Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
-tum
aus ↑ "tun" abgeleitet ahd. / mhd. tuomStand, Verhältnis‹ (engl. doom›Jüngstes Gericht‹, got. doms, altnord. domr); althochdeutsches Ableitungssuffix zur Bezeichnung einer Vielheit auf Personengruppen bzw. Abstrakta bezogen (keisurtuom, wistuom), daneben auch temporal (siechtum), ursprünglich Mask. , erhalten in "Irrtum", "Reichtum", dann nur noch Neutrum; bis etwa 1800 vor allem religiös "Christentum", "Heidentum", Judentum bzw. als Standesbezeichnungen Fürstentum, "Kaisertum", so auch territorial; dann produktiver (Wellmann, Deutsche Wortbildung 2,1975,297ff.), quantitativ (Bauerntum, Beamtentum, "Bürgertum") im Gegensatz zu ↑ -{{link}}schaft{{/link}}, außerdem qualitativ zur Bezeichnung der geistigen Ausrichtung der bezeichneten Gruppe; in dieser Funktion in den völkisch ausgerichteten Wissenschaften, "Volkstum" (1810 F.L.Jahn; L059 DWb), "Deutschtum" (1839; L059 DWb), besonders "Brauchtum" »ganz jung« (L320 Trübner), auch puristisch "Schrifttum" (L059 DWb1899) ›Literatur‹; ⇓ "S145" besonders zur Zeit des Nationalsozialismus (Stoltenberg, Der Wortstand auf -tum, 50. Wissenschaftliches Beiheft der Zeitschrift des Deutschen Sprachvereins 1938); seit frühem 19. Jahrhundert bereits abwertend ironisch zur Bezeichnung von Einseitigkeit (vgl. L059 DWbs. v. Deutschthum), so heute vor allem die Weiterbildungen -tümelei, -tümler, -tümlich, -tümlichkeit (alle 1839 zu dem Bestimmungswort deutsch nachgewiesen; L059 DWb), auch selbständig gebraucht.
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