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Vergleichsformen
Häufig gestellte Fragen zu den VergleichsformenFrage Antwort unter
Wie bildet man die Vergleichsformen von Adjektiven? dieser Artikel, Punkt (2)
Sind Steigerungen wie am tiefstliegendsten, das bestverkaufteste Buch überhaupt richtig? dieser Artikel, Punkt (2.5.1), (2.5.4)
Heißt es schwerer wiegend oder schwerwiegender? dieser Artikel, Punkt (2.5.3), (2.5.4)
Sind Vergleichsformen wie optimaler oder am erstklassigsten korrekt? dieser Artikel, Punkt (3.1)
Welche Adjektive können gesteigert werden, welche nicht? dieser Artikel, Punkt (3.1)
Sind Farbbezeichnungen steigerbar? dieser Artikel, Punkt (3.1)
Heißt es größer als Klaus oder größer wie Klaus? dieser Artikel, Punkt (3.2)
1 Allgemeines
2 Bildung und Deklination der Vergleichsformen
2.1 Umlaut
2.2 Wegfall des e beim Komparativ
2.3 Wegfall des e beim Superlativ
2.4 Flexion des Superlativs
2.5 Adjektivische Fügungen und adjektivische (partizipiale) Komposita
2.5.1 tief liegend / tiefliegend, tiefer liegend, am tiefsten liegend / tiefstliegend (Vergleich des ersten Bestandteils)
2.5.2 dichtmaschiger, altmodischste (Vergleich des zweiten Bestandteils)
2.5.3 schwerer wiegend / schwerwiegender (doppelte Möglichkeit)
2.5.4 das Nächstliegendste? (unzulässige Steigerung beider Bestandteile)
3 Der Gebrauch der Vergleichsformen
3.1 Wann sind Vergleichsformen möglich und wann nicht?
3.2 als oder wie beim Komparativ?
3.3 mehr tot als lebendig · bedeutend länger als breit
3.4 Zum Gebrauch des Superlativs
3.5 Absoluter Superlativ oder Elativ
4 Unregelmäßige Vergleichsformen; Verwendung von Gradadverbien
4.1 Unregelmäßige Vergleichsformen
4.2 Weitere sprachliche Mittel zum Ausdruck des sehr hohen Grades
4.3 zu dumm - mehr als dumm · möglichst lang - lang und länger - ziemlich lang
5 Die Vergleichsformen des Adverbs
1 Allgemeines
Personen, Lebewesen, Dinge, Sachverhalte usw. können in Hinsicht darauf verglichen werden, ob (und wenn ja, in welchem Maß) ihnen eine bestimmte Eigenschaft zukommt. Eine Person kann als klug, sehr klug, nicht klug, klüger als eine andere oder auch am klügsten innerhalb einer bestimmten Gruppe von Personen bezeichnet werden. Eine wichtige Rolle spielen bei solchen Vergleichen die Vergleichsformen. (Die Bildung der Vergleichsformen wird auch Komparation genannt; zu dem Ausdruck Steigerung s. u.) Durch die Vergleichsformen werden Beziehungen und Verhältnisse bestimmter Art zwischen zwei oder mehr Lebewesen, Dingen usw. sprachlich gekennzeichnet. Man unterscheidet drei Stufen:
Positiv (Grundstufe, gleicher Grad): alt, groß, schnell usw.;
Komparativ (Mehr- oder Höherstufe, ungleicher Grad): älter, größer, schneller usw.;
Superlativ (Meist- oder Höchststufe, höchster Grad): älteste, größte, schnellste usw.
Der Komparativ wird durch Anhängen von -er, der Superlativ durch Anhängen von -st oder -est an die Grundstufe gebildet, wobei bei den umlautfähigen Stämmen ein Umlaut eintreten kann (2.1).
Für jede Steigerungsstufe gibt es neben den deklinierten Formen eine undeklinierte Form. Im Positiv ist das die Grundform (alt, groß, schnell), im Komparativ ist es die Form auf -er (älter, größer, schneller), im Superlativ ist es die Form mit am und -en (am ältesten, am größten, am schnellsten):
Dieser Schüler ist am klügsten. Dieses Mädchen tanzt am besten. Dieses Buch ist am wenigsten schön. Von allen Sprintern lief er mit Abstand am schnellsten.
