Duden Richtiges und gutes Deutsch
Substantiv
Die mit großem Anfangsbuchstaben zu schreibenden Substantive - auch Nomen oder Hauptwörter genannt - bezeichnen sowohl die stofflich vorhandenen, für den Menschen wahrnehmbaren Dinge und Lebewesen (Konkretum) als auch nicht Gegenständliches, bloß gedachte Erscheinungen, Eigenschaften, Gefühle, Empfindungen, Handlungen, Zustände, Vorgänge und Beziehungen, Zeitangaben, Wissenschaften, Künste usw. (Abstraktum). Weit mehr als die Hälfte aller Wörter des Deutschen sind Substantive.1 Die Deklinationsarten
1.1 Starke Deklination
1.2 Schwache Deklination
1.3 Gemischte Deklination
1.4 Besonderheiten
2 Doppelformen
2.1 der Name - der Namen
2.2 der Fleck - der Flecken · der Lump - der Lumpen
2.3 der Bursch - der Bursche · das Geheul - das Geheule
2.4 die Backe - der Backen · das Etikett - die Etikette
3 Abgeleitete feminine Personenbezeichnungen
1 Die Deklinationsarten
Nach der Bildungsweise von Genitiv Singular und Nominativ Plural lassen sich drei Deklinationsarten (manchmal spricht man auch von Deklinationstypen) unterscheiden, eine starke, eine schwache und eine gemischte Deklination (die Terminologie geht auf Jacob Grimm zurück).
Die Einteilung wird manchmal auf Maskulina und Neutra beschränkt, manchmal (wie in der folgenden Darstellung) auch auf die Feminina ausgeweitet. Feminina ohne Plural (Geduld, Sanftmut, Vernunft) werden in dieser (an der heutigen Sprache ausgerichteten) Einteilung nicht berücksichtigt.
1.
1 Starke Deklination
Diese Deklinationsart verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie bei der Kasusbildung im Allgemeinen ohne die konsonantische Stütze durch -n auskommt, d. h., dass außer im Dativ Plural keine Endung -n oder -en auftritt.
Der Genitiv Singular der starken Maskulina und Neutra endet auf -(e)s (des Papiers, des Fisch(e)s), der Nominativ Plural auf -e, oder -er (die Schafe, die Bretter); er kann auch endungslos sein (die Lehrer) oder Umlaut haben (die Gärten).
Die starken Feminina dieser Deklinationsart sind im Singular endungslos; der Nominativ Plural endet auf -e und hat in der Regel Umlaut (die Kräfte, die Nöte, die Künste).
Maskulinum Femininum Neutrum
Singular Nom. der Tag die Kraft das Bild
Gen. des Tag-(e)s der Kraft des Bild-(e)s
Dat. dem Tag(-e) der Kraft dem Bild(-e)
Akk. den Tag die Kraft das Bild
Plural Nom. die Tag-e die Kräft-e die Bild-er
Gen. der Tag-e der Kräft-e der Bild-er
Dat. den Tag-en den Kräft-en den Bild-ern
Akk. die Tag-e die Kräft-e die Bild-er
Die weitaus größte Zahl der Maskulina und Neutra des Kernwortschatzes folgt der starken Deklination.
1.
2 Schwache Deklination
Diese Deklinationsart, der Maskulina und Feminina angehören, wird »schwach« genannt, weil sie zur Kasusbildung der konsonantischen Stütze -n bedarf: Mit Ausnahme des Nominativs Singular der Maskulina und des endungslosen Singulars der Feminina enden alle Formen auf -en oder -n (des Menschen, Hasen usw.):
Maskulinum Femininum
Singular Nom. der Mensch die Frau
Gen. des Mensch-en der Frau
Dat. dem Mensch-en der Frau
Akk. den Mensch-en die Frau
Plural Nom. die Mensch-en die Frau-en
Gen. der Mensch-en der Frau-en
Dat. den Mensch-en den Frau-en
Akk. die Mensch-en die Frau-en
Die weitaus größte Zahl der Feminina des Kernwortschatzes folgt der schwachen Deklination. Die weitaus meisten schwachen Maskulina bezeichnen Lebewesen.
1.
3 Gemischte Deklination
Diese Deklinationsart, der Maskulina und Neutra angehören, weist im Genitiv Singular das -(e)s der starken und in allen Formen des Plurals das -(e)n der schwachen Deklination auf:
Maskulinum Femininum
Singular Nom. der Staat das Auge
Gen. des Staat-(e)s des Auge-s
Dat. dem Staat(-e) dem Auge
Akk. den Staat das Auge
Plural Nom. die Staat-en die Auge-n
Gen. der Staat-en der Auge-n
Dat. den Staat-en den Auge-n
Akk. die Staat-en die Auge-n
1.
