Duden Richtiges und gutes Deutsch
Weglassen der Flexionsendung
Häufig gestellte Fragen zur Verwendung von Formen ohne FlexionsendungFrage Antwort unter
Sind Formen ohne Flexionsendung in Fällen wie die Dichter des Sturm und Drang, die Beziehung zwischen Arzt und Patient zulässig? dieser Artikel, Punkt (1.1)
Sind Formen ohne Flexionsendung in Fällen wie ein Forstmeister mit Assistent, eine Seele von Mensch zulässig? dieser Artikel, Punkt (1.2), (1.3)
Müssen Substantivierungen wie des modernen Deutsch, eines gewissen Jemand Flexionsendungen haben? dieser Artikel, Punkt (1.5)
Heißt es des Automats oder des Automaten, dem Kometen oder dem Komet, den Patienten oder den Patient? dieser Artikel, Punkt (2.1.2)
Im Deutschen geht die Entwicklung dahin, dass die Kasusendungen von Substantiven innerhalb von Nominalgruppen abgebaut werden, während sie bei den Artikelwörtern und Adjektiven noch recht stabil sind. Der Kasusabbau erfolgt bei den Flexionstypen und den einzelnen Kasus des Substantivs unterschiedlich. Beispielsweise ist das Dativ-e der starken Flexion fast ganz verschwunden (dem Haus, nur selten dem Hause), während das -(e)s des Genitivs (des Hauses) fast immer verwendet wird und im Allgemeinen auch als standardsprachlich notwendig gilt. Besonders umstritten ist, ob (und wenn ja, wann) die Endung des Dativs und Akkusativs Singular bei den schwachen Maskulina weggelassen werden kann (mit Herrn Müller, Doktorand / Doktoranden an der Universität Leipzig). Die Frage der Verwendung endungsloser Formen betrifft fast immer den Kasus, nur sehr selten auch den Numerus (die Pluralendung). Als endungslose oder nicht flektierte Form tritt immer die Grundform, d. h. die Form des Nominativs Singular, ein.
Neben der allgemeinen Tendenz zum Kasusabbau gibt es zahlreiche besondere Verwendungen von Substantiven, in denen Endungslosigkeit standardsprachlich möglich oder obligatorisch ist. Im Folgenden wird eine Einteilung in zwei Hauptgruppen von Fällen vorgenommen. In der ersten ist Endungslosigkeit zweifelsfrei möglich oder notwendig (Punkt 1). In der zweiten (Punkt 2) ist sie teilweise auch schon sehr verbreitet, aber die Verwendung von Flexionsendungen ist in vielen Fällen als das bessere Deutsch, besonders in der geschriebenen Standardsprache, anzusehen. Darüber hinaus gibt es natürlich zahlreiche weitere Fälle, in denen Endungslosigkeit nicht standardsprachlich ist.
Zu diesem Kapitel vgl. die Stichwörter Abkürzungen (3); Brief (1); geografische Namen (1); Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen (1, 2 und 3); Monatsnamen (1); nördlich (1); Personennamen (2 und 3); Substantiv (1.4); Titel und Berufsbezeichnungen (1); Völker- und Stammesnamen (3); Wortpaar, Wochentage, wegen (1).
1 Zweifelsfrei mögliche oder notwendige Endungslosigkeit
1.1 Bei Wortpaaren
1.1.1 Endungslosigkeit des ersten Gliedes
1.1.2 Endungslosigkeit beider Glieder
1.2 Bei artikellosen schwach flektierten Maskulina
1.3 Bei Substantiven nach der Präposition von
1.4 Bei nur angeführten Substantiven
1.5 Bei Substantivierungen
2 Zweifelsfälle und nicht korrekte Endungslosigkeit
2.1 Bei schwach flektierten Maskulina
2.1.1 Heimische Wörter und Lehnwörter
2.1.2 Fremdwörter
2.2 Nicht korrektes Weglassen der Flexionsendung bei stark flektierten Maskulina und Neutra
2.2.1 Heimische Wörter
2.2.2 Fremdwörter
2.3 Endungslosigkeit des Dativs Plural bei Substantiven auf -er
1 Zweifelsfrei mögliche oder notwendige Endungslosigkeit
1.
1 Bei Wortpaaren
Bei Wortpaaren im Singular, die mit und verbunden sind, gibt es zwei Arten von Endungslosigkeit. Im ersten Fall ist nur das erste Glied betroffen, im zweiten Fall sind beide Glieder endungslos.