Der Ausdruck »Steigerung«, der früher allgemein üblich war, wird heute oft durch »Bildung der Vergleichsformen« ersetzt, weil damit nicht immer eine Steigerung bezeichnet wird. Nur wenn sich der Vergleich (z. B. älter, älteste) auf die Grundstufe des betreffenden Wortes (alt) bezieht, wäre die Bezeichnung »Steigerung« zutreffend; nicht aber, wenn sich die Vergleichsform (z. B. älter) auf die Grundstufe des Gegenworts (z. B. jung, mit der Reihenfolge jung, älter, alt) bezieht, was öfter der Fall ist. Man kann also sagen: Es kam ein älterer Herr, wenn man einen Herrn meint, der noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung ist. In diesem Falle geht die Blickrichtung von jung aus. Erfolgt die Blickrichtung jedoch vom Gegenpol alt, dann ergibt sich die Folge alt, jünger, jung. Dann kann man sagen: Es ist ein jüngerer Herr hier gewesen, wenn man einen Herrn meint, der nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt ist. Bei dieser Verwendung der Komparativformen spricht man auch vom absoluten Komparativ.
Die Groß- oder Kleinschreibung der Vergleichsformen entspricht der der Adjektive. Groß- oder Kleinschreibung (1.2).
2 Bildung und Deklination der Vergleichsformen
2.
1 Umlaut
Bei bestimmten einsilbigen Adjektiven, die umlautfähige Stammvokale (a, o, u) haben, werden Komparativ und Superlativ mit Umlaut gebildet. Es handelt sich um die folgenden zwanzig Adjektive:
(Stammvokal a:) alt, älter, älteste; (entsprechend:) arg, arm, hart, kalt, krank, lang, nah, scharf, schwach, schwarz, stark, warm.
(Stammvokal o:) grob, gröber, gröbste; (entsprechend:) groß, hoch.
(Stammvokal u:) dumm, dümmer, dümmste; (entsprechend:) jung, klug, kurz.
Manche Adjektive haben Formen mit und ohne Umlaut:
bang, banger / bänger, bangste / bängste; (entsprechend:) blass, fromm, glatt, karg, krumm, nass, rot, schmal.
In der Standardsprache werden außer bei fromm (frömmste / frommste) und rot (röteste / roteste) immer mehr die nicht umgelauteten Formen bevorzugt. Im Zweifelsfall sollte man deshalb die nicht umgelautete Form wählen.
Alle anderen einsilbigen und alle mehrsilbigen Adjektive haben keinen Umlaut. Eine Ausnahme bildet gesund: gesünder, gesündeste / (selten:) gesunder, gesundeste.
In den Vergleichsformen umlautende Adjektive stehen in Komposita gelegentlich ohne Umlaut:
Er ist keineswegs klüger, allenfalls altkluger als sie.
2.
2 Wegfall des e beim Komparativ
Bei Adjektiven, die auf unbetontes -e enden, fällt dieses -e im Komparativ weg:
müde - müder, leise - leiser, träge - träger.
Bei Adjektiven, die auf -el ausgehen, fällt im Komparativ dieses e weg:
ein dunklerer (nicht: dunkelerer) Wald; eines edleren Menschen.
Adjektive auf -er und -en werden im Komparativ mit oder ohne e gebildet:
ein heit(e)reres Wetter; finst(e)rere Gesichter; ein trock(e)neres Handtuch, eine noch bitt(e)rere Not.
Bei nicht deklinierter Verwendung wird meist die volle Form gebraucht:
Er ist noch heiterer als sie. Dieses Handtuch ist trockener.
Adjektive mit Diphthong vor der Silbe -er (teuer, sauer) werden jedoch immer ohne e gebildet:
Das Brot ist teurer geworden. Diese Gurken sind saurer als jene. Die Anstrengungen sind noch ungeheurer, als ich annahm.
