Duden Richtiges und gutes Deutsch
wo
1. Komma: Unvollständige Nebensätze, die mit wo eingeleitet werden, sind häufig formelhaft geworden und können als einfache adverbiale Bestimmungen angesehen werden. Ein Komma braucht daher nicht gesetzt zu werden: Bitte setzen Sie wo möglich Bindestriche.
2.
wo als relativischer Anschluss: Das Frageadverb (Ortsadverb) wo kann anstelle einer Präposition + Relativpronomen als relativischer Anschluss verwendet werden, wenn es sich um einen räumlichen Bezug handelt: Die Krankenschwester führte den Schlosser ... in einen kleinen Raum, wo (ebenso korrekt: in dem) Kranke in ihren Betten lagen (Sebastian). Sie kann aber auch als relativischer Anschluss gebraucht werden, wenn es sich nicht um einen räumlichen, sondern um einen zeitlichen Bezug handelt: in dem Augenblick, wo ... (ebenso korrekt: als oder in dem ...) oder zu dem Zeitpunkt, wo ... (ebenso korrekt: als oder zu dem ...). Nicht korrekt ist aber die Verwendung von wo als relativischer Anschluss im Zusammenhang mit Substantiven, die Personen, Sachen, Begriffe usw. bezeichnen: Das Geld, das (nicht: wo) auf der Bank liegt ... Der Mann, der (nicht: wo) vorhin vorbeiging, war ... da / wo.
3.
wodurch / durch den usw. · womit / mit dem usw.: Anstelle eines Relativpronomens in Verbindung mit einer Präposition kann ein aus wo und einer Präposition gebildetes Pronominaladverb gebraucht werden, z. B. wobei (statt: bei dem, der) oder wodurch (statt: durch den, die, das). Diese Pronominaladverbien können relativisch gebraucht werden, wenn das Bezugswort eine Sache oder einen Begriff nennt: ... dabei handelt es sich um einen amerikanischen Pass, womit (= mit dem) ich um die halbe Welt gereist bin (Frisch). Diese erhellenden Worte widerlegen offensichtlich die Meinung, wonach (= nach der) die »Furcht die Grundlage der wahren Religion sei« (Nigg). Nennt das Bezugswort dagegen eine Person, dann wird heute in der Regel das Relativpronomen in Verbindung mit einer Präposition gebraucht: Das ist ein Kerl, auf den (nicht: worauf) man sich verlassen kann. Hier ist die Frau, mit der (nicht: womit) ich gesprochen habe. Ungewöhnlich: Jenny im schwarzen Schleier und ihre beiden Kinder, wovon (statt: von denen) das größere ein Bub ist (Frisch). In der Gegenwartssprache geht der relativische Gebrauch der Pronominaladverbien immer mehr zurück. Er ist im Wesentlichen auf die gehobene Sprache beschränkt: Dies ist der Dolch, mit dem (seltener: womit) er sich erstach. Wenn du die Stellung, auf die (kaum noch: worauf) du hoffst, erhältst, kannst du froh sein. Ohne Bezugswort im übergeordneten Satz (vgl. oben: Dolch, Stellung) ist der Relativsatz nicht Attribut, sondern Satzglied: Ich weiß nicht, worauf du hoffst. Wegen des fehlenden Bezugs auf etwas bereits Erwähntes verwendet man in der geschriebenen Standardsprache nur das Pronominaladverb, während der Ersatz durch was in Verbindung mit einer Präposition in der gesprochenen Sprache ebenfalls vorkommt, besonders im informellen Gespräch: Ich frage mich, womit (ugs.: mit was) er das verdient hat. Pronominaladverb (4). - Durch das Pronominaladverb kann der Relativsatz nicht nur auf ein einzelnes Wort, sondern auch auf den Gesamtinhalt des übergeordneten Satzes bezogen werden: Der Pope bringt Wein und Brot, wobei das Kind ihn begleitet (Frisch).
4.
woran / an was? · womit / mit was? · wovon / von was? usw.: Verbindungen wie an + was (An was hast du das erkannt? Ich frage mich, an was das liegt) kommen in der gesprochenen Sprache auch in Fragesätzen recht häufig vor. Im geschriebenen Standarddeutsch sind die mit wo gebildeten Pronominaladverbien üblich: Woran hast du das erkannt? Womit lässt sich die Verpackung öffnen? Womit hat er dich überrascht? Wovon bist du überzeugt? Worauf darf ich mich setzen? Worauf sollen wir uns verlassen? Pronominaladverb (5).
5.
Woher kommst du / Wo kommst du her? · Wohin gehst du? / Wo gehst du hin?: Statt der Richtungsadverbien woher und wohin in Verbindung mit einem Bewegungsverb wird heute häufig das Ortsadverb wo gebraucht. Dabei erhält das Bewegungsverb den Verbzusatz her oder hin. Diese Ausdrucksweise gehört hauptsächlich der gesprochenen Sprache an: Ich weiß nicht, wo er hingefahren ist. Wo bist du hergekommen? Wo gehst du hin? Die Entsprechungen im geschriebenen Standarddeutsch lauten: Ich weiß nicht, wohin er gefahren ist. Woher bist du gekommen? Wohin gehst du?
6.
wobei / wo ... bei · wovon / wo ... von: Die mit wo zusammengesetzten Pronominaladverbien wobei, wofür usw. werden standardsprachlich nicht in getrennter Stellung verwendet. Die Trennung kommt vor allem in der norddeutschen Umgangssprache vor. Standardsprachlich heißt es also: Das Geld, wovon / von dem ich gelebt habe ... (nicht: Das Geld, wo ich von gelebt habe ...). Das ist etwas, wobei ich immer lachen muss (nicht: ..., wo ich immer bei lachen muss). Pronominaladverb (2).
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