1.
1.1 Endungslosigkeit des ersten Gliedes:
Das Wortpaar ist als formelhafte Einheit (Paarformel) anzusehen:
trotz Sturm und Regens; die Dichter des Sturm und Drangs; ein Stück Grund und Bodens (Weinheber); Verwendung seines Fleisch und Blutes (Ina Seidel).
Seltener und auffallender ist in poetischer Sprache die Endungslosigkeit bei nicht formelhaften Verbindungen. Hier wird die Pluralendung des ersten Gliedes, etwa aus rhythmischen Gründen, weggelassen:
an Tier und Vögeln fehlt es nicht (Goethe). Seid vergessen tag und nächte! (George).
1.
1.2 Endungslosigkeit beider Glieder:
Die Endungslosigkeit beider Glieder tritt besonders im Dativ und Akkusativ Singular auf, wenn weder ein Artikel noch ein Adjektiv beim Substantiv steht und wenn zudem der gemeinte Singular mit dem gleichlautenden Plural verwechselt werden kann (das ist bei schwach flektierten Maskulina der Fall):
Ich sag es Fürst und Edelmann (Münchhausen); das Verhältnis zwischen Patient und Arzt; die Grenze zwischen Affe und Mensch.
Bei Verwendung einer schwachen Flexionsendung würde nicht deutlich, ob der Dativ, der Akkusativ Singular oder der Plural gemeint ist:
die Kluft zwischen Fürsten und Volk (Ist nur ein Fürst oder sind mehrere Fürsten gemeint?). Der Krieg trennt wohl noch viel grausamer Herz von Herzen (Raabe).
Die Flexionsendung eines schwachen Maskulinums bezeichnet also formal immer Plural und Singular zugleich:
die Beziehungen zwischen Produzenten und Konsumenten; der Unterschied zwischen Affen und Menschen.
Wenn keine Verwechslung möglich ist, wird Endungslosigkeit bei schwachen Maskulina eher vermieden:
Nun setze dich dahin zwischen Herr und Frau Dörr (Fontane). (Üblich: zwischen Herrn und Frau Dörr.)
1.
2 Bei artikellosen schwach flektierten Maskulina
Die unter 1.1.2 besprochene Endungslosigkeit tritt auch ein, wenn ein schwach flektiertes Maskulinum allein oder innerhalb einer Aufzählung ohne Artikel oder Attribut steht, wie das in sachbezogenen Texten oft vorkommt. Die Flexionsendung -en würde auch hier zur Verwechslung mit dem Plural führen:
Besetzung: ein Forstmeister mit Assistent. Am Wortende nach Konsonant (nicht: Konsonanten) spricht man ... Das Gesuch muss Name (nicht: Namen), Beruf und Anschrift des Antragstellers enthalten.
1.
3 Bei Substantiven nach der Präposition von
Das Typische oder Charakteristische einer Person oder einer Sache kann man kennzeichnen, indem man einen Nominalausdruck um eine Präpositionalgruppe mit von erweitert. Diese Präpositionalgruppe mit von zeigt an, worauf sich die genannte typische Eigenschaft bezieht. Ohne vorangehendes Artikelwort oder Attribut wird das Substantiv nach von hier nicht flektiert, wenn die erste Nominalgruppe im Nominativ Singular steht:
eine Seele von Mensch, ein armer Teufel von Philologe (Schücking). ... da wurde er so eine Art von Sachverständiger (Fallada).
Tritt dagegen vor das Substantiv nach der Präposition von ein unbestimmter Artikel oder ein attributives Adjektiv, dann steht der Nominalausdruck nach der Präposition von wie sonst auch im Dativ:
Steh stramm, du pflichtvergessener Lump von einem Feldwebel! (Remarque). ... und links hinten noch eine Art von zweistöckigem, hölzernem Schuppen (Remarque).
Steht das vor der Präposition von stehende Substantiv im Genitiv, im Dativ oder im Akkusativ Singular oder aber im Plural, dann sind nach von beide Möglichkeiten korrekt:
Zuhörer, welche eine Art (Akk.) von Propheten in ihm vermutet hatten (Hesse). (Ebenfalls korrekt: ... eine Art von Prophet ...) ... diesen Hohlkopf (Akk.) von Prinzen (Th. Mann). (Ebenfalls korrekt: ... von Prinz.) ... ein Kleeblatt von Schmarotzern (Remarque). Nun gibt es aber eine so verteufelte neuere Art von Hosenträgern (Bamm). ... eines von jener bestimmten Art von Träumen allerdings, die wir kennen (Schnabel). (Ebenfalls korrekt:) die Teufelskerls von Amerikaner (Hausmann).