Das e in der Endung wird nur in besonderen Fällen, z. B. in der Dichtung, gelegentlich weggelassen (dem bessern Rat, den kürzern Weg). Man sollte es aber vermeiden, das e der Komparativendung -er wegzulassen (nicht: bessre, größre, längre).
2.
3 Wegfall des e beim Superlativ
Ob -st oder -est gebraucht wird, ist abhängig vom Auslaut und von der Silbenzahl des Adjektivs (Partizips): Die einsilbigen oder endbetonten mehrsilbigen Adjektive auf -d, -s, -sch, -sk, -ß, -st, -t, -tz, -x, -z erhalten -est, ebenso die Adjektive auf -los und -haft:
hold - holdeste, kraus - krauseste, rasch - rascheste, forsch - forscheste, lasch - lascheste, hübsch - hübscheste, brüsk - brüskeste, süß - süßeste, dreist - dreisteste, bunt - bunteste, sanft - sanfteste, spitz - spitzeste, lax - laxeste, schwarz - schwärzeste, berühmt - berühmteste, gesucht - gesuchteste, gespreizt - gespreizteste, verstört - verstörteste, behänd - behändeste, lieblos - liebloseste, grauenhaft - grauenhafteste.
Die Adjektive auf -d, -t und -sch dieser Gruppe stehen gelegentlich auch ohne e (forschste); diese Formen sollten aber vermieden werden. Eine Ausnahme bildet die Superlativform von groß: größte (für: größeste).
Bei Adjektiven, die auf Diphthong oder auf Vokal + h enden, fällt das e zumeist weg; es steht aber bei besonderer Betonung des Superlativs:
frei(e)ste, froh(e)ste, neu(e)ste, rau(e)ste.
Die meisten anderen Adjektive und Partizipien - vor allem auch mehrsilbige, nicht auf der letzten Silbe betonte - haben -st:
kleinste, längste, edelste, verworrenste, gefürchtetste, passendste, fleißigste, komischste, erhabenste, bitterste, gebildetste, gehobenste.
Adjektive, die auf -e enden, bilden den Superlativ so, als wäre dieses -e nicht vorhanden:
müdeste, leiseste, loseste. Aber: trägste, feigste.
Bei Präfixbildungen bleibt die Form ohne Präfix erhalten:
humanste / inhumanste; sanfteste / unsanfteste.
Das gilt auch für Fälle, in denen die unpräfigierte Form allein im Allgemeinen nicht gesteigert wird:
abgemagertste; abgeschabteste.
2.
4 Flexion des Superlativs
Die Superlative werden wie die Positive stark und schwach flektiert, bilden aber im Allgemeinen keine einfache unflektierte Form (Ausnahme: allerliebst), sondern verwenden die zusammengesetzte Form mit am. In prädikativer Verwendung kann sowohl eine flektierte als auch die zusammengesetzte Form verwendet werden:
Dieser Tag ist der kürzeste/am kürzesten. Dieses Bild ist das schönste/am schönsten. (Aber:) Das Kind ist allerliebst.
2.
5 Adjektivische Fügungen und adjektivische (partizipiale) Komposita
Als Grundregel gilt, dass bei adjektivischen Fügungen und entsprechenden Komposita immer nur ein Bestandteil gesteigert wird. Getrennt- oder Zusammenschreibung (3.1.2).
2.
5.1 tief liegend / tiefliegend, tiefer liegend, am tiefsten liegend / tiefstliegend
(Vergleich des ersten Bestandteils):
Nur der erste Bestandteil wird gesteigert bei:
eine hoch gestellte / hochgestellte Persönlichkeit - eine höchstgestellte Persönlichkeit; in fein verteilter / feinverteilter Form - in feinstverteilter Form; das dicht bevölkerte / dichtbevölkerte Land - das am dichtesten bevölkerte Land.