4 Besonderheiten
Die wichtigste besondere Flexionsart des Substantivs ist die s-Flexion, die als einzige Flexionsendung -s verwendet (des Autos, die Autos) und sich im Gegenwartsdeutschen schnell ausbreitet. Zu Substantiven wie Bauer, Lump usw., die zwischen starker und schwacher Deklination schwanken, und zum Weglassen von Deklinationsendungen Weglassen der Flexionsendung (bes. 2.1). Zur Bildung des Genitivs Singular der starken Maskulina und Neutra mit -s oder -es Genitiv-s. Zur Bildung des starken Dativs Singular mit oder ohne -e Dativ-e. Über die Formen und Schwankungen der Pluralbildung Plural, Umlaut. Folgende Artikel enthalten weitere Ausführungen zur Deklination: Abkürzungen (3), Fremdwort (3), geografische Namen (1), Ortsnamen (2), Personennamen (2 und 3), Völker- und Stammesnamen (3).
2 Doppelformen
Eine ganze Reihe von Substantiven weist mehr oder weniger stark voneinander abweichende Doppelformen auf, von denen in den meisten Fällen nur eine standardsprachlich ist, während die andere als regional- oder umgangssprachlich, weniger gebräuchlich, veraltend o. Ä. gilt. In einer Reihe von Fällen handelt es sich um Formen eng verwandter Wörter mit leicht unterschiedlicher Bedeutung.
2.
1 der Name - der Namen
Substantive mit gleichem Genus, aber verschiedener Nominativ-Singular-Endung (-e/-en) wie Name - Namen, Wille - Willen sind von der schwachen zur starken Deklination übergegangen: Erst wurde das -n der früheren schwachen Deklination von den übrigen Kasus auf den Nominativ übertragen, dann erfolgte starke Deklination nach dem Muster stark deklinierender Wörter wie der Wagen - des Wagens.
Daneben gibt es Wörter, wie z. B. Friede, die ursprünglich stark (des Friedes), dann aber schwach flektiert wurden. Auch bei ihnen wurde das -n der schwachen Deklination von den übrigen Kasus auf den Nominativ übertragen, worauf dann erneut stark flektiert wurde (des Friedens). Die Formen stehen z. T. gleichberechtigt nebeneinander, z. T. veralten sie, z. T. treten die Formen ohne -n seltener auf, z. T. die Formen mit -en:
Friede - Frieden, Funke - Funken (seltener), Gedanke - Gedanken (veraltet), Gefallen - Gefalle (veraltet), Glaube - Glauben (selten, veraltend), Haufen - Haufe (selten, veraltend), Name - Namen (selten), Samen - Same (seltener), Schaden - Schade (veraltet), Wille - Willen (selten).
Bei den meisten dieser Beispiele besteht kein Bedeutungsunterschied zwischen den Doppelformen (anders ist es z. B. bei Friede / Frieden und Funke / Funken, ähnlich wie bei Drache / Drachen).
2.
2 der Fleck - der Flecken · der Lump - der Lumpen
Auch Doppelformen dieser Art (endungslos oder auf -en) können gleichbedeutend oder in der Bedeutung differenziert sein. Synonymie bzw. weitgehende Bedeutungsüberschneidung gibt es z. B. bei:
Fleck - Flecken, Gelüst (auch: Gelüste) - Gelüsten, Nutz (veraltet) - Nutzen, Propf - Propfen, Zapf - Zapfen.
In der Bedeutung differenziert sind z. B.:
Lump »schlechter Mensch« - Lumpen »Lappen, Kleidungsstück«, Nord, Ost, Süd, West (Wind) - Norden, Osten, Süden, Westen (geografische Bezeichnung), Reif »Ring, ringförmiges Schmuckstück« - Reifen »größerer Ring (als Spiel- und Sportgerät), Fassband, Teil des Fahrzeugrades«, Schreck »kurze, plötzliche seelische Erschütterung« - Schrecken (regional für: Schreck) »Angst hervorrufende Wirkung von etwas«.
2.
