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Relativsatz
Häufig gestellte Fragen zum RelativsatzFrage Antwort unter
Müssen Relativsätze immer direkt auf den Satzteil folgen, auf den sie sich beziehen? dieser Artikel, Punkt (1)
In welchen Fällen sollte man Relativsätze vermeiden und stattdessen selbstständige Sätze verwenden? dieser Artikel, Punkt (2)
Unter einem Relativsatz versteht man einen Nebensatz, der durch ein Relativpronomen oder -adverb eingeleitet wird und in der Rolle eines Attributs oder eines selbstständigen Satzglieds steht. In der Rolle eines Attributes: Das Junge, das aus dem Nest fiel, war sofort tot (= Das aus dem Nest gefallene Junge war sofort tot). In der Rolle eines Satzgliedes (Subjekt): Wer nicht hören will, muss fühlen (= Der nicht hören Wollende muss fühlen). Man spricht hier auch von einem freien Relativsatz. Ein freier Relativsatz kann in der Regel durch ein Pronomen zu einem gebundenen Relativsatz gemacht werden: Wer nicht hören will, der muss fühlen.
1.
Stellung des Relativsatzes:
Jeder Relativsatz in der Rolle eines Attributes bezieht sich auf ein Substantiv oder auf ein Pronomen:
Du, der du dies sagst, lügst. Das Kind, das über die Straße lief, war ihr Bruder.
Das Relativpronomen, das den Relativsatz einleitet, sollte eindeutig auf das Bezugswort bezogen sein. Der Bezug wird durch Kongruenz des Relativpronomens im Genus und Numerus hergestellt:
das Kind, dem sie die Mütze aufsetzte ...; die Kinder, denen sie die Mütze aufsetzte ...; die Frau, der sie half ...; die Frauen, denen sie half ...
Die Eindeutigkeit des Bezugs wird dann gestört, wenn zwischen dem Bezugswort und dem Relativpronomen ein anderes Substantiv oder andere Substantive stehen, die im Genus und im Numerus mit dem Bezugswort übereinstimmen. Das Relativpronomen passt dann seiner Form nach zu allen vorangehenden Substantiven:
Er legte das Geschenk auf das Bett, das er aus der Stadt mitgebracht hatte.
In diesem Beispiel wird nicht deutlich, ob das Geschenk oder das Bett aus der Stadt mitgebracht worden ist, weil sich der Relativsatz sowohl auf Geschenk als auch auf Bett beziehen kann. Diese Mehrdeutigkeit lässt sich vermeiden, wenn man den Relativsatz unmittelbar dem Bezugswort folgen lässt:
Er legte das Geschenk, das er aus der Stadt mitgebracht hatte, auf das Bett. Nicht: Wir bieten eine Wohnung für eine größere Familie, die frisch instand gesetzt ist. Sondern: Wir bieten eine Wohnung, die frisch instand gesetzt ist, für eine größere Familie. Nicht: Er schrieb einen Brief an seinen Vater, der schon seit Langem fällig war. Sondern: Er schrieb den Brief, der schon seit Langem fällig war, an seinen Vater.
Auch in Satzgefügen, in denen solche Missverständnisse nicht möglich sind, wird der Relativsatz nicht selten dem Bezugswort unmittelbar angeschlossen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Nebensatz eine Aussage enthält, die für das weitere Verständnis des übergeordneten Satzes notwendig ist:
Ein Klavierspieler, der nicht ständig übt, wird es niemals zur Meisterschaft bringen.
Der Relativsatz der nicht ständig übt als Attribut zu Klavierspieler muss bekannt sein, damit die Aussage des Hauptsatzes überhaupt verständlich ist. Das wird deutlich, wenn man den Relativsatz erst an das Ende des Hauptsatzes anschließt:
Ein Klavierspieler wird es niemals zur Meisterschaft bringen, der nicht ständig übt.