Bei einigen solcher Fügungen / Komposita sind Vergleichsformen insgesamt selten. Bei den meisten ist auch der Vergleich des zweiten Bestandteils möglich (vgl. 2.5.3 in diesem Artikel), doch ist der Vergleich des ersten Bestandteils üblicher bei:
tief blickend / tiefblickend - tiefer blickend - am tiefsten blickend / tiefstblickend; tief gehend / tiefgehend - tiefer gehend - am tiefsten gehend / tiefstgehend; tief liegend / tiefliegend - tiefer liegend - am tiefsten liegend / tiefstliegend.
Wenn die Fügungen statt des mit am gebildeten Superlativs (der am schwersten verständliche Text) eine Form auf -st enthalten, die nicht selbstständig gebraucht werden kann, müssen sie zusammengeschrieben werden: in feinstverteilter Form. Dasselbe gilt für alle Vergleichsformen (Grundform, Komparativ, Superlativ), die auf einem zusammengeschriebenen Verb beruhen.
2.
5.2 dichtmaschiger, altmodischste
(Vergleich des zweiten Bestandteils): Komposita, bei denen nur das Zweitglied gesteigert werden kann, sind selten:
Diese Strumpfhose ist dichtmaschiger. Wir sahen ihn in altmodischster Kleidung.
2.
5.3 schwerer wiegend / schwerwiegender
(doppelte Möglichkeit): In den meisten Fällen kann entweder der erste oder der zweite Bestandteil bzw. das Erst- oder Zweitglied gesteigert werden: (Getrennt- oder Zusammenschreibung (3.1.2)):
schwerer wiegende / schwerwiegendere Gründe; weiter gehend / weitgehender; weiter tragend / weittragender; weiter reichend / weitreichender; weiter blickend /weitblickender; weitestgehende / weitgehendste Einschränkungen; eine näherliegende, die nächstliegende / eine naheliegendere, die naheliegendste Vermutung.
Gelegentlich ist die Bildungsweise bedeutungsunterscheidend:
höher fliegende / höherfliegende Flugzeuge, (aber:) hochfliegendere (= ehrgeizigere) Pläne.
2.
5.4 das Nächstliegendste?
(unzulässige Steigerung beider Bestandteile): Komparativ- und Superlativformen bei Erst- und Zweitglied sind nicht möglich:
höherwertige (nicht: höherwertigere) Bioprodukte, der nächstliegende (nicht: nächstliegendste) Gedanke, das meistgelesene (nicht: meistgelesenste) Buch, in größtmöglicher (nicht: größtmöglichster) Eile, schnellstmöglich (nicht: schnellstmöglichst), die höchstgelegene (nicht: höchstgelegenste) Wohnung, die bestbewährte (nicht: bestbewährteste) Waschmaschine; das meistgekaufte (nicht: meistgekaufteste) Buch.
3 Der Gebrauch der Vergleichsformen
3.
1 Wann sind Vergleichsformen möglich und wann nicht?
Aus rein grammatischer Sicht können von fast allen Adjektiven Vergleichsformen gebildet werden. Komparativ- und Superlativformen sind aber bei bestimmten Bedeutungsgruppen von Adjektiven zumindest dann sinnlos, wenn diese Adjektive in ihrer Grundbedeutung verwendet werden. Unüblich ist die Bildung von Vergleichsformen beispielsweise dann, wenn Adjektive Eigenschaften im Sinne von unveränderlichen Qualitäten bezeichnen:
einzig, endgültig, schriftlich, mündlich, viereckig, leblos, rund, sterblich,
oder sie bezeichnen bereits einen höchsten oder geringsten Grad:
erstklassig, entgegengesetzt, hauptsächlich, voll, vollendet, privat, individuell, extrem, maximal, minimal, total, universal, optimal.
Solche Adjektive werden trotzdem gelegentlich gesteigert, weil aus bestimmten Gründen der höchste oder geringste Grad noch verstärkt werden soll:
privateste Angelegenheit, extremste Richtung, minimalster Verschleiß, vollste Diskretion; zu meiner vollsten Zufriedenheit.
Die letztgenannte, in Arbeitszeugnissen übliche Formulierung ist - auch juristisch - besonders umstritten. Alle genannten Beispiele sollten nicht unreflektiert verwendet werden.
