültig) verlassen‹, einem Angriff/ Vorwurf die Spitze abbrechen ›ihm die eigentliche Wirkung nehmen‹, literarisch variiert bei A. v.Arnim: brecht eures witzes scharfe spitzen ab (L060 2DWb); in reflexiven Redensarten: sich die Zunge abbrechen ›etwas unverständlich aussprechen‹, umgangssprachlich: sich einen abbrechen, brich dir (nur) keinen ab (L060 2DWb: »modern«, seit 1935) ›etwas umständlich oder geziert erledigen‹, wohl nach: sich keinen Zacken aus der Krone brechen (vgl. L259 2Röhrich), darauf variiert: brich dir keine Verzierung ab (L337 WdG) ›vornehm tun, sich zieren‹;
1.2 (veraltet) übertragen: jmdm. etwas abbrechen ›vorenthalten, entziehen‹, so schon mittelhochdeutsch und noch A075 Johann Wolfgang von Goethe (Dichtung und Wahrheit 27,54,9): da man den Sprachübungen … Zeit und Aufmerksamkeit abbrach; frühneuhochdeutsch gewöhnlich mit Dativ, wie heute Abbruch tun, vgl.: wem arbeite ich doch und breche meiner Seele ab (Luther); noch bei Schiller: ihre Meinungen, welche dem Ansehen sowohl, als den Vergnügungen der Fürsten abbrechen;
2.1 ›(unvermittelt) beenden‹ (schon mhd. ), heute v. a. auf den Zeitpunkt bezogen: eine Reise, Schwangerschaft, Verhandlung, ein Gespräch usw. abbrechen;
2.2 intransitiv ›unvermittelt, vorzeitig aufhören‹: disze epistel bricht am ende / alzu vnzeyttig abe (Luther; L041 Philipp Dietz); das Partizip adjektivisch: ein abgebrochener satz (E.T.A.Hoffmann; L060 2DWb), veraltet: kurz abgebrochen (antworten) ›wortkarg, unwillig‹ (A110 Wilhelm Hauff, Lichtenstein, 1,53). Vgl. M.Schlaefer, Sprachwissenschaft 24. ↑ "Abbruch".