Duden Richtiges und gutes Deutsch
voll
1. voll mit oder ohne Präposition?: Nach voll kann ein von dem Adjektiv abhängender Nominalausdruck mit der Präposition von angeschlossen werden: Der kleine Gefechtsraum stand ganz gedrängt voll von Menschen (Gaiser). Der Anschluss im Genitiv gilt heute als gehobene Ausdrucksweise: ... und das lange Band des Stromes war der Schiffe voll (Koeppen). Gelegentlich wird an voll auch ohne Präposition mit dem Dativ angeschlossen: Der Markt von Soho ist nicht so schön wie der auf Roms Campo de' Fiori, aber er bemüht sich doch, bunt und laut und voll Gerüchen zu sein (Koeppen). Im Singular ist der Dativ nicht erkennbar, wenn kein attributives Adjektiv ihn anzeigt: Helldunkel wurden nun Farben, voll Glut, voll Bürgerstolz, Dramatik und männlicher Leidenschaft (Koeppen; hier hat erst Leidenschaft ein Attribut). Da mach was drum, sonst wird alles voll Harz, sagte Hebenstreit (Kuby). Auch im Plural kann das Substantiv unverändert angeschlossen werden: ein Beutel voll Geldscheine (aber: voll neuer Geldscheine, auch: voll (neuen) Geldscheinen). Gelegentlich wird auch die erstarrte flektierte Form voller gebraucht, wobei das folgende Substantiv ohne Flexionsendung bleibt: Er war voller Misstrauen gegen das Projekt. Die Ministerin konnte voller Stolz von ihren großen Erfolgen berichten. Tritt ein Attribut hinzu, dann ist der Genitiv vorzuziehen: voller tiefen Misstrauens. Ein Baum voller reifer Äpfel. - Grundsätzlich ist zu sagen, dass bei einem nachgestellten Attribut voll mit dem Genitiv oder Dativ verbunden wird, aber nicht mit von: ein Fass voll guten Weines / voll gutem Wein. Will man hier mit von anschließen, ist ein Komma zu setzen: ein Fass, voll von gutem Wein (= ein Fass, das von gutem Wein voll ist).
2.
voll - voller - vollste: Vergleichsformen (2.1 und 3.1).
3.
Rechtschreibung:
a) Klein schreibt man voll im adjektivischen Gebrauch: voll Wein(es), der Saal war voll(er) Menschen. Klein schreibt man auch die umgangssprachliche Zeitangabe voll: Es ist drei Minuten nach voll. Um voll schließen wir. Dagegen schreibt man Substantivierungen des Adjektivs groß: aus dem Vollen schöpfen; im Vollen leben; in die Vollen gehen; ins Volle greifen.
b) Vom folgenden Verb sein oder werden schreibt man voll immer getrennt: Der Eimer wird voll sein, voll werden. Getrennt vom folgenden Verb schreibt man darüber hinaus auch: Sie hat es voll (= ganz) begriffen. Er hat sie voll (= ganz) angesehen. Ich muss das voll (= ganz) anerkennen. Sie hat ihn nicht für voll genommen (= ernst genommen; ugs.). Er hat den Mund recht voll, zu voll genommen (= geprahlt; ugs.). Zusammen schreibt man: vollfüllen, vollladen, vollpacken, vollschreiben, volltanken; sie hat sich den Bauch vollgeschlagen; das Fass ist vollgelaufen. Ist voll allerdings erweitert, so wird getrennt geschrieben: du musst den Eimer ganz voll füllen, das Auto richtig voll laden, packen; ziemlich voll tanken; sich zu voll essen, fressen, saufen. Zusammen schreibt man die Adjektive vollgültig und vollinhaltlich sowie folgende Verben: vollführen: ich vollführe, habe vollführt; vollbringen: er, sie, es hat vollbracht; vollenden: sie hat das Werk vollendet; vollstrecken: sie vollstreckten das Urteil; vollziehen: in ihr vollzog sich ein Wandel. Getrennt- oder Zusammenschreibung (1.2).
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