Anders zu beurteilen sind jedoch die Vergleichsformen der Adjektive, die an sich einen höchsten oder geringsten Grad ausdrücken (z. B. leer, still), aber in relativer Bedeutung verwendet werden können:
Das Kino ist heute leerer als gestern. In den stillsten Stunden der Nacht.
Ausgenommen von den Vergleichsformen sind ferner die Adjektivkomposita, deren Erstglied bereits eine Verstärkung bezeichnet (z. B. schneeweiß, blutjung, steinreich ( 4.2.2 und 4.2.3)), außerdem bestimmte Adjektive, die ein Negationselement enthalten (z. B. unrettbar, unverlierbar, ungelöst), Zahladjektive (z. B. letzt, einzig) und nicht flektierbare Farbadjektive (rosa, lila u. a.; Farbbezeichnungen (1)). Auch Adjektivkomposita, die einen bestimmten Farbton bezeichnen, werden gewöhnlich nicht gesteigert:
dunkelrot, hellblau, nilgrün, kaffeebraun.
Auch solche Adjektive, die nur attributiv (das hiesige Theater, der mutmaßliche Mörder) oder nur als Prädikativ (wir sind quitt) verwendet werden, können nicht gesteigert werden. Wohl aber kann man Adjektive steigern, die als Attribut bei einer Täterbezeichnung (Nomen Agentis) stehen und aus einer Artangabe hervorgegangen sind (Adjektiv (3.6)):
eine gute / eine bessere Rednerin (aus: sie redet gut / besser); die stärksten Raucher (aus: sie rauchen sehr stark).
Wenn die oben genannten, von der Bildung der Vergleichsformen ausgenommenen Adjektive jedoch in übertragener Bedeutung verwendet werden oder eine Eigenschaft (und keine Zugehörigkeit) ausdrücken, können sie Vergleichsformen bilden. Ohne Vergleichsform:
Er lag leblos da; das väterliche Fahrradgeschäft, der hölzerne Schaft.
Übertragene, eine Eigenschaft ausdrückende Bedeutung mit Vergleichsform:
Die Straße ist lebloser als gestern. Väterlicher als er konnte keiner sein. Er ist noch hölzerner als sein Bruder. Das ist schwärzester Undank! Erfolge sind nur mit eisernstem Fleiß zu erzielen.
Auch die Adjektive mit dem Präfix un- und die mit dem Suffix -los können, obgleich sie eigentlich eine nicht mehr zu steigernde Verneinung enthalten oder das Fehlen des im Stammwort Ausgedrückten bezeichnen, verschiedentlich Vergleichsformen bilden:
Er ist noch unordentlicher als du. Selbst die unempfindlichsten Menschen werden das nicht ohne Anteilnahme sehen. Die fruchtloseste Diskussion. Noch zwangloser kann es gar nicht zugehen. Lieblosere Briefe kann wohl keiner schreiben.
In dichterischer Ausdrucksweise werden gelegentlich auch die mit un- und -los gebildeten Adjektive gesteigert, z. B.: Muttermord ist weit unsühnbarer als Gattenmord (Benn). Diese Vergleichsform zeigt, dass es auch bei diesen Adjektiven verschiedene Grade geben kann. Die Vergleichsformen können die Wirkung noch erhöhen. Unmöglich sind jedoch Steigerungen von Adjektiven auf -los, die noch ganz konkrete Inhalte haben (also nicht: kinderloser, bargeldloser, obdachloser, fleischloser). Gelegentlich werden auch Vergleichsformen gewagt, wenn Adjektive, die an sich nur die Herkunft charakterisieren, als Artadjektive gebraucht werden:
Er ist der schwäbischste unter diesen Dichtern. Gleich sah sie französischer aus (Baum). Das ist die deutscheste Familie, die mir je begegnet ist.
Partizipien, die wie Adjektive verwendet werden (das gebadete Kind, die tanzenden Paare), können in den meisten Fällen nicht gesteigert werden. Eine Steigerung ist dann möglich, wenn das Partizip schon eine Eigenbedeutung gewonnen hat:
reißendere Flüsse; der blühendste Garten; ein leuchtenderes Rot.
