Duden Richtiges und gutes Deutsch
Umlaut
Vom historischen Standpunkt aus bezeichnet man in der deutschen Sprache mit »Umlaut« die Veränderung (Aufhellung) eines Vokals unter dem Einfluss eines (i) oder (j) der Folgesilbe.ahd. turi, mhd. tür, nhd. Tür; ahd. sconi, mhd. schne, nhd. schön; ahd. mahtig, mhd. mehtic, nhd. mächtig; ahd. Singular gast »Gast, Fremder«, Plural gesti »Gäste«; ahd. Singular lamb »Lamm«, Plural lembir »Lämmer«; ahd. lam »lahm«, lemjan »lähmen«; ahd. faru »ich fahre«, ferist »du fährst« usw.
Phonetisch besteht die Veränderung darin, dass die Zungenstellung, mit der ein Vokal artikuliert wird, nach vorn und nach oben verschoben wird, z. B. (a) nach (e), (o) nach (ö) und (u) nach (y). Das Deutsche hat mit dem Doppelpunkt über drei Vokalbuchstaben eine einheitliche Markierung der Umlaute in der Schrift entwickelt: Wand - Wände, groß - größer, Ruhm - rühmen. Neben den umgelauteten Einzelvokalen gibt es auch einen umgelauteten Diphthong (ɔy): Baum - Bäume.
Der ursprünglich rein lautlich bedingte Umlaut hat durch Analogie vielfach weitergewirkt und sich zu einem wichtigen morphologischen Mittel des Deutschen entwickelt. Im Beispiel Wand - Wände etwa kann man davon sprechen, dass der Umlaut ein Teil der Pluralmarkierung, bei groß - größer ein Teil der Komparativmarkierung ist. Es ist aber nicht möglich, für alle Umlaute feste Regeln anzugeben. Es gibt außerdem Wörter, in denen Umlautvokale als selbstständige Laute vorkommen, d. h. als Laute, die im Gegenwartsdeutschen nicht systematisch auf einen nicht umgelauteten Vokal bezogen sind, z. B. Krähe, schön, Mühe. Im Folgenden werden die Hauptvorkommen der Umlautvokale behandelt, die einen Bezug auf nicht umgelautete Vokale haben.
1 Umlaut beim Verb
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1 Umlaut im Konjugationssystem starker Verben
Bei den Verben mit dem Stammvokal a, au, o tritt in der 2. und 3. Person Singular Indikativ Präsens Umlaut ein:
fallen, du fällst, er fällt; laufen, du läufst, er läuft; stoßen, du stößt, er stößt.
Ausnahmen sind schaffen, hauen, saugen, schnauben, kommen.
Im Konjunktiv II haben die starken Verben mit umlautfähigem Stammvokal (a, o, u) ebenfalls Umlaut:
Indikativ Präteritum: ich sang, flog, fuhr; Konjunktiv II: ich sänge, flöge, führe.
Der Konjunktiv II der starken Verben mit nicht umlautfähigem Stammvokal (i, ie) hat den gleichen Vokal wie der Indikativ:
Indikativ Präteritum: ich ging, rief, griff; Konjunktiv II: ich ginge, riefe, griffe.
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2 Umlaut bei abgeleiteten schwachen Verben
Nicht abgeleitete schwache Verben haben keinen Vokalwechsel und folglich keinen Umlaut. Bei abgeleiteten schwachen Verben ist der Stammvokal häufig umgelautet. Hier sind folgende Arten der Ableitung zu unterscheiden:
- Ableitungen von einfachen Substantiven: Der Umlaut tritt teilweise, aber ohne Regel auf, wobei Doppelbildungen in der Bedeutung unterschieden sind:
pflügen (von: Pflug), trösten (von: Trost), dämpfen - dampfen (von: Dampf), münden - munden (von: Mund).
- Ableitungen von Adjektiven: Die von Adjektiven abgeleiteten Verben, besonders die Gruppe der Faktitive (Verben des Bewirkens), haben meist Umlaut. Es gibt einige Doppelbildungen mit und ohne Umlaut, die sich in der Bedeutung unterscheiden:
töten, bräunen; lähmen - lahmen.
- Ableitungen von Verben: Die zu manchen (meist intransitiven) starken Verben gebildeten transitiven Kausative (Verben des Veranlassens) enthalten gewöhnlich den umgelauteten Vokal der zweiten Stammform des Grundverbs (statt ä wird oft e geschrieben):
tränken (zu: trank, von trinken), setzen (zu: saß, von sitzen), legen (zu: lag, von liegen), führen (zu: fuhr, von fahren); zur ersten Stammform wurden gebildet: fällen, hängen (das hangen verdrängt hat).