3 der Bursch - der Bursche · das Geheul - das Geheule
Bei diesen Doppelformen (endungslos oder auf -e) sind viele der e-losen Formen regional- oder umgangssprachlich. Manche sind in der Bedeutung differenziert:
Bursch (regional, Verbindungswesen) - Bursche, Bub (oberd. für: Junge) - Bube (= Schurke; Spielkarte), Gesell (z. B. fahrender Gesell) - Geselle »Bursche, Kerl; Handwerksgeselle«, Gemüt - Gemüte (veraltet).
Groß ist die Zahl der Doppelformen bei den mit Ge- gebildeten Substantiven:
Gebälk - Gebälke (veraltet), Geläut »Kirchenglocken«, »Hundegebell« - Geläute »(anhaltendes) Läuten«, »Hundegebell«, Geleise (schweiz., österr., sonst gehoben) - Gleis.
Oft bezeichnet die Form mit -e im Gegensatz zur neutralen e-losen Form eine fortgesetzte oder wiederholte, negativ bewertete Handlung:
das Geheule - das Geheul, das Gerausche - das Geräusch.
Dagegen sind bei Bett(e), Herz(e) und Hemd(e) nur die e-losen Formen standardsprachlich üblich.
Zu das Deutsch / das Deutsche Sprachbezeichnungen (1).
2.
4 die Backe - der Backen · das Etikett - die Etikette
Doppelformen, die sich nicht nur in Flexionsformen, sondern auch im Genus unterscheiden, können wie die gerade genannten Substantive bedeutungsgleich oder bedeutungsverschieden sein. Bedeutungsdifferenzierung tritt hier häufiger auf. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Substantive, die in der Umgangssprache, in Dialekten, in Fachsprachen oder in feststehenden Redewendungen ihr früheres maskulines oder neutrales Genus mit abweichender Endung gegenüber der standardsprachlichen femininen Form behauptet haben.
Bei den folgenden Doppelformen bestehen zwar keine oder lediglich geringe Bedeutungsunterschiede, aber die maskulinen oder neutralen Formen werden seltener oder nur regional gebraucht (vgl. auch diese und weitere Stichwörter an ihrer alphabetischen Stelle):
die Backe - der Backen (regional, bes. südd.), die Drohne - der Drohn (fachspr.), die Ecke - das Eck (südd., österr.; Sport), der Gurt - die Gurte (regional), die Hacke »Ferse« (regional) - der Hacken (seltener; regional), die Lüge - der Lug (fast nur noch in der Formel Lug und Trug), die Niete »Metallbolzen« - der Niet (fachspr.), die Socke - der Socken (oberd., ugs.), der Sparren - die Sparre (veraltend), die Stapfe - der Stapfen (seltener), der Striemen - die Strieme, die Zacke - der Zacken (regional und in umgangssprachlichen Wendungen), die Zehe »Fußzehe« - der Zeh - der Zehen (regional).
Nachstehende Substantive sind in der Bedeutung differenziert (vgl. im Einzelnen Akt / Akte usw.):
die Akte - der Akt, die Etikette - das Etikett, das Idyll - die Idylle, die Importe - der Import, die Karre - der Karren, die Maie - der Maien - der Mai, der Muff - die Muffe, die Posse - der Possen, die Quaste - der Quast, die Röhre - das Rohr, die Ruine - der Ruin, die Scherbe - der Scherben, die Spanne - der Spann, die Spitze - der Spitz, die Sprosse - der Spross, die Streife - der Streifen, der Trupp - die Truppe, der Typ - die Type, die Zinke - der Zinken.
3 Abgeleitete feminine Personenbezeichnungen
Feminine Personenbezeichnungen werden aus maskulinen in der Regel durch das Suffix -in abgeleitet, das an den vollständigen Stamm (Dieb - Diebin, Chef - Chefin) oder an den Stamm ohne das auslautende -e (Bote - Botin, Germane - Germanin), manchmal mit Umlaut (Franzose - Französin), angehängt wird. Diese Art der Bildung von Feminina gilt auch für Stämme, die auf -er (Bäcker - Bäckerin) oder -rer enden:
Bewahrer - Bewahrerin, Betörer - Betörerin, Führer - Führerin, Lehrer - Lehrerin, Verehrer - Verehrerin, Verführer - Verführerin, Zerstörer - Zerstörerin.
Bei maskulinen Personenbezeichnungen auf -erer wird die feminine Endung -in an die Stelle des zweiten -er gesetzt:
Eroberer - Eroberin (nicht: Erobererin), Förderer - Förderin, Lästerer - Lästerin.
Wird ein -erer auf -rer verkürzt, tritt -in an den vollständigen Stamm:
Bewunderer - Bewunderin, aber: Bewundrer - Bewundrerin; Ruderer- Ruderin, aber: Rudrer- Rudrerin.