Ohne Weiteres lassen sich Partizipien steigern, die sich vom Verb gelöst haben:
das schreiendste Unrecht, das reizendste Baby, die gelehrteste Frau, das entzückendste Paar, das begabtere von beiden Kindern.
Bei den anderen Partizipien werden die Gradunterschiede meistens durch Umschreibungen ausgedrückt, wenn die Bedeutung des Verbs dies zulässt:
der mich am meisten verdrießende Umstand; der noch mehr bietende Käufer; das meistgelesene Blatt.
3.
2 als oder wie beim Komparativ?
Die Vergleichspartikel beim Komparativ ist heute in der Standardsprache als: Peter ist größer als Klaus. In der Alltagssprache wird nicht selten auch wie verwendet: als als / denn als; als / denn; als / wie (1).
3.
3 mehr tot als lebendig · bedeutend länger als breit
Im Allgemeinen stellt der Komparativ die Ungleichheit der verglichenen Lebewesen oder Dinge fest und ordnet sie in Bezug auf eine bestimmte Eigenschaft. Soll jedoch der ungleiche Grad zweier Eigenschaften desselben Lebewesens oder Dinges gekennzeichnet werden, dann bedient man sich der komparativischen Gradadverbien mehr (eher) und weniger vor der Grundstufe der Adjektive:
Labre empfand das Betteln als eine Demutsübung, die er mehr stumm als redend betätigte (Nigg). Er ist eher faul als dumm. ... eine eher mütterliche als girlhafte Gestalt (Koeppen).
Doch ist auch die reine Komparativform möglich:
Das zweifenstrige Gemach war bedeutend länger als breit (Raabe).
3.
4 Zum Gebrauch des Superlativs
Der Superlativ ist nur dort sinnvoll, wo ein Lebewesen oder Ding mit mehreren anderen verglichen wird, denn beim Vergleich von nur zwei Lebewesen oder Dingen wird das Mehr oder Weniger des einen bereits durch den Komparativ deutlich. Früher war man darin unbedenklicher:
Wir wollen sehen, welcher Genius der stärkste ist, dein schwarzer oder mein weißer (Goethe). Ein Vater hatte zwei Söhne, davon war der älteste klug und gescheit ... (Grimm).
Heute wird in solchen Fällen der Komparativ verwendet. Der Gebrauch des Superlativs anstatt des Komparativs kommt in der Umgangssprache immer noch vor, gilt standardsprachlich jedoch nicht als korrekt. Man sagt also:
der kleinere (nicht: der kleinste) der beiden Brüder.
3.
5 Absoluter Superlativ oder Elativ
In dem Satz Der Betrieb arbeitet mit modernsten Maschinen ist modernste ein absoluter Superlativ (auch: Elativ genannt), der einen sehr hohen Grad ausdrückt: Die Maschinen, mit denen der Betrieb arbeitet, sind nicht die modernsten von allen Maschinen überhaupt, sondern nur sehr modern. Um absolute Superlative (Elative) handelt es sich auch in folgenden Beispielen:
Liebste Freundin! Ihr ergebenster ...; unter heftigstem Widerstreben; mit äußerster Konsequenz; beste Weine.
Der Elativ steht besonders nach ein, jeder und nach Pronominaladjektiven:
Es ist ein tiefster Zug der Unternehmungswirtschaft ... (Lamprecht). Jede winzigste Andeutung erregte ihn. Viele erste Autoritäten.
Absolute Bedeutung haben auch flektierte und unflektierte Superlativformen des Adjektivs, die als adverbiale Bestimmung stehen:
Sie wurde aufs Wärmste von ihm empfohlen. Er war aufs Höchste erstaunt. Sie kümmerte sich nicht im Geringsten um mich.
Dasselbe gilt für Ableitungen auf -ig und -lich, besonders in Ergebenheits- und Höflichkeitsfloskeln:
gütigst, gefälligst, baldigst, höflichst, herzlichst, tunlichst.