1.
4 Bei Substantiven, über die gesprochen wird
Substantive, über die gesprochen wird, stehen stets im Nominativ und vielfach in Anführungszeichen:
die Flexion von »Dirigent«; »Baum« ist der Singular zu »Bäume«; was man so Idealist nennt. Der Wirt nannte mich Graf und dann Exzellenz (Immermann). Ich habe Drogist gelernt (Kreuder).
1.
5 Bei Substantivierungen
Viele Substantivierungen (Ausnahme: substantivierte Infinitive) können ebenso gut ohne wie mit Flexionsendung verwendet werden:
meines geliebten Deutsch(s) (Sprachbezeichnungen), des modernen Deutsch (Porzig), das Gesicht meines Gegenüber (Hesse), eines gewissen Jemand(s), diese Niemand (Kafka), des Schwarz(es), des Weiß(es); (aber:) des Blaus, des Rots (Farbbezeichnungen); die Maßlosigkeit ... seines anderen Ich (Th. Mann); der Schein des Ists (FAZ); diese »Irgendjemands« (Quick).
In geschriebenen Texten stehen die als Substantive gebrauchten Einzelbuchstaben regelmäßig ohne Endung:
das A, des A, die A usw.; Verwandlung des A ... in O (Flake); anstatt des o (H. Mann).
Ebenso Substantivierungen wie:
viele Wenn und Aber, die Unbedingtheit dieses Entweder-oder, die Philosophie des Als-ob.
2 Zweifelsfälle und nicht korrekte Endungslosigkeit
2.
1 Bei schwach flektierten Maskulina
Es besteht eine starke Neigung, bei schwach flektierten maskulinen Substantiven im Dativ und Akkusativ Singular die Deklinationsendung wegzulassen:
den Gendarm (Fallada; besser: den Gendarmen), den Kurfürst (W. Schäfer; besser: den Kurfürsten), einen ausgezeichneten Geck (Hofmannsthal; besser: Gecken). Die Mütze gehört diesem Bub (besser: diesem Buben). Ich nenne ihn einen Held (besser: einen Helden).
Beim Genitiv Singular tritt Endungslosigkeit nur selten auf. Es kommt jedoch häufiger vor, dass der schwache durch einen starken Genitiv ersetzt wird:
die Mütze des Bubs (korrekt: des Buben); das Auftreten dieses Gecks (korrekt: dieses Gecken); mit des Markgrafs (korrekt: des Markgrafen) Weib (G. Hauptmann).
In solchen Fällen handelt es sich also nicht nur um Endungslosigkeit im Dativ und Akkusativ, sondern um einen Wechsel des Deklinationstyps, der aber fast ausschließlich den Singular betrifft. Im Plural bleiben diese Substantive - mit wenigen fachsprachlichen Ausnahmen (Rammbär) - schwach. Sie folgen damit insgesamt der gemischten Deklination. Komposita werden leichter von diesem Deklinationswechsel erfasst als einfache Substantive:
des Buchfinks (besser: des Buchfinken), des Dompfaffs (neben: des Dompfaffen), des Schmutzfinks (neben: des Schmutzfinken), des Teddybärs (besser: des Teddybären).
Bei einigen Substantiven, die früher nur schwach flektiert wurden, hat sich die starke Flexion im Singular neben der schwachen durchgesetzt:
der Ahn, Genitiv: des Ahns oder des Ahnen; der Untertan, Genitiv: des Untertans, auch: des Untertanen; der Bauer, Genitiv: des Bauern, selten: des Bauers; der Spatz, Genitiv: des Spatzen, auch: des Spatzes; der Oberst, Genitiv: des Obersten oder des Obersts, Plural: die Obersten, seltener: die Oberste.
Allgemein ist dazu festzustellen: Das Weglassen der Endung im Dativ und Akkusativ Singular ist auch im geschriebenen Standarddeutsch so weit verbreitet, dass es nicht einfach als inkorrekt bezeichnet werden kann. Die Verwendung der Flexionsendungen gilt jedoch nach wie vor als das bessere Deutsch. Als standardsprachlich nicht korrekt hat im Allgemeinen das Weglassen der schwachen Genitivendung oder ihre Ersetzung durch den starken Genitiv zu gelten.
2.