Zu femininen Berufsbezeichnungen (Friseur - Friseurin) Titel und Berufsbezeichnungen (3). Zu den Ausnahmen Abenteu(r)erin und Märtyr(er)in Abenteurerin / Abenteuerin usw.
1.1 Starke Deklination
1.2 Schwache Deklination
1.3 Gemischte Deklination
1.4 Besonderheiten
2 Doppelformen
2.1 der Name - der Namen
2.2 der Fleck - der Flecken · der Lump - der Lumpen
2.3 der Bursch - der Bursche · das Geheul - das Geheule
2.4 die Backe - der Backen · das Etikett - die Etikette
3 Abgeleitete feminine Personenbezeichnungen
1 Die Deklinationsarten
Nach der Bildungsweise von Genitiv Singular und Nominativ Plural lassen sich drei Deklinationsarten (manchmal spricht man auch von Deklinationstypen) unterscheiden, eine starke, eine schwache und eine gemischte Deklination (die Terminologie geht auf Jacob Grimm zurück).
Die Einteilung wird manchmal auf Maskulina und Neutra beschränkt, manchmal (wie in der folgenden Darstellung) auch auf die Feminina ausgeweitet. Feminina ohne Plural (Geduld, Sanftmut, Vernunft) werden in dieser (an der heutigen Sprache ausgerichteten) Einteilung nicht berücksichtigt.
1.
1 Starke Deklination
Diese Deklinationsart verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie bei der Kasusbildung im Allgemeinen ohne die konsonantische Stütze durch -n auskommt, d. h., dass außer im Dativ Plural keine Endung -n oder -en auftritt.
Der Genitiv Singular der starken Maskulina und Neutra endet auf -(e)s (des Papiers, des Fisch(e)s), der Nominativ Plural auf -e, oder -er (die Schafe, die Bretter); er kann auch endungslos sein (die Lehrer) oder Umlaut haben (die Gärten).
Die starken Feminina dieser Deklinationsart sind im Singular endungslos; der Nominativ Plural endet auf -e und hat in der Regel Umlaut (die Kräfte, die Nöte, die Künste).
Maskulinum Femininum Neutrum
Singular Nom. der Tag die Kraft das Bild
Gen. des Tag-(e)s der Kraft des Bild-(e)s
Dat. dem Tag(-e) der Kraft dem Bild(-e)
Akk. den Tag die Kraft das Bild
Plural Nom. die Tag-e die Kräft-e die Bild-er
Gen. der Tag-e der Kräft-e der Bild-er
Dat. den Tag-en den Kräft-en den Bild-ern
Akk. die Tag-e die Kräft-e die Bild-er
Die weitaus größte Zahl der Maskulina und Neutra des Kernwortschatzes folgt der starken Deklination.
1.
2 Schwache Deklination
Diese Deklinationsart, der Maskulina und Feminina angehören, wird »schwach« genannt, weil sie zur Kasusbildung der konsonantischen Stütze -n bedarf: Mit Ausnahme des Nominativs Singular der Maskulina und des endungslosen Singulars der Feminina enden alle Formen auf -en oder -n (des Menschen, Hasen usw.):
Maskulinum Femininum
Singular Nom. der Mensch die Frau
Gen. des Mensch-en der Frau
Dat. dem Mensch-en der Frau
Akk. den Mensch-en die Frau
Plural Nom. die Mensch-en die Frau-en
Gen. der Mensch-en der Frau-en
Dat. den Mensch-en den Frau-en
Akk. die Mensch-en die Frau-en
Die weitaus größte Zahl der Feminina des Kernwortschatzes folgt der schwachen Deklination. Die weitaus meisten schwachen Maskulina bezeichnen Lebewesen.
1.
3 Gemischte Deklination
Diese Deklinationsart, der Maskulina und Neutra angehören, weist im Genitiv Singular das -(e)s der starken und in allen Formen des Plurals das -(e)n der schwachen Deklination auf:
Maskulinum Femininum
Singular Nom. der Staat das Auge
Gen. des Staat-(e)s des Auge-s
Dat. dem Staat(-e) dem Auge
Akk. den Staat das Auge
Plural Nom. die Staat-en die Auge-n
Gen. der Staat-en der Auge-n
Dat. den Staat-en den Auge-n
Akk. die Staat-en die Auge-n
1.