Solche Superlative werden häufig als übertrieben formelhaft empfunden und meist auch als unaufrichtig angesehen.
4 Unregelmäßige Vergleichsformen; Verwendung von Gradadverbien
4.
1 Unregelmäßige Vergleichsformen
Bestimmte (und nur wenige) Adjektive und Pronominaladjektive zeigen unregelmäßige Vergleichsformen, d. h., Komparativ und Superlativ werden von anderen Wortstämmen oder durch Veränderung eines Konsonanten gebildet. Es handelt sich um die Adjektive gut, hoch, nahe und um die Pronominaladjektive viel und wenig:
Mit anderen Wortstämmen:
gut - besser - beste; viel - mehr - meiste; wenig - minder - mindeste (in einigen Verwendungen möglich neben: weniger - wenigste).
Mit Veränderung der Konsonanten:
hoch - höher - höchste; nahe - näher - nächste.
Die Formen
äußere, innere, obere, untere, vordere, hintere, mittlere, niedere,
die eigentlich Komparative darstellen, wurden schon in althochdeutscher Zeit als Positive aufgefasst. Sie bilden die Superlative äußerste, innerste usw., aber keinen Komparativ.
4.
2 Weitere sprachliche Mittel zum Ausdruck des sehr hohen Grades
Der sehr hohe Grad kann auch auf folgende Weise ausgedrückt werden:
4.
2.1
Durch bestimmte Gradadjektive und -adverbien, wie z. B. sehr, höchst, äußerst, überaus, ungemein + Positiv:
... die kleinen, sehr menschlichen, sehr sympathischen ... Landsitze (Koeppen). Eine höchst ungesunde Luft; ... eine äußerst glückliche Ehe (Frisch). ... ein überaus schweres Dasein (Nigg).
4.
2.2
Durch Komposita mit verstärkendem Erstglied und dem Positiv als Zweitglied:
mordsschwer, goldrichtig, todschick, saublöd, blitzsauber, steinreich.
Diese Ausdrucksweise ist zum großen Teil stark umgangssprachlich.
4.
2.3
Durch Komposita mit vergleichendem Erstglied und dem Positiv als Zweitglied:
steinhart, knochenhart, federleicht, zentnerschwer, bettelarm, schneeweiß, schnurgerade, turmhoch.
4.
2.4
Durch zwei nebeneinanderstehende gleiche Positive:
eine lange, lange Reihe. Aber warm, warm musste er es haben in seinem Stübchen (Th. Mann).
4.
2.5
Durch entsprechende Wortwahl:
eine vollendete Haltung, eine perfekte Tarnung, die vollkommene Ehe, ein winziges Teilchen, ein gewaltiger Aufschwung.
4.
3 zu dumm - mehr als dumm · möglichst lang - lang und länger - ziemlich lang
Weitere Gradabschattungen können durch Zusatz bestimmter Wörter ausgedrückt werden.
4.
3.1
Der zu hohe Grad wird durch das Gradadverb zu oder allzu + Positiv ausgedrückt:
Er ist zu dumm; ... es darf den Wundern ... kein allzu großes Gewicht beigelegt werden (Nigg). Es war zu schön, um wahr zu sein ...
oder durch den Komparativ eines Adjektivs, dessen Grundstufe oder Eigenschaftsträger als Vergleichsgegenstand genannt wird:
Der ist dümmer als dumm. Er ist päpstlicher als der Papst ...
oder durch Hinzufügen von über, hyper, super o. Ä. zum Positiv:
überreif, übereifrig, übervoll, überwach; hyperkorrekt, hypernervös, hypermodern; superklug, supernervös, supersanft.
4.
3.2
Der gesteigerte Grad einer Eigenschaft wird auch durch mehr als + Positiv bezeichnet. Eine Erläuterung braucht nicht zu folgen:
... es hätte mehr als sonderbar zugehen müssen (Nigg). Das ist mehr als genug.
Die Eigenschaft kann auch durch ein Substantiv ausgedrückt werden:
Er ist mehr als ein Lump. (Er ist ein Verbrecher.)
4.