- Ableitungen mit dem Suffix -eln: Bei Verben mit dem Suffix -eln, das die kurzfristige Wiederholung, aber auch die Abschwächung oder Intensivierung eines Vorgangs bezeichnet, ist trotz Umlautfähigkeit nicht immer Umlaut eingetreten:
lächeln (zu: lachen), grübeln (zu: grub, von graben), frömmeln (zu: fromm); (aber:) brummeln, trappeln, wursteln.
2 Umlaut beim Adjektiv
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1 Umlaut in den Vergleichsformen des Adjektivs
Im Komparativ und im Superlativ kann bei den umlautfähigen Wörtern Umlaut eintreten:
alt - älter - älteste; groß - größer - größte; jung - jünger - jüngste.
Umlaut haben zwanzig Adjektive:
alt, arg, arm, hart, kalt, krank, lang, nah, scharf, schwach, schwarz, stark, warm; grob, groß, hoch; dumm, jung, klug, kurz.
Die meisten anderen einsilbigen Adjektive (blank, froh, bunt usw.) und alle mehrsilbigen (mager, lose, dunkel usw.) mit Ausnahme von gesund haben keinen Umlaut.
Manche Adjektive schwanken zwischen Umlaut und Nichtumlaut, besonders im Komparativ:
banger, auch: bänger (bangste, auch: bängste); blasser, auch: blässer (blasseste, auch: blässeste); frommer / frömmer (frommste / frömmste); gesünder, auch: gesunder (gesündeste, auch: gesundeste); glatter, auch: glätter (glatteste, auch: glätteste); karger, auch: kärger (kargste, auch: kärgste); krummer, auch: krümmer (krummste, auch: krümmste); nasser, auch: nässer (nasseste, auch: nässeste); röter, auch: roter (röteste, auch: roteste); schmaler, auch: schmäler (schmalste, auch: schmälste).
Die Standardsprache bevorzugt hier immer mehr die nicht umgelauteten Formen (abgesehen von gesund, bei dem die umgelauteten Formen vorherrschen).
In den Vergleichsformen umlautende Adjektive verlieren als Zweitglieder von Komposita gelegentlich den Umlaut:
Er ist vielleicht altkluger, aber nicht klüger als sie.
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2 Umlaut bei abgeleiteten Adjektiven
Hier sind folgende Arten der Ableitung zu unterscheiden:
- Ableitungen auf -en und -ern: In Bildungen mit dem Suffix -en ist der alte Umlaut meist beseitigt:
golden (veraltet noch: gülden); mit Umlaut: hänfen (neben: hanfen).
Bildungen mit dem Suffix -ern haben den Umlaut dagegen behalten:
hölzern, gläsern, stählern, tönern, wächsern.
- Ableitungen und Komposita (Zusammenbildungen) mit -ig: Bei Ableitungen und Zusammenbildungen mit dem Suffix -ig tritt nicht immer Umlaut ein:
faltig, langarmig, flachdachig; (aber:) vielfältig, blauäugig, dreitägig, kurzdärmig.
- Ableitungen auf -isch: Das Suffix -isch bewirkt gewöhnlich Umlaut, bei Eigennamen aber nur gelegentlich:
närrisch, städtisch, bäurisch, dörfisch, französisch, römisch (zu: Rom); (aber:) kantisch (zu: Kant), hallisch (zu: Halle).
- Ableitungen auf -lich: Der Umlaut in den Bildungen mit -lich ist meist jung und folgt keiner Regel:
wöchentlich, tödlich, ängstlich, öffentlich, häuslich, bräunlich, kläglich, bezüglich; (aber:) staatlich, stattlich, baulich, sorglich, rundlich.
Gelegentlich treten Doppelformen auf:
osterlich / österlich, sachlich / sächlich.
3 Umlaut beim Substantiv
Hier ist vor allem auf den Umlaut bei der Bildung femininer Formen zu maskulinen Personenbezeichnungen, Tiernamen u. Ä. hinzuweisen (zum Umlaut im Plural Plural (1)). Diese Bildungen haben teils Umlaut, teils keinen Umlaut:
Ärztin, Bäuerin, Göttin, Sächsin; Hündin, Störchin, Häsin.
(Aber:) Botin, Gattin, Polin, Sklavin, Genossin.
Weitaus überwiegend tritt Umlautung auch bei Diminutiven auf:
Häkchen, Gärtchen, Kätzchen, Häuslein, Mäuschen, Höschen, Pfötchen, Vöglein, Süppchen, Würstchen, Küchlein.
Zum Umlaut bei der Pluralbildung Substantiv (1). Zu Fragen der Einsortierung von Umlautschreibungen in Namenslisten und -verzeichnissen Alphabetisierung.
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