4 Besonderheiten
Die wichtigste besondere Flexionsart des Substantivs ist die s-Flexion, die als einzige Flexionsendung -s verwendet (des Autos, die Autos) und sich im Gegenwartsdeutschen schnell ausbreitet. Zu Substantiven wie Bauer, Lump usw., die zwischen starker und schwacher Deklination schwanken, und zum Weglassen von Deklinationsendungen Weglassen der Flexionsendung (bes. 2.1). Zur Bildung des Genitivs Singular der starken Maskulina und Neutra mit -s oder -es Genitiv-s. Zur Bildung des starken Dativs Singular mit oder ohne -e Dativ-e. Über die Formen und Schwankungen der Pluralbildung Plural, Umlaut. Folgende Artikel enthalten weitere Ausführungen zur Deklination: Abkürzungen (3), Fremdwort (3), geografische Namen (1), Ortsnamen (2), Personennamen (2 und 3), Völker- und Stammesnamen (3).
2 Doppelformen
Eine ganze Reihe von Substantiven weist mehr oder weniger stark voneinander abweichende Doppelformen auf, von denen in den meisten Fällen nur eine standardsprachlich ist, während die andere als regional- oder umgangssprachlich, weniger gebräuchlich, veraltend o. Ä. gilt. In einer Reihe von Fällen handelt es sich um Formen eng verwandter Wörter mit leicht unterschiedlicher Bedeutung.
2.
1 der Name - der Namen
Substantive mit gleichem Genus, aber verschiedener Nominativ-Singular-Endung (-e/-en) wie Name - Namen, Wille - Willen sind von der schwachen zur starken Deklination übergegangen: Erst wurde das -n der früheren schwachen Deklination von den übrigen Kasus auf den Nominativ übertragen, dann erfolgte starke Deklination nach dem Muster stark deklinierender Wörter wie der Wagen - des Wagens.
Daneben gibt es Wörter, wie z. B. Friede, die ursprünglich stark (des Friedes), dann aber schwach flektiert wurden. Auch bei ihnen wurde das -n der schwachen Deklination von den übrigen Kasus auf den Nominativ übertragen, worauf dann erneut stark flektiert wurde (des Friedens). Die Formen stehen z. T. gleichberechtigt nebeneinander, z. T. veralten sie, z. T. treten die Formen ohne -n seltener auf, z. T. die Formen mit -en:
Friede - Frieden, Funke - Funken (seltener), Gedanke - Gedanken (veraltet), Gefallen - Gefalle (veraltet), Glaube - Glauben (selten, veraltend), Haufen - Haufe (selten, veraltend), Name - Namen (selten), Samen - Same (seltener), Schaden - Schade (veraltet), Wille - Willen (selten).
Bei den meisten dieser Beispiele besteht kein Bedeutungsunterschied zwischen den Doppelformen (anders ist es z. B. bei Friede / Frieden und Funke / Funken, ähnlich wie bei Drache / Drachen).
2.
2 der Fleck - der Flecken · der Lump - der Lumpen
Auch Doppelformen dieser Art (endungslos oder auf -en) können gleichbedeutend oder in der Bedeutung differenziert sein. Synonymie bzw. weitgehende Bedeutungsüberschneidung gibt es z. B. bei:
Fleck - Flecken, Gelüst (auch: Gelüste) - Gelüsten, Nutz (veraltet) - Nutzen, Propf - Propfen, Zapf - Zapfen.
In der Bedeutung differenziert sind z. B.:
Lump »schlechter Mensch« - Lumpen »Lappen, Kleidungsstück«, Nord, Ost, Süd, West (Wind) - Norden, Osten, Süden, Westen (geografische Bezeichnung), Reif »Ring, ringförmiges Schmuckstück« - Reifen »größerer Ring (als Spiel- und Sportgerät), Fassband, Teil des Fahrzeugrades«, Schreck »kurze, plötzliche seelische Erschütterung« - Schrecken (regional für: Schreck) »Angst hervorrufende Wirkung von etwas«.
2.
3 der Bursch - der Bursche · das Geheul - das Geheule
Bei diesen Doppelformen (endungslos oder auf -e) sind viele der e-losen Formen regional- oder umgangssprachlich. Manche sind in der Bedeutung differenziert:
Bursch (regional, Verbindungswesen) - Bursche, Bub (oberd. für: Junge) - Bube (= Schurke; Spielkarte), Gesell (z. B. fahrender Gesell) - Geselle »Bursche, Kerl; Handwerksgeselle«, Gemüt - Gemüte (veraltet).