Eine Trennung des Relativsatzes von seinem Bezugswort ist aber dann möglich und stilistisch sogar zu empfehlen, wenn der Relativsatz eng zusammengehörende Satzteile trennt, wie z. B. das Bezugswort und ein Attribut. Man vermeidet dann eine unschöne Verschachtelung:
Nicht: Bei mir stellte sich eine starke Abneigung, deren ich nicht Herr werden konnte, gegen Karls Freund ein. Sondern: Bei mir stellte sich eine starke Abneigung gegen Karls Freund ein, deren ich nicht Herr werden konnte.
2.
weiterführende Relativsätze:
Die Grundfunktion des Relativsatzes besteht darin, das vom Bezugswort Bezeichnete näher zu bestimmen: die Bücher, die sie las sind Bücher ganz bestimmter Art, die aus der Menge der Bücher ausgegrenzt werden. Man nennt Relativsätze dieser Art restriktiv. Ihnen gegenüber steht der seltenere Typ von Relativsatz, der wohl das von Bezugswort Bezeichnete näher bestimmt, aber nicht einschränkt oder identifiziert: Der Relativsatz in seine Mutter, die er in Hannover traf kennzeichnet jemandes Mutter näher, ohne den Bezug von Mutter einzuschränken (das wäre in diesem Beispiel auch kaum möglich). Solche Relativsätze werden nicht restriktiv genannt.
Beziehen sich also zwei Nominalausdrücke, z. B. zwei Pronomen, die in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen vorkommen, auf dieselbe Person oder dasselbe Ding, so werden diese Sätze üblicherweise als selbstständige Sätze nebeneinandergestellt:
Ich traf sie auf dem Marktplatz. Sie kaufte gerade ein. Er fuhr nach Frankfurt; er kaufte dort einen Anzug.
Wird in einem solchen Fall ein (nicht restriktiver) Relativsatz verwendet, kann leicht eine unschöne Konstruktion entstehen:
Nicht: Machen Sie eine Probefahrt mit dem neuen Wagen, der Ihnen gefallen wird. Sondern: Machen Sie eine Probefahrt mit dem neuen Wagen. Er wird Ihnen gefallen.
Diese Art der Weiterführung führt besonders dann zu merkwürdigen Sätzen, wenn der Nebensatz ein später eintretendes Ereignis nennt, dabei jedoch in den übergeordneten Satz eingefügt ist:
Nicht: Er sah eine riesige Welle, von der er verschlungen wurde, auf sich zukommen. Sondern: Er sah eine riesige Welle auf sich zukommen. Er wurde von ihr verschlungen.
In besonderen Fällen ist der relativische Anschluss eines weiterführenden Satzes jedoch möglich, und zwar dann, wenn der Relativsatz durch Einschaltung eines aber, indes, jedoch, dann, denn, auch, darauf von dem übergeordneten Satz genügend distanziert ist. Diese Wörter betonen deutlich den Gegensatz oder die zeitliche (gedankliche) Folge:
Nicht: Sie machte einen Versuch, der restlos scheiterte. Sondern: Sie machte einen Versuch, der aber restlos scheiterte. (Oder mit zwei Hauptsätzen: Sie machte einen Versuch. Dieser scheiterte restlos.) Nicht: Ich suchte meinen Freund, den ich fand. Sondern: Ich suchte meinen Freund, den ich auch endlich fand. Entsprechend: Er setzte mir einen guten Wein vor, der mir jedoch übel bekam.
Korrekt ist auch der Anschluss eines neuen Sachverhaltes in einem Relativsatz, der mit was eingeleitet wird, wenn dieses was sich auf den Inhalt des ganzen Satzes bezieht:
Sie eröffnete die Sitzung selbst, was mit lautem Beifall gewürdigt wurde. Mutter musste immer wieder Märchen erzählen, was sie auch gerne tat.
Auch der weiterführende Anschluss mit dem lokalen Relativadverb wo gilt hochsprachlich als korrekt, wenn es sich um einen räumlichen (oder auch um einen zeitlichen) Bezug handelt:
Ich komme eben aus der Stadt, wo ich Zeuge eines Unfalls war. wo (2).
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