3.3
Der möglichst hohe Grad wird ausgedrückt durch so + Positiv + wie / als möglich, durch möglichst + Positiv oder durch ein entsprechendes Kompositum (baldmöglichst, möglich (1)):
so groß wie möglich, möglichst groß, größtmöglich.
4.
3.4
Der beständig zunehmende Grad einer Eigenschaft wird außer durch immer + Komparativ auch durch die Verbindung von Positiv + Komparativ oder noch häufiger durch Komparativ + Komparativ desselben Adjektivs ausgedrückt:
... die immer unumschränkteren Beherrscher (Die Zeit). Und ihr Hals wird lang und länger. Ihr Gesang wird bang und bänger (Busch).
Daneben ist auch zweimaliges durch und verbundenes mehr + Positiv üblich:
Die Sache wird mehr und mehr bedenklich.
4.
3.5
Der eingeschränkte Grad wird durch Gradadjektive wie mäßig oder ziemlich + Positiv ausgedrückt:
Er ist mäßig groß. Sie ist ziemlich reich. Der Riss ist ziemlich lang (= verhältnismäßig lang).
Auch die doppelte Verneinung kann den eingeschränkten Grad ausdrücken:
Das ist nicht ungewöhnlich. Das ist nicht unmöglich (= wohl möglich).
5 Die Vergleichsformen des Adverbs
Zu den meisten Adverbien lassen sich keine Vergleichsformen bilden. Zu den wenigen Ausnahmen gehört oft, das die Häufigkeit in ganz unbestimmter Weise ausdrückt. Die Vergleichsformen sind die gleichen wie beim Adjektiv:
oft - öfter - (selten:) am öftesten. Heute gehen Kirche und Gewerkschaft immer öfter Arm in Arm (Der Spiegel). Aber sein Name war es, der am öftesten erklang (Th. Mann).
Statt öfter, am öftesten können auch die Vergleichsformen von häufig verwendet werden: häufiger, am häufigsten. Zu den Adverbien wohl, sehr, gern, bald werden in der Standardsprache keine Vergleichsformen aus demselben Stamm gebildet. Geht man aber von der Bedeutung aus, so kann man ihnen Vergleichsformen aus anderen Stämmen zuordnen:
wohl - wohler / besser - am wohlsten / am besten (wohl); sehr - mehr - am meisten; gern(e) - lieber - am liebsten; bald - eher - am ehesten.
Bei bald und (un)gern(e) treten die regelgemäßen Vergleichsformen mitunter in der älteren Literatur sowie in der heutigen Umgangssprache auf:
Das ist bald gesagt und bälder noch getan (Goethe); je bälder, je lieber; aufs baldeste (Musäus). ... die Verwandte hatten, schieden am ungernsten (A. Schaeffer). Nudeln mit Ketchup esse ich am gernsten (ugs.).
Im Komparativ können in bestimmten Fällen adverbiale Genitive die Normalform auf -er ersetzen:
Wir werden dich in Zukunft des Öfteren (= öfter) besuchen. Wir wollen diese Frage heute nicht des Näheren (= näher) erörtern.
Zu den Formen öfters, weiters Adverb (2).
Manchmal tritt im Superlativ ein adverbialer Genitiv auf -ens auf. Dies ist vorzugsweise bei einsilbigen Positiven zu beobachten:
Wir danken Ihnen bestens für Ihren Hinweis. Ich komme spätestens um 20 Uhr. (Ebenso:) frühestens, wenigstens, höchstens.
Adverbien, die ihrer Bedeutung nach Vergleichsformen bilden könnten, dies aber nicht tun, müssen den Komparativ mit mehr, weiter, den Superlativ mit am meisten, am weitesten umschreiben:
Das Verantwortungsgefühl der Menschen geht mehr zurück, als man gemeinhin glaubt. Der Anorak liegt weiter unten im Koffer. Er marschiert am weitesten vorn.
Eine zusätzliche Möglichkeit, die Steigerung eines Adverbs auszudrücken, ist seine Verdoppelung (Ich habe mich sehr, sehr gefreut).
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