Groß ist die Zahl der Doppelformen bei den mit Ge- gebildeten Substantiven:
Gebälk - Gebälke (veraltet), Geläut »Kirchenglocken«, »Hundegebell« - Geläute »(anhaltendes) Läuten«, »Hundegebell«, Geleise (schweiz., österr., sonst gehoben) - Gleis.
Oft bezeichnet die Form mit -e im Gegensatz zur neutralen e-losen Form eine fortgesetzte oder wiederholte, negativ bewertete Handlung:
das Geheule - das Geheul, das Gerausche - das Geräusch.
Dagegen sind bei Bett(e), Herz(e) und Hemd(e) nur die e-losen Formen standardsprachlich üblich.
Zu das Deutsch / das Deutsche Sprachbezeichnungen (1).
2.
4 die Backe - der Backen · das Etikett - die Etikette
Doppelformen, die sich nicht nur in Flexionsformen, sondern auch im Genus unterscheiden, können wie die gerade genannten Substantive bedeutungsgleich oder bedeutungsverschieden sein. Bedeutungsdifferenzierung tritt hier häufiger auf. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Substantive, die in der Umgangssprache, in Dialekten, in Fachsprachen oder in feststehenden Redewendungen ihr früheres maskulines oder neutrales Genus mit abweichender Endung gegenüber der standardsprachlichen femininen Form behauptet haben.
Bei den folgenden Doppelformen bestehen zwar keine oder lediglich geringe Bedeutungsunterschiede, aber die maskulinen oder neutralen Formen werden seltener oder nur regional gebraucht (vgl. auch diese und weitere Stichwörter an ihrer alphabetischen Stelle):
die Backe - der Backen (regional, bes. südd.), die Drohne - der Drohn (fachspr.), die Ecke - das Eck (südd., österr.; Sport), der Gurt - die Gurte (regional), die Hacke »Ferse« (regional) - der Hacken (seltener; regional), die Lüge - der Lug (fast nur noch in der Formel Lug und Trug), die Niete »Metallbolzen« - der Niet (fachspr.), die Socke - der Socken (oberd., ugs.), der Sparren - die Sparre (veraltend), die Stapfe - der Stapfen (seltener), der Striemen - die Strieme, die Zacke - der Zacken (regional und in umgangssprachlichen Wendungen), die Zehe »Fußzehe« - der Zeh - der Zehen (regional).
Nachstehende Substantive sind in der Bedeutung differenziert (vgl. im Einzelnen Akt / Akte usw.):
die Akte - der Akt, die Etikette - das Etikett, das Idyll - die Idylle, die Importe - der Import, die Karre - der Karren, die Maie - der Maien - der Mai, der Muff - die Muffe, die Posse - der Possen, die Quaste - der Quast, die Röhre - das Rohr, die Ruine - der Ruin, die Scherbe - der Scherben, die Spanne - der Spann, die Spitze - der Spitz, die Sprosse - der Spross, die Streife - der Streifen, der Trupp - die Truppe, der Typ - die Type, die Zinke - der Zinken.
3 Abgeleitete feminine Personenbezeichnungen
Feminine Personenbezeichnungen werden aus maskulinen in der Regel durch das Suffix -in abgeleitet, das an den vollständigen Stamm (Dieb - Diebin, Chef - Chefin) oder an den Stamm ohne das auslautende -e (Bote - Botin, Germane - Germanin), manchmal mit Umlaut (Franzose - Französin), angehängt wird. Diese Art der Bildung von Feminina gilt auch für Stämme, die auf -er (Bäcker - Bäckerin) oder -rer enden:
Bewahrer - Bewahrerin, Betörer - Betörerin, Führer - Führerin, Lehrer - Lehrerin, Verehrer - Verehrerin, Verführer - Verführerin, Zerstörer - Zerstörerin.
Bei maskulinen Personenbezeichnungen auf -erer wird die feminine Endung -in an die Stelle des zweiten -er gesetzt:
Eroberer - Eroberin (nicht: Erobererin), Förderer - Förderin, Lästerer - Lästerin.
Wird ein -erer auf -rer verkürzt, tritt -in an den vollständigen Stamm:
Bewunderer - Bewunderin, aber: Bewundrer - Bewundrerin; Ruderer- Ruderin, aber: Rudrer- Rudrerin.
Zu femininen Berufsbezeichnungen (Friseur - Friseurin) Titel und Berufsbezeichnungen (3). Zu den Ausnahmen Abenteu(r)erin und Märtyr(er)in Abenteurerin / Abenteuerin usw.