Duden Richtiges und gutes Deutsch
Rohr / Röhre
Die Anwendungsbereiche von Rohr und Röhre sind im heutigen Sprachgebrauch nicht streng geschieden, wenngleich auch viele Sprecher mit Rohr die Vorstellung verbinden, dass es sich dabei - im Gegensatz zu Röhre - um einen längeren zylindrischen Hohlkörper von größerem Durchmesser und mit stabiler Wandung handelt, der dazu dient, Gase, Flüssigkeit, Licht, Schall u. a. durchzulassen. Ursprünglich bezeichnete das Substantiv das Rohr (Plural: die Rohre) den Stängel hohlschäftiger Pflanzen, besonders das Schilfrohr, und es wurde dann auch kollektiv im Sinne von »Schilf« verwendet: Bambusrohr, Zuckerrohr, Schilfrohr, Rohrdommel (= nach dem Nistplatz im Schilf) usw. Dann diente es auch zur Bezeichnung von Gegenständen aus hohlschäftigen Pflanzen: Rohrstock, Blasrohr, Rohrgeflecht, Rohrstuhl usw. Schließlich wurde das Wort auf rohrförmige, hohle Dinge aus Ton, Metall u. dgl. übertragen: Wasserrohr, Leitungsrohr, Ofenrohr, Kanonenrohr, Saugrohr, Hörrohr, Sprachrohr, Sehrohr, Fernrohr; Rohrleger, Rohrpost usw. Das Substantiv die Röhre (Plural: die Röhren) war ursprünglich mit Rohr gleichbedeutend, wurde dann aber nur noch übertragen für rohrförmige, hohle Dinge oder für Hohlräume in einem größeren festen Körper gebraucht: Glasröhre, Tablettenröhre, Stahlröhre, Zementröhre, Brunnenröhre; Röhrenembargo usw. Alle anatomischen Bezeichnungen haben als Grundwort -röhre: Luftröhre, Speiseröhre, Harnröhre usw. - In einigen Fällen bezeichnet Röhre auch Dinge, die heute nicht mehr rohrförmig hohl sind: Bratröhre, Radioröhre, Fernsehröhre usw.
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