Duden Richtiges und gutes Deutsch
viel
Was die Wortart betrifft, wird viel meist zu den Indefinitpronomen oder unbestimmten Zahlwörtern gezählt. Das Wort kann aber auch in vieler Hinsicht wie ein Adjektiv verwendet werden. Aus dieser Zwischenstellung ergibt sich sein kompliziertes, aber durchaus regelhaftes Flexionsverhalten.1.
Deklination des folgenden (substantivierten) Adjektivs (Partizips): Nach flektiertem viel wird das folgende Adjektiv im Singular überwiegend parallel flektiert: Vieler schöner Putz wurde entfernt. Im Nominativ und Akkusativ Neutrum Singular und im Dativ Maskulinum und Neutrum Singular wird jedoch meistens schwach flektiert: vieles überflüssige Verhandeln, mit vielem unnötigen Fleiß, Zögern (aber feminin: mit vieler natürlicher (nicht: natürlichen) Anmut). Im Plural wird das folgende Adjektiv gewöhnlich stark flektiert: viele hohe Häuser; viele kleine Kümmernisse (L. Rinser). Nur gelegentlich tritt im Genitiv Plural schwache Flexion auf: Das Ergebnis vieler genauen (häufiger: genauer) Anfragen; nach dem Überprüfen vieler freundlichen (häufiger: freundlicher) Zuschriften. Die schwache Flexion im Nominativ Plural ist ganz veraltet: viele verdeckten Tränen (Jean Paul). Steht nach viel ein substantiviertes Adjektiv, wird im Singular durchweg die schwache Flexion gebraucht: vieles Unbekannte, das Verschweigen vieles Gegensätzlichen, trotz vielem Angenehmen. Im Plural dagegen werden meist starke Formen verwendet: viele Angehörige (selten: Angehörigen), viele Kranke, für viele Beteiligte (selten: Beteiligten), an viele Reisende gewandt. Adjektiv (1.2.5). Nach der endungslosen Form viel stehen regelmäßig starke Formen: Viel gutes Reden nutzte nichts. Viel schöner Schmuck wurde getragen. Mit viel gutem Rat begann er die schwere Aufgabe.
2.
viel / viele Worte · mit viel / vielen Fehlern: Das Indefinitum viel bleibt vor Substantiven ohne adjektivisches Attribut meist, im Plural gelegentlich unflektiert. Im Genitiv Plural wird immer die flektierte Form verwendet. Es heißt also: Mit viel Geld kommt man weit. Er trug eine gedämpfte Krawatte mit viel Schwarz. Ein Aufsatz mit vielen / mit viel Fehlern. Aber nur: der Lohn vieler Mühen.
3.
Steigerung von viel: Die Vergleichsformen von viel heißen mehr - meist. Vergleichsformen (4.1).
4.
Kongruenz: Zu Sätzen wie Viel (Menschen) waren (nicht: war) dort versammelt Kongruenz (1.1.8).
5.
Rechtschreibung: Das Indefinitpronomen und unbestimmte Zahlwort viel schreibt man in allen seinen Formen klein: in vielem, mit vielem, um vieles; wer vieles bringt ...; ich habe viel(es) erlebt. Es ist jedoch auch Großschreibung zulässig, wenn hervorgehoben werden soll, dass kein unbestimmtes Zahlwort gemeint ist: das Lob der vielen, auch: der Vielen (= der breiten Masse). Groß- oder Kleinschreibung (1.2.4). In Verbindung mit Partizipien kann getrennt oder zusammengeschrieben werden: ein viel besprochener / vielbesprochener Fall; ein viel erörtertes / vielerörtertes Ereignis; ein viel diskutiertes / vieldiskutiertes Thema; ein viel besprochenes / vielbesprochenes Buch; eine viel gepriesene / vielgepriesene Ausstellung; eine viel genannte / vielgenannte Sportlerin; ein viel umworbener / vielumworbener Star; viel zitierte / vielzitierte Äußerungen; ein vielsagender / viel sagender Blick, aber nur: ein noch vielsagenderes Beispiel; ein vielversprechendes / viel versprechendes Projekt, aber nur: ein noch vielversprechenderes Projekt. Getrennt- oder Zusammenschreibung (3.1.2). zu viel.
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