Duden Richtiges und gutes Deutsch
Wiederholung
1. Die rasch aufeinanderfolgende Wiederholung desselben Ausdrucks erweckt, wenn sie nicht aus rhythmischen Gründen oder als stilistisches Mittel zur Hervorhebung oder zu lebendiger Darstellung beabsichtigt ist, leicht den Eindruck mangelnder sprachlicher Flexibilität und gilt als stilistisch unschön. Für gutes Deutsch sollte man deshalb im Allgemeinen den Grundsatz »Vermeide Wiederholungen« beherzigen:
(Statt:) Neben einem schon mit einem einen Vortrag ankündigenden Plakat beklebten Brett wurde noch eine Reklametafel aufgehängt. (Besser:) Neben einem Brett, auf das schon ein Plakat mit der Ankündigung eines Vortrags geklebt war, wurde noch eine Reklametafel aufgehängt.
Um Wortwiederholungen zu vermeiden, verwendet man neben Umschreibungen auch bedeutungsähnliche Wörter, sogenannte Synonyme, oder aber ihrer Bedeutung nach unterschiedliche Ausdrücke, mit denen man sich aber eindeutig auf dieselbe Person bzw. denselben Gegenstand oder Sachverhalt bezieht:
Eine Kaiserin ... hatte ... den Auftrag erteilt, ein Grabmal für sie zu entwerfen ... Tag für Tag ließ sie sich vor die Tore der Stadt zu der großen Wiese hinausfahren, auf der das Denkmal errichtet werden sollte ... die Kaiserin ruhte nicht eher, bis das Monument vollendet war (Jens).
Ich zeige dir eine kleine Wirtschaft, wo du warten kannst ... er ... ging auf das kleine Gasthaus zu ... die kleine Kneipe ... um fünf nach neun kam die Streife durch das Lokal (Böll).
Hannes Haber freut sich auf seinen Aufenthalt in Costa Rica. Der siebzehnjährige Schüler hat sich vorher gut informiert: Er hat an Kursen teilgenommen ...
Nach Möglichkeit sollte man die Wiederholung desselben Wortes innerhalb eines Satzes vermeiden, wenn es in verschiedener Bedeutung gebraucht wird:
(Statt:) Er verreiste einige Zeit, um Zeit zu gewinnen. (Besser:) Er verreiste einige Tage / eine Woche, um Zeit zu gewinnen.
Schon auf dem Wege merkten wir, dass er sich schon wieder nicht vorbereitet hatte. (Besser:) Bereits auf dem Wege merkten wir, dass er sich schon wieder nicht vorbereitet hatte.
2.
Nicht als stilistische Schwäche gilt die Wiederholung in fachsprachlichen Texten, soweit es sich um Fachausdrücke und Termini handelt. Hier kommt es vor allem auf genauen Ausdruck an, sodass in vielen Fällen die Wiederholung sogar unumgänglich ist:
Beim Schwenk dreht sich die Kamera um eine feste Achse. Man unterscheidet zwischen dem horizontalen Schwenk, bei dem die Kamera von links nach rechts beziehungsweise von rechts nach links bewegt wird, und dem vertikalen Schwenk, bei dem sie von unten nach oben oder umgekehrt bewegt wird, vergleichbar dem menschlichen Blick, der sich hebt und senkt (H. C. Blumenberg).
In der poetischen Sprache dagegen wird die Wiederholung bewusst als rhetorisches Mittel eingesetzt, um den Rhythmus, den Klang oder das Bild der Darstellung zu gestalten:
Ich sah weiterhin den Moses auf den Sinai steigen, einen düstren Helden in düstrer Felsenwildnis (Hesse). Straßen am Himmel, gleißende Straßen, Straßen von Metall, von Kondens und Geräuschen, das Röhren der Bomberströme (Gaiser). Unter bunten Sonnenschirmen schreibt er seine Grüße aus Madrid, während alle möglichen Leute ihm alles Mögliche zum Kauf anbieten (Koeppen). Erst wenn man hinter der Tür, erst wenn man in England ist, begreift man dies wieder (Koeppen). Am Ende eines Jahrhunderts ... tritt dieser Mensch, der ganz Charakter, ganz moralische Anspannung, ganz Klarheit ist, ... vor das französische Volk (Sieburg).
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