Duden Richtiges und gutes Deutsch
Völker- und Stammesnamen
1. Gebrauch des Artikels:
Völker- und Stammesnamen als Bezeichnung eines Volkes oder Stammes werden im Allgemeinen wie Gattungsbezeichnungen (Appellative) behandelt und haben dann wie diese den bestimmten oder unbestimmten Artikel bei sich:
der Deutsche, ein Franzose, die Engländer, die Schwaben, ein Westfale, ein Türke.
Im Plural fällt der Artikel weg, wenn die Namensträger nicht näher bestimmt sind:
In den USA wohnen große Gruppen von Polen, Japanern und Chinesen.
Auch durch und zusammengefasste pluralische Völker- und Stammesnamen o. Ä. können ohne Artikel verwendet werden:
Griechen und Römer, Engländer und Amerikaner, Bremer und Hamburger.
2.
Numerus:
Völker- und Stammesnamen werden im Singular und im Plural gebraucht. Der Singular kann einen einzelnen Menschen als Angehörigen eines Volkes oder Stammes bezeichnen. Als Prädikativ kann er ohne Artikel verwendet werden:
Sie ist Amerikanerin. Er ist mit einer Griechin verheiratet. Dort geht der Japaner, von dem ich dir erzählt habe.
Mit dem Singular kann auch auf die Gesamtheit eines Volkes oder Stammes über einen einzelnen typischen Vertreter (etwa beim Ausdruck von Stereotypen) Bezug genommen werden. Obwohl grammatisch nichts gegen diesen Gebrauch einzuwenden ist, sind Stereotypen verzichtbar. Sie sollten nach Möglichkeit vermieden werden:
Ein Franzose würde so etwas niemals sagen. Der Chinese liebt es, sorgfältig zu kochen.
Der Plural kann das ganze Volk bezeichnen, oder er kann eine Gruppe einzelner Angehöriger eines Volkes bezeichnen:
Volk: Die Amerikaner sprechen Englisch. Gruppe: In unserem Hotel wohnten viele Amerikanerinnen.
3.
Deklination:
Die meisten Völker- und Stammesnamen werden schwach flektiert:
des Deutschen, die Deutschen; des Franzosen, die Franzosen; des Sachsen, die Sachsen.
Die meisten auf -er ausgehenden Völker- und Stammesnamen sowie die von Ortsnamen gebildeten Einwohnernamen auf -er werden jedoch stark flektiert:
des Engländers, die Engländer; des Italieners, die Italiener; des Spaniers, die Spanier; des Mecklenburgers, die Mecklenburger; des Berliners, die Berliner.
Völker- und Stammesnamen, bei denen das -er zum Wortstamm gehört, werden dagegen schwach flektiert:
des Bayern, die Bayern; des Pommern, die Pommern.
Zur gemischten Deklination gehört Zimber bzw. Kimber: des Zimbers, die Zimbern; des Kimbers, die Kimbern.
Völker- und Stammesnamen, die auf Vokal enden, können den Genitiv Singular und den Plural auf -s bilden, d. h., sie folgen der s-Flexion; sie können aber auch in diesen Fällen endungslos stehen:
des Eskimo(s), die Eskimo(s); des Papua(s), die Papua(s); des Ovambo(s), die Ovambo(s); des Zulu(s), die Zulu(s); des Maori(s), die Maori(s); des Israeli(s), die Israeli(s).
Vgl. auch Einwohnerbezeichnungen auf -er.
4.
Zusammenschreibung mit oder ohne Bindestrich:
Werden Völkernamen von einem geografischen Namen abgeleitet, der mit Bindestrich geschrieben wird, bleibt der Bindestrich erhalten:
die Schleswig-Holsteiner, schleswig-holsteinisch; die Baden-Württemberger.
Bei geografischen Bezeichnungen, die aus Verbindungen nebengeordneter Adjektive bestehen, kann der Bindestrich auch weggelassen werden; man schreibt mit oder ohne Bindestrich zusammen.
deutsch-amerikanische / deutschamerikanische Beziehungen, deutsch-schweizerische / deutschschweizerische Wirtschaftsverhandlungen.
Kein Bindestrich steht dagegen, wenn ein Fugenzeichen wie -o- erscheint oder das Zweitglied durch das Erstglied näher bestimmt wird. Man schreibt ohne Bindestrich zusammen:
Angloamerikaner (aus England stammender Amerikaner; Sammelbezeichnung für Engländer und Amerikaner); afroamerikanisch (Afrika und Amerika betreffend; die Amerikaner afrikanischer Abstammung betreffend); finnougrisch; galloromanisch, baltoslawisch; indogermanisch; frankokanadisch; das deutschamerikanische Schrifttum (das Schrifttum der Deutschamerikaner); die schweizerdeutsche Mundart.
Vgl. auch Bindestrich (6.4).
5.
Vergleichsformen:
Zu Formen wie deutscheste Vergleichsformen (3.1).
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