1.1 Heimische Wörter und Lehnwörter:
Folgende heimische und integrierte Substantive (Lehnwörter) sind im Singular vom Abbau der schwachen bzw. vom Übergang zur starken Flexion betroffen. Abgesehen von der Verwendung ohne Artikelwort oder Attribut (vgl. hierzu die Punkte 1.1.2 und 1.2 dieses Artikels) ist jeweils die schwach flektierte Form zu empfehlen:
des Bärs, dem, den Bär; besser: des Bären, dem, den Bären; dem, den Bub; besser: dem, den Buben; dem, den Bursch; besser: dem, den Burschen; des Finks, dem, den Fink; besser: des Finken, dem, den Finken; des Gecks, dem, den Geck; besser: des Gecken, dem, den Gecken; dem, den Held; besser: dem, den Helden; dem, den Hirt; besser: dem, den Hirten; dem, den Mensch; besser: dem, den Menschen; des Mohrs, dem, den Mohr; besser: des Mohren, dem, den Mohren; des Narrs, dem, den Narr; besser: des Narren, dem, den Narren; dem, den Ochs; besser: dem, den Ochsen; des Schenks, dem, den Schenk; besser: des Schenken, dem, den Schenken; dem, den Steinmetz; besser: dem, den Steinmetzen; des Vorfahrs, dem, den Vorfahr; besser: des Vorfahren, dem, den Vorfahren.
Zur Flexion von Adelstiteln wie Prinz, Graf, Kurfürst, besonders in Verbindung mit Namen, Titel und Berufsbezeichnungen.
2.
1.2 Fremdwörter:
Folgende nicht integrierte (fremde) Substantive sind im Singular vom Abbau der schwachen bzw. vom Übergang zur starken Flexion betroffen. Auch hier ist in Verbindung mit einem Artikelwort oder Attribut (vgl. hierzu die Punkte 1.1.2 und 1.2 dieses Artikels) jeweils die schwache Flexion zu empfehlen:
des Automats, dem, den Automat; besser: des Automaten, dem, den Automaten; des Barbars, dem, den Barbar; besser: des Barbaren, dem, den Barbaren; dem, den Brillant; besser: dem, den Brillanten; dem, den Diplomat; besser: dem, den Diplomaten; des Elefants, dem, den Elefant; besser: des Elefanten, dem, den Elefanten; dem, den Exponent; besser: dem, den Exponenten; dem, den Fotograf; besser: dem, den Fotografen; dem, den Gendarm; besser: dem, den Gendarmen; dem, den Gnom; besser: dem, den Gnomen; dem, den Kamerad; besser: dem, den Kameraden; des Komets, dem, den Komet; besser: des Kometen, dem, den Kometen; dem, den Konkurrent; besser: dem, den Konkurrenten; des Lakais, dem, den Lakai; besser: des Lakaien, dem, den Lakaien; des Leopards, dem, den Leopard; besser: des Leoparden, dem, den Leoparden; dem, den Militarist; besser: dem, den Militaristen; dem, den Obelisk; besser: dem, den Obelisken; dem, den Patient; besser: dem, den Patienten; des Planets, dem, den Planet; besser: des Planeten, dem, den Planeten; dem, den Polizist; besser: dem, den Polizisten; des Soldats, dem, den Soldat; besser: des Soldaten, dem, den Soldaten; des Vagabunds, dem, den Vagabund; besser: des Vagabunden, dem, den Vagabunden.
Bei einer Reihe von Fremdwörtern wird die Kasusendung im Dativ und Akkusativ Singular häufig weggelassen, wenn sie als Rangbezeichnung, Titel oder Berufsbezeichnung und in diesen Fällen oft in Verbindung mit dem Eigennamen gebraucht werden. In Verbindung mit einem Artikelwort oder Attribut sollten sie jedoch schwach flektiert werden:
dem Fabrikant Meier; besser: dem Fabrikanten Meier; für den Präsident Müller; besser: für den Präsidenten Müller. Ebenso: dem, den Architekt; besser: dem, den Architekten; dem, den Dirigent; besser: dem, den Dirigenten; dem, den Dozent; besser: dem, den Dozenten; dem, den Dramaturg; besser: dem, den Dramaturgen; dem, den Drogist; besser: dem, den Drogisten; dem, den Fabrikant; besser: dem, den Fabrikanten; dem, den Fotograf; besser: dem, den Fotografen; dem, den Intendant; besser: dem, den Intendanten; dem, den Jurist; besser: dem, den Juristen; dem, den Kommandant; besser: dem, den Kommandanten; dem, den Komponist; besser: dem, den Komponisten; dem, den Patriarch; besser: dem, den Patriarchen; dem, den Präsident; besser: dem, den Präsidenten; dem, den Superintendent; besser: dem, den Superintendenten; dem, den Zar; besser: dem, den Zaren.
Das Weglassen der Flexionsendung ist jedoch üblich und korrekt, wenn kein Artikel vor dem Titel oder der Berufsbezeichnung steht:
Einstimmig haben ... der Theater-, Kultur- und Personalausschuss einer Verlängerung der Verträge von Intendant Ernst Dietz und Operndirektor Horst Stein ... zugestimmt (Mannheimer Morgen). ... die Einschaltung von Bundestagspräsident Gerstenmaier gefordert (Mannheimer Morgen).
Dagegen heißt es, wenn Herrn vorausgeht:
des, dem Herrn Fabrikanten (Meier); des, dem Herrn Prokuristen Schmidt.
und ohne Eigennamen nur:
Der Plan ist vom Architekten geändert worden. Eine Anfrage beim Intendanten ergab, dass ...
Vgl. auch Apposition (3.4); Titel und Berufsbezeichnungen (1); Herr (2); Brief (1). Zur gegenläufigen Bewegung, der Neigung, statt der starken Deklination die schwache einzusetzen, Autor, Bibliothekar, Detektiv.
2.
2 Nicht korrektes Weglassen der Flexionsendung bei stark flektierten Maskulina und Neutra
Bei einer Reihe von heimischen und fremden Maskulina und Neutra wird das Genitiv-s manchmal weggelassen, obwohl es standardsprachlich stehen muss:
2.
2.1 Heimische Wörter:
des Abkommen; richtig: des Abkommens; des Öhmd; richtig: des Öhmds; des Stau; richtig: des Staus; des Tran; richtig: des Trans; des Vergnügen; richtig: des Vergnügens.
Manche Wörter stehen oft dann endungslos, wenn sie als Eigennamen, Fachwörter oder Bezeichnung für eine Gattung gebraucht werden. Zumindest außerhalb des fachsprachlichen Gebrauchs ist jedoch nur die Form mit Genitiv-s als korrekt anzusehen:
des Barsch; richtig: des Barschs; des Gründonnerstag; richtig: des Gründonnerstags; des Heiligen Abend; richtig: des Heiligen Abends; des Holunder; richtig: des Holunders; des Karfreitag; richtig: des Karfreitags; des Löwenzahn; richtig: des Löwenzahns; des Ostersonntag; richtig: des Ostersonntags; hergestellt im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehen; richtig: des Zweiten Deutschen Fernsehens; die Redaktion des »Spiegel«; richtig: des »Spiegels«.
All diese endungslosen Formen sind nicht korrekt. Zu des schönen Inn(s) vgl. jedoch geografische Namen (1.2); zum fachsprachlichen Gebrauch von Stil- und Epochenbezeichnungen Biedermeier.
2.
2.2 Fremdwörter:
Häufig wird bei Fremdwörtern, die als Eigenname, Fachwort oder Bezeichnung für eine Gattung gebraucht werden, die Genitivendung weggelassen. Im Allgemeinen ist jedoch die flektierte Form zu empfehlen (zu Stil- und Epochenbezeichnungen Barock):
des Dativ, des Dynamo, des Enzian, des Festival, des Film, des Indiz, des Islam, des Jasmin, des Kaffee, des Komitee, des Parterre, des Radar, des Smaragd, des Vitamin u. v. a.
Besonders die auf einen s-, z- oder sch-Laut endenden Fremdwörter stehen oft ohne Genitivendung, obwohl diese standardsprachlich stehen muss:
eines kleinen Strauß (= Vogel); korrekt: eines kleinen Straußes; des Gulasch; korrekt: des Gulasch(e)s; des Proporz; korrekt: des Proporzes.
2.
3 Endungslosigkeit des Dativs Plural bei Substantiven auf -er
Die Endungslosigkeit kommt auch bei pluralischen Substantiven auf -er vor, wenn sie von dem regierenden Wort (Präposition) durch ein Genitivattribut getrennt stehen:
... wenn sie so in der Leute Mäuler wäre (Fallada); sie war so in der Leute Mäuler (Storm).
In der folgenden festen Wendung hat sich die endungslose Form bereits durchgesetzt:
aus aller Herren Länder / (veraltend:) Ländern.
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